kassel. In der Alten Brüderkirche am Steinweg bröckelt der Putz. Zehn Jahre nach der umfassenden Sanierung wegen eines schweren Schadens am Fundament zeigen sich an einigen Stellen tiefe Risse in den Wänden. Höchste Zeit, den Innenraum von Kassels ältestem Kirchengebäude wieder instand zu setzen.
Dass dies nun möglich ist, ist unter anderem dem Kirchenerhaltungsfonds der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck zu verdanken. Aus dem Fonds fließen 680 000 Euro für Renovierungsarbeiten an 14 Kirchengemeinden der Landeskirche.
160 000 Euro stehen für die Sanierung des historischen Kirchenraums der Alten Brüderkirche zur Verfügung, die von dem Kasseler Architekturbüro Atelier 30 betreut wird. Es ist der Brüderkirche seit vielen Jahren verbunden und für deren Umbau zum Veranstaltungsraum mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit der Simon-Louis-du-Ry-Plakette für gute Architektur in Hessen. Das Atelier 30 arbeitet in direkter Nachbarschaft zur Kirche - die Architekten haben sich im ehemaligen Fundus-Gebäude an der Fulda niedergelassen. Nach Angaben von Architekt Ole Creutzig werden die Sanierungsarbeiten zwei bis vier Monate in Anspruch nehmen.
„Wir planen, dass es im Frühjahr losgehen soll“, sagt Kirchenbaudirektor Michael Frede, der als Berater auch dem Stiftungsvorstand angehört. Allerdings stehe die Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege noch aus. Die Alte Brüderkirche wird während der Sanierung geschlossen. Da sie längst ein gefragter Veranstaltungsort ist (zurzeit gastiert dort das Varieté Starclub), soll der Termin so gelegt werden, dass möglichst wenig ausfallen muss. Die Mieterlöse kommen neben Spenden der Sanierung des mittelalterlichen Gebäudes zugute - eine Daueraufgabe, um die sich die Stiftung Alte Brüderkirche mit Dekanin Barbara Heinrich an der Spitze kümmert.
Neuer Schallschutz
Im Zuge der Arbeiten soll auch die alte Schallschutzverkleidung an der Rückwand des früheren Orgelstandorts entfernt werden. „Wir wissen nicht, was uns dahinter erwartet“, sagt Architekt Ceutzig. Er spricht von einem Sanierungsstau. Man habe regelmäßig Arbeiten zur Sicherung vornehmen müssen. So hätten sich vor drei Jahren Steine aus dem Gewölbe gelöst.
Nun sollen auch die Leitungen, die noch offen verlegt sind, unter dem neuen Putz verschwinden. Für Schallschutz und Akustik gebe es keine Patentlösung, sagt der Architekt. Eine Vortragsveranstaltung verlange andere akustische Verhältnisse als ein Konzert. HINTERGRUND
Von Ellen Schwaab