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Alles hören bedeutet nicht alles verstehen

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Wenn das Hörvermögen nachlässt, bieten Hörakustikermeister Tino Messer und Kollegin Canan Coban bei Hess Hören optimal angepasste Hörgerätesysteme und ein entsprechendes Trainingsprogramm an.
Wenn das Hörvermögen nachlässt, bieten Hörakustikermeister Tino Messer und Kollegin Canan Coban bei Hess Hören optimal angepasste Hörgerätesysteme und ein entsprechendes Trainingsprogramm an. © Peer Bergholter

Der Verlust des Hörvermögens geht oftmals mit einem Verlust an Lebensqualität einher. Wenn das Hörvermögen nachlässt und das Sprachverstehen zunehmend schwerer fällt, strengt es immer mehr an, sich in Gespräche zu integrieren. Leider reagieren viele auf diese Lebensumstände, indem sie sich immer mehr aus dem Alltag zurückziehen. Herausfordernde Hörsituationen werden gemieden.

Doch das muss nicht sein –- moderne Hörsysteme, die mit einer Vielzahl an technischen Möglichkeiten ausgestattet sind, können Abhilfe schaffen und das „Hören“ schnell wieder herstellen. Doch das „Verstehen“ kann trotz Einsatz modernster Technik auf der Strecke bleiben. Im Gesundheitsinterview mit Hörakustikmeister Tino Messer haben wir nachgehakt, wodurch sich das „Hören“ vom „Verstehen“ unterscheidet und wie dieses gerade in geräuschvollen Situationen wiederhergestellt werden kann.

Herr Messer, Schwerhörigkeit ist ein schleichender Prozess. Wie wird man sich des eigenen Gehörverlustes bewusst?

In der Tat handelt es sich um einen langwierigen Prozess. Im Schnitt vergehen etwa sieben Jahre, bis sich Betroffene ihrer Schwerhörigkeit bewusst werden. Wir passen uns in der Anfangszeit daran an und kompensieren das verlorene Hörvermögen durch erhöhte Konzentration. Das kostet Energie und führt zu einer schnelleren Erschöpfung. Dass ein Hörverlust vorliegt, vermuten die wenigsten. Oft ist es das Umfeld, das einen auf den Verlust aufmerksam macht.

Ist es denn wichtig, einen Hörverlust frühzeitig zu erkennen und zu handeln?

Ja, je früher, desto besser. Ein Termin zum Hörtest ist bei uns oft kurzfristig vereinbar, unverbindlich und kostenlos. Wenn man den Verdacht hegt, sollte man das in Anspruch nehmen. Durch den schleichenden Prozess kommen über einen langen Zeitraum immer weniger Informationen in unserer Verarbeitung an. Das Gehirn verlernt den Umgang mit den vielen Höreindrücken und leidet darunter. Je länger man wartet, desto schwerer fällt es, sich wieder an alle Geräusche zu gewöhnen.

Können Sie den Unterschied zwischen „Hören“ und „Verstehen“ bitte erläutern?

Einfach formuliert: Wir hören mit den Ohren und verstehen mit dem Gehirn. Hören bedeutet, dass unser Ohr den Schall in Nervenimpulse umwandelt. Das geschieht im Innenohr. Mit Verstehen meint man die Verarbeitung dieser Nervenimpulse in unserem Gehirn. Durch die Hörgeräte können wir leichte bis hochgradige Hörverluste kompensieren und alle verlorenen Höreindrücke der Verarbeitung wieder zugänglich machen. Das Hören lässt sich also leicht wiederherstellen – im Gegensatz zum Verstehen.

Und dagegen kann man nichts machen?

Das Tragen von Gehörschutz in besonders lauten Hörsituationen kann das Gehör schützen. Aktuelle Untersuchungen zeigen aber, dass es eher an den Alltagsgeräuschen liegt, sie sind hauptverantwortlich für die Entstehung von Hörverlusten. Und diese Geräuschkulisse um uns herum nimmt zu. Der Verschleiß des Innenohrs lässt sich nicht direkt aufhalten. Die geschädigte Funktion der Haarsinneszellen lässt sich weder durch eine Operation noch durch Medikamente rückgängig machen. Der Einsatz von Hörgeräten ist alternativlos.

