1. Startseite
  2. Kassel

Altes Polizeipräsidium am Königstor steht bald leer

Erstellt:

Von: Bastian Ludwig

Kommentare

Die Zukunft ist ungewiss: Das 1907 eröffnete ehemalige Polizeipräsidium wird nur noch bis übernächstes Jahr von der MHK genutzt. Dann droht ein Leerstand.
Die Zukunft ist ungewiss: Das 1907 eröffnete ehemalige Polizeipräsidium wird nur noch bis übernächstes Jahr von der MHK genutzt. Dann droht ein Leerstand. © Bastian Ludwig

Das ehemalige Polizeipräsidium am Königstor wird seit Jahren nur noch als Lagerfläche genutzt. Ab 2025 droht der komplette Leerstand. Denn das Land hat als Eigentümer des Gebäudes noch kein Konzept für eine Nutzung.

Kassel - Das ehemalige Polizeipräsidium am Königstor ist einer der imposantesten Altbauten, die das stark kriegszerstörte Kassel noch zu bieten hat. Doch nachdem vor 24 Jahren die Polizei auszog, folgte ein schleichender Verfall des fast 120 Jahre alten Gebäudes, das seitdem nur interimsmäßig genutzt wird. So diente es ab 2004 zunächst für ein paar Jahre dem Staatstheater als Büro- und Werkstattfläche und aktuell noch der Museumslandschaft Hessen-Kassel (MHK) als Lager.

Dort befindet sich vor allem die Tapetensammlung, die aber nach Fertigstellung des Deutschen Tapetenmuseums 2025 an den Brüder-Grimm-Platz umziehen wird. Doch was wird dann aus dem alten Polizeipräsidium?

Die MHK teilt auf HNA-Anfrage mit, dass sie das Gebäude „spätestens nach Fertigstellung des Neubaus Deutsches Tapetenmuseum“ nicht mehr benötige. Anschließend gehe der Bau, der im Inneren fast 10 000 Quadratmeter Platz bietet, wieder in die Liegenschaftsverwaltung des Landes über und werde dort „einer weiteren Verwendung zugeführt“, so eine Sprecherin.

Beim zuständigen Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) weiß man aber noch nicht, was mit dem Gebäude passiert, das während des Nationalsozialismus als Gefängnis diente, in dem Juden, Kommunisten und andere politische NS-Gegner inhaftiert wurden und teilweise auch ums Leben kamen. Eine Entscheidung zur weiteren Verwendung nach 2025 sei noch nicht getroffen, teilt ein LBIH-Sprecher mit. Schon seit etlichen Jahren wird über die Zukunft des wuchtigen Prachtbaus diskutiert, zudem auch noch eine große Parkplatzfläche gehört. Aufgrund der enormen Raumhöhen von teilweise mehr als 4,50 Meter ist beispielsweise eine Umnutzung als Wohnraum nicht so einfach möglich. Auch ein Umbau des Zellentrakts würde sehr viel Geld kosten.

Blick zurück: So sah das Polizeipräsidium wenige Jahre nach seinem Bau aus. Das Bild entstand um 1920.
Blick zurück: So sah das Polizeipräsidium wenige Jahre nach seinem Bau aus. Das Bild entstand um 1920. © Informationsstelle zur Geschichte des Nationalsozialismus in Nordhessen/ Stadtarchiv Kassel

Die Stadt Kassel hat jedenfalls ein großes Interesse daran, dass nach Auszug der MHK an der Stelle kein jahrelanger Leerstand droht. „Das ehemalige Polizeipräsidium ist ein für das Stadtbild sehr wichtiger historischer Komplex. Wenn die derzeitige Zwischennutzung durch das Land beendet ist und das Land eine Entwicklung möglich macht, werden wir ein solches Projekt im Sinne der Denkmalpflege und Erinnerungskultur, der Belebung des Quartiers und im Sinne der Baukultur begleiten“, sagt Stadtbaurat Christof Nolda (Grüne).

Die Ortsvorsteherin des Stadtteils Mitte, Julia Herz (Grüne), hält es ebenfalls für sehr wichtig, dass für die Immobilie eine adäquate Verwendung gefunden wird und diese „mit Leben gefüllt wird.“ (Bastian Ludwig)

Auch interessant

Kommentare