Anspannung in Kassel zum AfD-Wahlkampf-Auftakt
Kassel. Großes Polizeiaufgebot und angespannte Atmosphäre in und vor dem Philipp-Scheidemann-Haus: Dafür hat am Mittwochabend der Wahlkampfauftakt der Alternative für Deutschland (AfD) in Kassel gesorgt.
Zu der „Vortragsveranstaltung“ – so war sie von der Partei angekündigt worden – mit der Europaabgeordneten Beatrix von Storch waren rund 120 Besucher gekommen. An der Gegendemonstration, zu der linke und studentische Gruppierungen aufgerufen hatten, nahmen mehr als 250 Menschen teil.
Mit Aufschriften wie „Gegen Nazis“ und „Kein Platz für Faschos“ brachten die Demonstranten ihren Unmut zum Ausdruck. Die Teilnehmer und Besucher des AfD-Wahlkampfauftakts wurden mit Buh-Rufen und Pfiffen „begrüßt“. Die Polizei sorgte dafür, dass die Demonstranten von den Besuchern der Parteiveranstaltung getrennt blieben.
Manfred Mattis, AfD-Direktkandidat im Bundestagswahlkreis 168 (Kassel), begrüßte die „mutigen Gäste“, die trotz der Gegendemonstration den Weg in das Scheidemann-Haus auf sich genommen hatten. „Es ist nicht leicht, sich zur AfD zu bekennen“, meinte Mattis. Er sei entsetzt und mache sich Sorgen. Mattis: „Jemand, der die Meinungsäußerung von anderen mit Gewalt verhindern will, der ist kein Antifaschist, sondern ein Faschist.“

Der Direktkandidat betonte, die AfD müsse mit Geschlossenheit auf allen Ebenen zur Bundestagswahl gestärkt werden. Der Euro sei damals der Anlass zur Gründung gewesen, doch sei die AfD heute keine „Ein-Themen-Partei“. Mattis: „Es gibt ganz ganz viele Gründe für die AfD zu sein – und ich hoffe auf ihre Unterstützung.“
Kanzlerin Merkel (CDU) müsse weg, Kanzlerkandidat Schulz (SPD) dürfe erst gar nicht dahin kommen: Diese Parole gab Hessens AfD-Spitzenkandidatin Mariana Harder-Kühnel zur Bundestagswahl am 24. September aus. Briten hätten es getan, Amerikaner hätten es getan, so Harder-Kühnel. „Und wir müssen Deutschland wieder zu unserem Land machen.“
Auf die Themen Migration, Islamismus und Genderismus ging Beatrix von Storch ein. „Die Frage, wie wir mit dem Islam umgehen, wird über unser Schicksal entscheiden“, sagte die Europabgeordnete – und erhielt viel Applaus.
Die Gegendemonstration hatte nach Angaben der Polizei das „Autonome schwultransqueer Referat“ des Astas der Universität Kassel am Mittwoch angemeldet. Zur Bereitstellung des Scheidemann-Hauses für den AfD-Wahlkampfauftakt sagte Stadtsprecher Ingo Happel-Emrich, Bürgerhäuser stünden grundsätzlich für Parteiveranstaltungen offen. Die Stadt sei gesetzlich dazu verpflichtet, alle Parteien gleich zu behandeln, wenn sie nicht als verfassungswidrig verboten seien.