Der Besuch von Gartenmärkten hilft vielen Menschen auch beim Abschalten

Auch an diesem Wochenende werden viele Menschen wieder die Gartenmärkte in Stadt und und Landkreis Kassel besuchen, um sich Pflanzen für Balkon und Garten zu besorgen.
Kassel – „Viele kommen hier rein, nehmen die Duftwolke und Farbenpracht wahr und atmen erst mal durch.“ Yvonne Louis spricht von den Kunden, die derzeit den Gartenmarkt „May Garden“ in Waldau besuchen. „Viele kommen zu uns, um zu schauen und um sich selbst etwas Gutes zu tun“, sagt die Mitarbeiterin.
Natürlich werde nicht nur geguckt, sondern auch gekauft. Es gebe noch etliche Menschen, die wegen Corona auf Urlaub verzichteten. Da wollten sie es sich wenigstens zu Hause schön machen. Hinzu komme die Sorge über den Krieg in der Ukraine, die viele Menschen aktuell belaste.
Der Sonnenschein in diesen Tagen animiert die Menschen zusätzlich, ihren Balkon beziehungsweise Garten wieder aufzuhübschen. Alle Zwiebelgewächse (wie zum Beispiel Tulpen, Narzissen, Hyazinthen) sowie Hornveilchen und Stiefmütterchen können schon raus, sagt Louis. Primeln, Bellis und Ranunkel nur unter Vorbehalt, da es nachts noch Frost geben kann. Diese Pflanzen müssten dann mit Flies abgedeckt werden.
Die Mitarbeiterin von „May Garden“ weiß, dass viele Menschen bei diesem Wetter ungeduldig werden. „Sie fragen schon nach Tomaten- und Gurkenpflanzen.“ Aber das sei definitiv noch zu früh. Da müsse man die Eisheiligen Mitte Mai abwarten. „Sonst sind die Tomaten und Gurken hin.“
„Die Leute sehen die schönen Sachen bei uns und wollen sie haben“, sagt auch Kerstin Cames, Mitarbeiterin des Gartencenter Meckelburg in Fuldabrück. Dort gibt es schon zahlreiche Kräuter, die Lust auf große Beete machen. Aber auch die sollten vor Mitte Mai nicht draußen gepflanzt werden. Höchstens in Töpfen, die man abends wieder reinholen kann, rät Cames.
Dafür kann die Blumenexpertin andere schöne Pflanzen empfehlen, mit denen man jetzt schon viele Freude auf dem Balkon hat. Seit ein bis zwei Jahren hat der Markt zum Beispiel Wildtulpen im Angebot. Die eigneten sich besonders für Töpfe, da sie nicht so groß würden. Und sie böten jetzt schon Nahrung für Bienen und Hummeln. Wie jede andere Zwiebel auch, können die Tulpen später in den Garten gepflanzt werden, damit sie dort im kommenden Jahr wieder blühen.
Auch Kerstin Cames bekommt in diesen Tagen sehr viel gutes Feedback. „Die Kunden empfinden einen Besuch bei uns wie einen Tag Urlaub. Bei uns kann man abschalten und den Alltag vergessen.“
„Die Menschen freuen sich, die Blumen zu sehen“, sagt auch Michael Uffelmann, Chef der gleichnamigen Gärtnerei in Kirchditmold. Er hat allerdings die Erfahrung gemacht, das die Kunden in diesem Jahr beim Kauf noch etwas zögerlich sind. „Die Verunsicherung durch den Ukrainekrieg ist groß. Die Menschen wissen noch nicht, welche weiteren Kosten noch auf sie zukommen“, sagt Uffelmann. Deshalb seien sie derzeit beim Pflanzenkauf noch etwas zurückhaltend.
Neben Zwiebelgewächsen, Hornveilchen und Stiefmütterchen, die jetzt schon draußen auch bei Nachtfrost überleben, bietet Uffelmann Rosenprimeln an, denen Temperaturen bis zu minus sechs Grad auch nichts anhaben können. In allen möglichen Farben. Die Rosenprimeln seien nicht nur unempfindlicher als herkömmliche Primeln, sagt Uffelmann. Sie haben auch viel größere Blüten, die so üppig wie Rosen gefüllt sind, und blühen von Februar bis Anfang Mai. Die Gärtnerei Uffelmann baut die Rosenprimeln selbst an.
Was bietet sich aktuell noch für den Balkon an?
Schachbrettblumen, sagt Uffelmann. Diese Liliengewächse, die auf ihren Blüten ein Schachbrettmuster haben, werden in der Gärtnerei – ebenso wie die Rosenprimeln – kultiviert. Wenn sie verblüht sind, kann man sie in den Garten setzen, wo man an den winterharten Pflanzen im nächsten Jahr wieder seine Freude haben kann.
Apropos Freude – in einer Gärtnerei arbeiten zu können, sei etwas ganz Besonderes, sagt Yvonne Louis. Früher hat die Frau in der Pharmabranche gearbeitet. „Jetzt habe ich einen Arbeitsplatz, der mich glücklich macht“, sagt sie. Und strahlt. (use)
