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Kassel als Filmstadt: So sah die Stadt zur großen Kinowelle aus

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Von: Bastian Ludwig

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Glamouröses Lichtspielhaus: UFA-Theater in der Oberen Königsstraße. Das Bild entstand um 1925.
Glamouröses Lichtspielhaus: UFA-Theater in der Oberen Königsstraße. Das Bild entstand um 1925. © Stadtmuseum

In einer neuen Sonderausstellung des Stadtmuseums wird Kassel als Filmstadt beleuchtet. Nun sind aber erstmal die Kasseler aufgerufen, Ausstellungsstücke beizusteuern.

Kassel – Wer an Kassel als Filmstadt denkt, dem kommen meist zuerst die Heinz-Erhardt-Filme in den Sinn, für die Kassel mehrfach die Kulisse abgab. Oder die glamouröse Kinozeit der Nachkriegsjahre, als mit der Reiss-Kinokette eine deutschlandweite Größe im Filmgeschäft in Kassel seinen Sitz hatte.

Dabei hatte Kassel als Filmstadt viel mehr zu bieten, wie die Sonderausstellung „Kassel filmreif! Von Popcorn, Stars und Kamerafahrten“ im Stadtmuseum zeigen wird. Diese eröffnet zwar erst am 25. November und läuft dann bis 3. September 2023, aber schon jetzt suchen die Organisatoren Requisiten, Erinnerungsstücke, Geschichten und Bilder von Menschen aus der Region, die das Thema anschaulich machen.

Über 100 Jahre reicht die Kasseler Film- und Kinogeschichte zurück. „Die ersten Lichtspielhäuser entstanden in Kassel um 1906“, erzählt Christina Reich vom Stadtmuseum. Das allererste Haus hieß „Beckers Cinematograph“ und wurde von Ferdinand Becker an der Unteren Königsstraße geführt. Später wurden die Namen klangvoller: Es gab beispielsweise das Walhalla-Theater an der Bahnhofstraße (heute Werner-Hilpert-Straße) und das Metropol-Theater an der Unteren Königsstraße. Eine erste Kinowelle setzte 1912 ein.

Organisieren die Ausstellung: Christina Reich und Maximilian Kaiser vom Stadtmuseum.
Organisieren die Ausstellung: Christina Reich und Maximilian Kaiser vom Stadtmuseum. © Bastian Ludwig

In den Anfangsjahren befanden sich die Filmvorführstätten häufig in Gaststätten, erst später entstanden separate Lichtspielhäuser, erzählt Maximilian Kaiser vom Stadtmuseum, der die Ausstellung mitorganisiert. Im Garten des Stadtpark-Theaters an der Garde-du-Corps-Straße habe es ab 1921 das erste Freiluftkino Europas gegeben. Im Zweiten Weltkrieg wurde ein Großteil der Kinos zerstört.

Das einzige Haus, das seit 1922 unter gleichem Namen besteht – auch wenn es mehrfach neu gebaut wurde – ist das Capitol-Kino an der Wilhelmsstraße. Es werde bis heute von den Nachfahren der Gründerfamilie Kölsch betrieben, sagt Kaiser.

Aber auch abseits der Kinos spielte Kassel schon früh eine Rolle im Filmgeschäft. 1922 etwa war die damals 20-jährige Marlene Dietrich für Dreharbeiten zum Stummfilm „So sind die Männer“ im Schloss Wilhelmshöhe. Seinerzeit war Dietrich nur in einer Nebenrolle zu sehen.

Erstes Kino am Platz: das Kaskade-Kino am Königsplatz kurz nach der Eröffnung 1952.
Erstes Kino am Platz: das Kaskade-Kino am Königsplatz kurz nach der Eröffnung 1952. © Stadtmuseum

Mit dem Wiederaufbau der Stadt entstanden in den 50er-Jahren auch im Stadtgebiet überall neue Kinos. Zuerst in den Außenbezirken, erst später auch im Zentrum. „In den 50er-Jahren gab es 14 Kinos in der Stadt, heute sind es noch fünf“, sagt Reich.

Fest verbunden mit dem Aufstieg des Nachkriegsfilms waren die Filmtheaterbetriebe Georg Reiss, die bis 2011 existierten. Das Kasseler Unternehmen betrieb zeitweise deutschlandweit mehr als 50 Kinos – das Kasseler Flaggschiff war das Kaskade-Kino am Königsplatz. Aber nicht nur in dem 1952 erbauten Premierenkino waren Stars zu bewundern, sondern regelmäßig auch im Hotel Reiss am Hauptbahnhof und im Hotel Hessenland. Hans Albers, Heinz Rühmann, Walter Giller, Hildegard Knef – sie alle waren teils häufiger in Kassel zu Gast.

Hier stiegen viele Stars ab: Schauspieler Pierre Brice 1965 (rechts) im Hotel Reiss. Damals lief „Winnetou III“ an.
Hier stiegen viele Stars ab: Schauspieler Pierre Brice 1965 (rechts) im Hotel Reiss. Damals lief „Winnetou III“ an. © privat

Mit zwei Oscarpreisträgern von der Kasseler Kunsthochschule (1990 und 1997), mehreren Fernseh- und Kinoproduktionen der jüngeren Vergangenheit („Tödliches Vertrauen, „Ostwind“ etc.) sowie Kasseler Filmfestivals (Dokfest, Randfilmfest etc.) schlägt die Ausstellung einen Bogen bis in die Gegenwart. (Bastian Ludwig)

Aufruf: Wer Fotografien, Objekte und Geschichten zur Kino- und Filmgeschichte hat, wendet sich an Maximilian Kaiser. Tel. 0561/ 787 41 65 oder per E-Mail maximilian.kaiser@kassel.de

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