Nicht nur bei Sting: Darum werden Konzertkarten immer teurer

In den USA kosten Konzertkarten schon mal 5000 Dollar, auch in Deutschland werden sie teurer. Das liegt auch an VIP-Tickets, mit denen Veranstalter auf eine große Nachfrage reagieren.
Kassel – Für 120 Fans von Sting wird der Auftritt des britischen Musikers am 13. Juni auf dem Kasseler Friedrichsplatz ein ganz besonderer Abend, der ihnen mehr wert ist als die Konzertkarte. Sie haben ein 130 Euro teures VIP-Upgrade dazu gebucht. Das beinhaltet unter anderem einen reservierten Parkplatz am Regierungspräsidium, Zugang zum VIP-Bereich im Fridericianum, der nur vor dem Konzert geöffnet ist, Buffet und Getränke sowie einen exklusiven Schlüsselanhänger.
Das Upgrade ist nur nutzbar, wenn man schon eine Karte gekauft hat. Die gab es für knapp 86 bis knapp 118 Euro. Längst sind alle 12 000 Tickets weg. Die 120 VIP-Upgrades für Sting sowie für Sarah Connor, die am 11. Juni auf dem Friedrichsplatz gastiert, sind „so gut wie ausverkauft“, wie es beim Veranstalter Cofo Entertainment aus Passau heißt. Damit bestätigt sich ein Trend: Konzertkarten werden immer teurer und von den Fans auch gekauft.
Wer etwa voriges Jahr bei Genesis in Berlin im sogenannten „Golden Circle“ beste Sicht auf die Bühne der Mercedes-Benz-Arena haben wollte, musste mehr als 400 Euro zahlen. Andere Konzertveranstalter denken sich immer neue Angebote aus, die Namen tragen wie „Silver Hot Ticket Package“. Für Cofo-Entertainment-Geschäftsführer Oliver Forster sind VIP-Tickets „eine Antwort auf die steigende Nachfrage beim Publikum nach höherwertigen Tickets, nach dem ganz besonderen Konzerterlebnis“. Dem komme man nach, „wenn so wie in Kassel mit dem Fridericianum ein toller Rahmen geboten werden kann“.
Die „Süddeutsche Zeitung“ nennt den Trend zu VIP-Tickets und anderen besonderen Angeboten die „Premiumisierung der Popkultur“. Wie andere Produkte auch werden Konzerterlebnisse zu etwas noch Hochwertigerem gemacht. In den USA sind Tickets für Auftritte von Stars längst zu einem Luxusgut geworden. Verantwortlich dafür ist das Dynamic Pricing. Anbieter wie der Monopolist Ticketmaster beobachten den Markt in Echtzeit. Fällt die Nachfrage, sinken die Preise. Werden mehr Karten verkauft, steigt der Ticketpreis ins Unermessliche. So müssen Fans von Bruce Springsteen schon mal 5000 US-Dollar zahlen, um ihren Helden zu sehen. Ein Musik-Liebhaber schrieb auf TikTok: „Ich würde gerne einen Kredit aufnehmen. Nein, nicht für ein Haus, sondern für ein Blink-182-Ticket.“
Uwe Vater von der Kasseler Agentur MM Konzerte wundert sich, warum Künstler diesen Trend in den USA mitmachen. Immerhin gibt es mittlerweile Proteste. Robert Smith von The Cure sorgte dafür, dass Dynamic Pricing für Konzerte seiner Band nicht mehr aktiviert wird. Selbst US-Präsident Joe Biden kritisierte Ticketmaster wegen der hohen Gebühren.
Der heimische Konzertveranstalter Vater ist sich sicher, dass Dynamic Pricing „in Deutschland nicht funktionieren wird“. Dass auch hierzulande die Tickets teurer werden, beunruhigt ihn nicht: „Das sind normale Preiserhöhungen wie in der Kneipe auch.“ Es werde eben alles teurer – die Miete der Stadthalle (jedes Jahr um zehn Prozent), die Techniker, die Security. So kostet eine Karte für den Comedian Paul Panzer am 16. Dezember in der Stadthalle nicht mehr 32 Euro wie früher, sondern 40 Euro und mehr.
Auch sein Kollege Forster verweist auf die allgemeinen Teuerungsraten: „Tickets werden notgedrungen im gleichen Verhältnis wie Lebensmittel, Lebenshaltungskosten und Verbrauchsprodukte teurer.“ Die Kosten für Veranstalter müssten eben gedeckt werden.
Eine gute Nachricht gibt es aber noch: Für das Konzert von Sarah Connor gibt es noch Karten. Die Preisspanne reicht von 69 bis 102,50 Euro. Karten gibt es hier. (Matthias Lohr)