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Boot von Fraunhofer und Uni Kassel: Antrieb mit Sonne und Wasserstoff

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Von: Thomas Siemon

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Ab Juni wird ein ungewöhnliches Boot auf der Fulda unterwegs sein. Der zehn Meter lange Prototyp wird durch Solarkraft, Wasserstoff und E-Fuel angetrieben.

Kassel – Das zehn Meter lange und sehr schnittige Boot hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Der Motorraum, das Dach und einige andere Bereiche sind dagegen auf den neuesten Stand der Technik umgerüstet. Von der Photovoltaikanlage über Brennstoffzellen, Batteriespeicher bis zum sogenannten Range Extender, der mit Biotreibstoff (E-Fuel) betrieben wird, steckt das Boot voller Zukunftstechnik.

Die Mannschaft: Roland Gaber (von links), Bernhard Siano, Michael Meister, Ron Brandl, Werner Kleinkauf und Juan Montoya waren an dem Prototyp beteiligt.
Die Mannschaft: Roland Gaber (von links), Bernhard Siano, Michael Meister, Ron Brandl, Werner Kleinkauf und Juan Montoya waren an dem Prototyp beteiligt. © Thomas Siemon

„Wir wollen zeigen, dass man ohne Diesel- oder Benzinmotoren umweltfreundlich auf dem Wasser unterwegs sein kann“, sagt Professor Werner Kleinkauf, der den Umbau des Bootes in Auftrag gegeben hat. Der 84-jährige Mitgründer des heimischen Solartechnik-Unternehmens SMA freut sich über eine beeindruckende Teamleistung. Denn an dem zukunftsweisenden Boot haben Fachleute vom Fraunhofer Institut FEE, vom Fachgebiet elektrische Energieversorgungssysteme der Universität Kassel und Michael Meister mit seiner Kasseler Yacht-Consulting-Firma mitgewirkt.

Das Boot im Retro-Design ist 14 Jahre alt und hat nach Angaben von Kleinkauf rund 100 000 Euro gekostet. Rechnet man die Arbeit und die installierte Technik hinzu, bewegen sich die Kosten im mittleren sechsstelligen Bereich. Damit wird das auf den neuen Namen „Solar Electric Ahoi“ getaufte Boot ab Juni auf der Fulda unterwegs sein. Beim Tag der offenen Tür von Fraunhofer wurde es bereits auf dem Freigelände neben dem Kulturbahnhof präsentiert.

Ansonsten hat das Boot einen Liegeplatz im Kasseler Hafen. Mit Stromanschluss, versteht sich. „Bei der Schleuseneröffnung Mitte Juni wollen wir mit dem Boot dabei sein, man wird es dann häufiger auf der Fulda sehen“, sagt Roland Garber, der mit zum Entwicklungsteam gehört. Ziel sei es, Bootshersteller und Eigner darauf hinzuweisen, was umwelttechnisch derzeit schon möglich ist. Auch zum nachträglichen Einbau, denn im Gegensatz zu einem Auto habe ein Boot eine deutlich längere Nutzungsdauer.

Man habe vom Elektromotor bis zu den Brennstoffzellen ausschließlich Komponenten verbaut, die auf dem Markt bereits zur Verfügung stehen. Bei einer serienmäßigen Produktion ließen sich die Kosten deutlich senken.

Die „Solar Electric Ahoi“ ist unter anderem mit Außenkameras zur leichteren Steuerung und einem Sonar ausgestattet. Damit könne man auch Untiefen gut erkennen und umschiffen. Insbesondere auf der Weser sei das häufig ein Problem.

Perspektivisch hat die Projektgruppe noch einiges vor. Ein zweites Boot für einen umweltfreundlichen Umbau gibt es bereits und zudem größere Pläne. Ziel sei ein mit Solarenergie und Wasserstoff betriebenes Ausflugsschiff für die Fulda. Und zwar eines mit einem Schaufelrad nach einem berühmten Vorbild. „Wir haben uns bereits aus dem Museum Vorlagen für einen zweiten Dampfer Elsa besorgt“, sagt Roland Garber. Das legendäre Boot war früher auf der Fulda unterwegs. Ob und wann aus dieser Idee Realität wird, steht noch nicht fest. „Wir suchen noch Unterstützer, ich könnte mir das jedenfalls gut vorstellen“, sagt Solartechnik-Pionier Werner Kleinkauf.

Über die Elsa-Nostalgie hinaus gäbe es nach Ansicht der Initiatoren ganz unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten. Das Boot könne nicht nur als umweltfreundlicher Ausflugsdampfer, sondern auch für Konferenzen und Seminare auf der Fulda zum Einsatz kommen. Dafür müsste aber der Anleger an der Schlagd wieder nutzbar werden, der momentan noch von zwei ausrangierten Booten der früheren weißen Flotte belegt ist.

Das Dach des Bootes: Hier sorgt eine Photovoltaikanlage für Sonnenstrom.
Das Dach des Bootes: Hier sorgt eine Photovoltaikanlage für Sonnenstrom. © Privat

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