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Trotz Rauchverbot auf Spielplätzen: Ärger über qualmende Eltern in Kassel

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Von: Matthias Lohr

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Auf Spielplätzen wie der Goetheanlage in Kassel gilt Rauchverbot. Ein Mann steckt sich eine Zigarette an.
Dies ist seit November auf Hessens Spielplätzen verboten: Unser Autor ist Nichtraucher und steckte sich nur für den Fotografen eine Zigarette in der Goetheanlage in Kassel an. © Andreas Fischer 

Seit November ist auf Hessens Spielplätzen Rauchen verboten. Allerdings weiß das kaum jemand. Eltern beschweren sich über qualmende Mütter und Väter in Kassel.

Kassel – Seitdem Takis Keldenich mit seinen Kindern auf Spielplätze geht, ärgert er sich immer wieder über Eltern, die rauchen. An gut besuchten Wochenenden treffe man mit ziemlicher Sicherheit Mamas und Papas, die selbst zwischen Kleinkindern qualmen, wie der 39-Jährige etwa am Erlebnisspielplatz in der Aue an der Landaustraße und der Goetheanlage festgestellt hat.

Auch wenn es an der frischen Luft keine akute Gesundheitsgefährdung für Passivraucher gebe, ist Qualmen auf Spielplätzen für Keldenich eine Unsitte: „Schon wegen der Vorbildfunktion haben Zigaretten dort nichts zu suchen. Ein Spielplatz ist kein Raum, wo ich Rauch ertragen muss.“ Darum wandte er sich bereits vor drei Jahren an die Stadt. Schon damals hieß es, man arbeite an einem entsprechenden Rauchverbot. Ähnliche Antworten erhielt Keldenich immer wieder – zuletzt im Februar.

Rauchverbot auf hessischen Spielplätzen: In Kassel fehlen Hinweise

Dabei gilt auf hessischen Spielplätzen bereits seit vorigen November ein Rauchverbot (und zwar auch für E-Zigaretten). Es wurde mit der Erweiterung des Nichtraucherschutzgesetzes wirksam. Nur weist bislang kein Schild in Kassel darauf hin. Nicht nur Keldenich fragt sich: Wie kann das sein?

An den Gesundheitsgefahren durch das Rauchen zweifelt niemand. Jedes Jahr sterben in Deutschland laut hessischem Sozialministerium etwa 140.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums. Das sind 400 Menschen täglich. Passivrauchen fordert jedes Jahr das Leben von 3300 Menschen (70 Prozent von ihnen sind übrigens Frauen).

Das Rauchverbot auf Spielplätzen begründet das hessische Sozialministerium auf Nachfrage mit der „besonderen Schutzbedürftigkeit von Kindern vor den gesundheitlichen Gefahren des Passivrauchens und dem Schutz vor auf dem Boden oder im Sandkasten herumliegenden Zigarettenstummeln“.

Auf hessischen Spielplätzen ist Rauchen verboten: Ärger über qualmende Eltern in Kassel

In Kassel soll auf das Rauchverbot künftig mit einem neuen Piktogramm auf den Spielplatzschildern hingewiesen werden, die nach und nach ausgetauscht werden. Bis dahin werden Mitarbeiter des Ordnungsamtes „festgestellten Verstößen zunächst auf kommunikativem Wege begegnen“, wie ein Sprecher der Stadt mitteilt. Rauchende Spielplatzbesucher würden gebeten, die Zigarette auszumachen oder das Gelände zu verlassen. „Größere Verstöße und Beschwerden“ seien bislang nicht bekannt.

Mit dem erweiterten Nichtraucherschutzgesetz sind Bereiche rauchfrei geworden, in denen sich die Menschen „aufhalten müssen, sich weiterbilden oder ihre Freizeit verbringen“, wie es im Sozialministerium heißt. So gilt das Rauchverbot nun auch in Festzelten. Auf Sportplätzen im Freien, wo viele Kinder und Jugendliche aktiv sind, um gesund zu bleiben, darf hingegen weiterhin gequalmt werden – etwa von Eltern, die ihren Nachwuchs beim Fußball anfeuern. Auch dies ist eine Unsitte, wie Vater und Nichtraucher Keldenich findet.

Auf Nachfrage teilt das hessische Sozialministerium mit, dass Sportplätze „im Gegensatz zu Kinderspielplätzen größtenteils vom örtlichen Sportverein betrieben werden und nur bei entsprechenden Sportveranstaltungen öffentlich zugänglich sind“. Ein Rauchverbot könne aber vom Betreiber der Sportanlage erlassen werden. Die Stadt teilt mit: „Ein Rauchverbot auf Freisportanlagen wird derzeit nicht diskutiert.“ (Matthias Lohr)

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