OB-Wahl in Kassel: Bewerber bei City-Kaufleuten im Schlösschen Schönfeld

Die Kandidaten, die sich um das Amt des Kasseler Oberbürgermeisters bewerben, treffen sich nun öfter. Wir haben eine der ersten Runden besucht: bei den City-Kaufleuten. Ein Schnellcheck.
Kassel – Der Wahlkampf um das Amt des Kasseler Oberbürgermeisters ist schon seit Wochen im Gange, nun nimmt er weiter an Fahrt auf. In den kommenden Wochen werden die einzelnen sechs Bewerber – mitunter in unterschiedlichen Konstellationen – zu diversen Diskussionsrunden vornehmlich bei Verbänden zusammenkommen. Wir haben uns gestern eine der ersten Veranstaltungen angesehen: bei den City-Kaufleuten. Ein kleiner Schnellcheck.
Wie war die Atmosphäre?
Sehr anständig. Die Kandidaten trafen sich im Schlösschen Schönfeld. Dass sie sich mit Respekt begegnen, wurde schon zu Beginn klar. Oberbürgermeister Christian Geselle, der bei der Wahl als Unabhängiger antritt, kam ein paar Minuten zu spät, weil er – wie er betonte – „noch ein bisschen arbeiten musste“. Er entschuldigte sich, woraufhin Sven Schoeller von den Grünen zu verstehen gab: „Alles gut.“ Eine Formulierung, die der OB auch ganz gern mal benutzt.
Wer war überhaupt da?
Neben Geselle und Schoeller auch noch Isabel Carqueville von der SPD und Eva Kühne-Hörmann von der CDU. Manko: Violetta Bock von den Linken und Stefan Käufler (Die Partei) waren erst gar nicht eingeladen worden.
Gab es große Diskussionen?
Nein, das lag vor allem am Format der von Alexander Wild, dem Vorsitzenden der City-Kaufleute, moderierten Veranstaltung. Jeder der Kandidaten hatte ein paar Minuten Zeit, zu bestimmten Fragen Stellung zu beziehen. Eine Debatte darüber war nicht vorgesehen. Selbst bei der einen oder anderen Bemerkung gegen den Konkurrenten grätschte niemand dazwischen.
Wer übte denn welche Kritik an wem?
Offene Kritik unter den Kandidaten gab es eigentlich nur einmal, als Eva Kühne-Hörmann Oberbürgermeister Geselle vorhielt, dass es auf dem Königsplatz und auf dem Friedrichsplatz immer noch keine Videoüberwachung gibt – trotz Ankündigung im Jahr 2017. Geselle gab später zu, dass er sich auch gewünscht hätte, es ginge schneller. Er verwies aber darauf, dass erst im vorletzten Jahr die technischen und räumlichen Voraussetzungen im Polizeipräsidium geschaffen worden seien.
Wo gab es Unterschiede?
Als es um die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt ging, sprach Sven Schoeller davon, dass er sich im Ruruhaus zum Beispiel die Stadtbibliothek gut vorstellen könne. Geselle sieht für diesen Standort das documenta-Institut zumindest noch nicht vom Tisch. Unterschiede zwischen ihm und Schoeller wurden auch bei der Gewichtung des Autoverkehrs deutlich. Schoeller brachte die seiner Meinung nach mangelnde Aufenthaltsqualität rund um die Innenstadt mit dem massiven Autoverkehr in Verbindung. Es müsse ein Verkehr gestaltet werden, der es allen möglich mache, sicher und möglichst sauber in die Innenstadt zu kommen. Geselle hatte in Sachen Autoverkehr eine andere Ansicht, weil die Innenstadt auch von den Kunden aus dem Umland lebe – von Kunden, die oft mit dem Auto kämen. Er sagte: „Sie werden es nicht hinbekommen, die Menschen aus Nordhessen gegen den Strich zu bürsten.“
Bei der Zukunft des Brüder-Grimm-Platzes wiederum wurden die unterschiedlichen Positionen vor allem von Isabel Carqueville und Eva Kühne-Hörmann deutlich. Carqueville verteidigte die geplante Umgestaltung hin zu einem Platz mit einer Art Kiefernwald, sprach von einer breiten politischen Mehrheit dafür. Dem widersprach Kühne-Hörmann.
Nahezu einig waren sich alle vier Kandidaten bei zwei anderen Themen: Parkgebühren will niemand erhöhen, und: Den Kassel-Gutschein, das Gutscheinsystem für Kassel und die Region, sehen alle als tolle Sache an – mit Luft nach oben.
Was fiel noch auf?
Interessant war, dass Isabel Carquevilles Antworten eher kurz ausfielen und sie ihre Zeit kaum ausreizte – im Gegensatz zu den anderen drei Bewerbern, die sich in dieser Hinsicht ganz als Politprofis gaben, wesentlich ausführlicher antworteten – und sei es damit, die eine oder andere Botschaft fernab der eigentlichen Frage unterzubringen. (Florian Hagemann)