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Als Putins Ex-Frau zu Gast in Kassel war. „Die Spürhunde haben in jeden Blumentopf geschaut“

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Von: Florian Hagemann

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Empfang am Kongress Palais: OB Georg Lewandowski empfing 2002 Ludmila Putina. Archi
Empfang am Kongress Palais: OB Georg Lewandowski empfing 2002 Ludmila Putina. Archi © Andreas Fischer

Wladimir Putin führt Krieg in der Ukraine. Seine Ex-Frau war einst in Kassel zu Besuch – als alle dachten, die deutsch-russischen Beziehungen hätten eine große Zukunft. Eine Erinnerung.

Kassel – Wenn sich Renate Fricke an jenes Ereignis im Oktober 2002 erinnert, fällt ihr zunächst die große Aufregung ein, die damals herrschte. Es stand der Besuch von Ludmila Putina in Kassel an. Die damalige Frau des russischen Präsidenten Wladimir Putin sollte im Kongress Palais den Kulturpreis Deutsche Sprache erhalten. Der Verein Pro Nordhessen mit Geschäftsführerin Renate Fricke organisierte den Termin. Das Problem: Bis kurz vor Beginn der Veranstaltung stand alles auf der Kippe.

„Russland wollte, dass sich auf allen Dächern Scharfschützen positionieren, das wollten wir aber nicht“, erzählt Fricke. Am Ende fand die Veranstaltung statt – ohne Scharfschützen auf den Dächern. Die Sicherheitsvorkehrungen waren trotzdem immens. „Die Spürhunde der Polizei haben in jeden Blumentopf geschaut. Die Rahmenbedingungen waren außergewöhnlich.“

Und doch hat Renate Fricke die Begegnung mit Ludmila Putina vor allem in positiver Erinnerung: „Sie war ausgesprochen liebenswert, zurückhaltend, aber herzlich zugewandt. Es war schön, sie kennengelernt zu haben.“

Ludmila Putina erhielt den Preis als Botschafterin für den deutsch-russischen Sprachenaustausch. Sie hatte auch die Schirmherrschaft für Sprachwettbewerbe übernommen, die an deutschen und russischen Schulen ausgetragen wurden. Putina selbst war nicht zuletzt durch ihre Jahre in Berlin und Dresden mit der deutschen Sprache vertraut. Ihre mit Wladimir Putin gemeinsamen Töchter Mascha und Katja wuchsen zweisprachig auf.

So kommt Renate Fricke zu einer weiteren Bewertung des einstigen Staatsbesuchs in Kassel. Das Tamtam drumherum ist das eine, die inhaltliche Bewertung das andere. Damals herrschte eine Art Aufbruchstimmung in Sachen deutsch-russischer Zusammenarbeit. „Alle waren der Ansicht: Das ist kein Traum“, erzählt Fricke. Der Beginn einer neuen Zeit.

Es ist dann doch anders gekommen. Und deshalb ist Fricke auch „todtraurig“, wenn sie sieht, was aus all den Prognosen, aus all der Zuversicht, aus all den Hoffnungen geworden ist, die auch in den Reden damals zum Ausdruck gekommen sind. Jetzt führt Putin Krieg in der Ukraine.

Für Ludmila Putina hat Renate Fricke trotzdem weiterhin Hochachtung – auch aus einem ganz einfachen Grund: „Ich finde es beeindruckend, dass sie es geschafft hat, sich von Wladimir Putin zu trennen.“ 2013 gab das Ehepaar das Ende der Beziehung bekannt, ein Jahr darauf wurde die Ehe nach mehr als 30 Jahren geschieden. Putina ist nun wieder verheiratet und heißt nun Otscheretnaja. Was sie heute macht, ist nicht bekannt.

Sie war nicht nur das eine Mal in Kassel. Das Magazin Focus berichtete einst, dass sie mehrfach zum Einkaufen gekommen ist – weil sie in Kassel inkognito bleiben konnte. Bekannt ist, dass sie Kundin beim 2014 aufgelösten Modehaus „Heinsius + Sander“ war. Im Oktober 2002 aber waren alle Kameras auf sie gerichtet: als sie am Flughafen Paderborn ankam, als sie sich in Kassel ins Goldene Buch eintrug, als sie im Schlosshotel residierte und als sie auf Doris Schröder-Köpf traf. Die war damals mit dem Bundeskanzler namens Gerhard Schröder verheiratet, der heute wegen seiner Nähe zu Wladimir Putin massiv in der Kritik steht. (Florian Hagemann)

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