Ärger um Halit-Platz - Ortsbeirat hat Benennung noch nicht zugestimmt
Kassel. Der Platz vor dem Hauptfriedhof soll nach dem von der Terrorzelle NSU ermordeten Halit Yozgat benannt werden. Im Juni sollte der Platz den Namen des Opfers offiziell erhalten. Der Ortsbeirat Nord-Holland kann Oberbürgermeister Hilgen jetzt noch einen Strich durch die Rechnung machen.
Archiv-Video vom Gedenken an H. Yozgat
Bis heute hat das Gremium, das laut Satzung für die Namensgebung von Plätzen und Straßen zuständig ist, der Benennung nicht zugestimmt. Das Thema Halit-Yozgat-Platz stand bislang nicht mal auf der Tagesordnung einer Sitzung des Stadtteilgremiums.
In der Sitzung am 19. April handelte Ortsvorsteherin
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Monika Sprafke (SPD) das brisante Thema unter dem Punkt Mitteilungen ab. Im Protokoll der Sitzung steht: „Der Platz vor dem Hauptfriedhof soll in Halit-Platz umbenannt werden. Zu diesem Thema soll in Kürze eine Vorlage kommen.“ Der Ortsbeirat hat sich offiziell noch keine Meinung über die Namensgebung gemacht.
„Wir müssen uns erst noch positionieren“, sagt Monika Sprafke diese Woche dazu. Weiter wolle sie sich zu dem Thema nicht äußern. Die Mai-Sitzung des Stadtteilgremiums wurde abgesagt, der frühste Zeitpunkt, sich eine Meinung zu bilden, ist nun in der Sitzung am 21. Juni.
Dem Vernehmen nach gibt es von einigen Ortsbeiratsmitgliedern große Vorbehalte, den bislang namenlosen Platz nach Halit Yozgat zu benennen. Wer dagegen ist, darüber möchte niemand wirklich sprechen. Er persönlich finde es prima, dass der Platz am Hauptfriedhof Halit-Platz heißen soll, sagt der stellvertretende Ortsvorsteher Hannes Volz (Grüne). Die beiden anderen Grünen im Ortsbeirat stünden auch hinter der Entscheidung. Ansonsten benötige der Ortsbeirat noch Zeit, um sich zu entscheiden, sagt Volz.
Alles zu Halit Yozgat und der Mordserie im Regiowiki
„Ich weiß, das ist eine blöde Situation.“
Der gesamte Ortsbeirat war vergangenen Freitag bei Oberbürgermeister Bertram Hilgen zu einem vertraulichen Gespräch über das Thema eingeladen. Was dort konkret besprochen wurde, darüber herrscht Stillschweigen.
Dem Vernehmen nach soll das Treffen nicht sehr harmonisch abgelaufen sein. „Das Gespräch diente zur Sondierung“, sagt Hilgens Büroleiter Manfred Merz. Schließlich handele es sich um ein Thema, das nicht nur in der Politik kontrovers diskutiert werde. Merz räumt ein, dass es Vorbehalte aus dem Ortsbeirat gibt. Er sei sich aber sicher, dass die Stadt eine Vereinbarung mit dem Gremium findet, den Platz nach Halit Yozgat zu benennen.
Archiv-Bilder vom Gedenken
Öffentlich will offenbar niemand aus dem Ortsbeirat zugeben, dass er gegen die Namensgebung ist. Zwei Ortsbeiratsmitglieder, die die HNA erreicht hat, Osman Beganovic (parteilos) und Peter Schmid (CDU), erklärten, dass sie mit der Namensgebung einverstanden seien. Beganovic kritisiert allerdings, dass der Oberbürgermeister zu spät mit dem Gremium darüber gesprochen habe.
Von Ulrike Pflüger-Scherb
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