Das betrifft den Bereich des „Hörens“, was ist mit dem „Verstehen“?

Die gute Nachricht ist, dass sich das Verstehen trainieren lässt. Bei Hess Hören haben wir seit Jahren sehr positive Erfahrungen mit der terzo-Gehörtherapie gemacht. Das Gehörtraining ist bei uns der erste Schritt vor einer neuen Hörgeräteanpassung. Auch erfahrene Hörgeräteträger können davon profitieren. In allen Hess-Filialen haben unsere Mitarbeiter/innen entsprechende Schulungen durchlaufen. Durch den Einsatz der terzo-Gehörtherapie lässt sich das Sprachverstehen, gerade in geräuschvollen Situationen, deutlich steigern.

Wie funktioniert die terzo-Gehörtherapie genau?

Bei unserem ersten Termin analysieren wir umfangreich das Gehör unserer Kunden und prüfen, ob eine Gehörtherapie zielführend ist. Die Therapie dauert zwei Wochen. In dem Zeitraum finden drei Termine bei uns statt. Die Übungen werden bequem von zu Hause aus durchgeführt. Dazu stellen wir ein iPad und besondere Trainingshörgeräte zur Verfügung. Die Bedienung ist einfach und auch für ungeübte Nutzer möglich. Das Geheimnis hinter dem Erfolg ist die besondere Anpassungsstrategie unserer Trainingsgeräte. Diese ist über Jahre entwickelt und empirisch bestätigt worden.

Es geht also um die Verbesserung der Geräuschverarbeitung?

Neben der Verbesserung des Sprachverstehens in ruhigen und geräuschvollen Situationen verhilft die terzo-Gehörtherapie außerdem zu einer höheren Trage-Akzeptanz von Hörgeräten. Viele Hörgeräteträger sind mit den neuen Klangeindrücken überfordert. Das sorgt bei vielen Nutzern dazu, dass die Hörgeräte in der Schublade landen. Das Training hilft dabei zu überzeugen, warum die Hörgeräte lieber in den Ohren sitzen sollten.

Warum tragen viele Hörgerätenutzer ihre Geräte nicht regelmäßig?

Eine gesunde Verarbeitung blendet 70 Prozent der Geräusche aus und lässt nur 30 Prozent der Hörinformationen bewusst zu. Man spricht von intakten Hörfiltern. Eine Verarbeitung, die über Jahre hinweg zu wenige Hör-Informationen erhalten hat, hat diese Filterfunktion verlernt. Wenn man das erste Mal Hörgeräte trägt, freut man sich bestimmt, wieder Vögel zwitschern zu hören oder dem Dialog im Spielfilm folgen zu können. Aber, wie laut Zeitunglesen beim Frühstücken ist oder wie lärmend es ist, einen Reißverschluss zu öffnen, haben die meisten vergessen. Terzo unterstützt dabei, die Hörfilter wieder aufzubauen. So lässt sich die Höranstrengung senken.

Von Peer Bergholter

Porträt von Filialleiter Tino Messer
Tino Messer, Hörakustikermeister bei Hess Hören. © Peer Bergholter

Zur Person:
Tino Messer hat seine Ausbildung zum Hörakustiker bei Hess Hören absolviert und 2018 dort auch seinen Meistertitel erlangt. Seit der Filialeröffnung in der Friedrich-Ebert-Straße 64 in Kassel im Jahr 2019 arbeitet der 30-Jährige dort als Filialleiter. Sein persönlicher Anspruch ist, dass jeder einen bestmöglichen Ausgleich für seinen Hördefizit erfährt.

Kontakt:
Hess Hören Hörgeräte GmbH
Friedrich-Ebert-Straße 64
34119 Kassel
Telefon 05 61 / 76 60 59 61
kontakt@hess-hoeren.de
hess-kassel.de

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