2G-Kontrollen fallen weg: Ladenbetreiber in Kassel atmen auf

Kasseler Geschäftsleute sind erleichtert über den angekündigten Wegfall der 2G-Kontrollen in bestimmten Geschäften des Einzelhandels.
Kassel – Aufatmen bei vielen Kasseler Einzelhändlern: Die Hessische Landesregierung schafft am Montag (07.02.2022) die 2G-Regelung ab, die seit November für die meisten Geschäfte gilt. Diese werden ab sofort nicht mehr anders behandelt als etwa Drogerie- und Supermärkte, die der sogenannten Grundversorgung dienen. Für alle Kunden hier wie dort wird dann aber eine FFP2-Maskenpflicht gelten.
Im Modehaus Sinn freut sich Geschäftsleiterin Sabine-Amelie Gertner, „dass wir bei unseren Kunden keine Unterschiede mehr machen“, also Ungeimpfte sowie Personen, die nur mit Testnachweis kommen, nicht mehr abweisen müssen. Das habe ihr Haus wie den gesamten Einzelhandel eine Menge Umsatz gekostet – abgesehen davon, „das wir durch die Kontrollen an der Tür viele Menschen vor den Kopf stoßen mussten“. Durch die „Einlassformalitäten, die der Staat auf uns abgewälzt hat“, habe man im Effekt viele Menschen zum Einkaufen „ins Internet geschickt“, sagt Gertner.
Lockerungen der Corona-Regeln: Einzelhandel atmet auf – Hoffnung auf mehr Kunden
Die Lockerung komme zur rechten Zeit, sagt Birgit Höfker, die in Wilhelmshöhe und im Vorderen Westen zwei „Herzensgut“-Läden mit Damenmode, Wohn-Accessoires, Schmuck und Geschenkartikeln betreibt. Sie habe derzeit erhebliche Umsatzeinbrüche zu verkraften: „Der Januar ist ganz bitter.“
Jetzt hofft sie, dass wieder mehr Kunden kommen und sich nach dem Wegfall der 2G-Hürde mehr Lust auf einen spontanen Einkaufsbummel einstellt. Von dem bisherigen „Wirrwarr“ seien viele Kunden allmählich genervt und verstünden auch nicht, wieso sie im nahen Teeladen oder beim Buchhändler nach Geschenken stöbern dürften, bei „Herzensgut“ aber nicht.
Ein Problem sei die bisherige Vorgabe gerade für kleine Läden gewesen, wenn teilweise nur eine Kraft im Dienst sei und bedienen oder einpacken müsse, während andere Kunden an der Tür auf ihren Einlass-Check warten müssen.
Es sei überfällig, so Birgit Höfker, dass die Zugangsbeschränkung nun auch in Hessen wegfalle wie in Nachbar-Bundesländern wie Bayern und Niedersachsen bereits geschehen. Und dass sich die Erkenntnis durchgesetzt habe, „dass auch Bekleidung zum notwendigen Bedarf gehört“.
Einzelhandel in Kassel: „Da hat einfach die Verhältnismäßigkeit gefehlt“
Dass die bisherige Ungleichbehandlung verschiedener Einzelhandelsbereiche wegfällt, begrüßt auch Martina Pape, Chefin vom Schulranzen- und Lederwarengeschäft Etuis-Mertl: „Da hat einfach die Verhältnismäßigkeit gefehlt.“ Sie glaubt aber nicht an eine kurzfristige Besserung der allgemeinen Lage.
Die Pandemie sei ja noch da und werde noch länger die Kauflust dämpfen, auch wegen stark gestiegener Energiekosten müssten die Menschen sparen. Die Nachfrage nach Schulranzen sei davon glücklicherweise unabhängig, so Pape, „da haben wir gerade Hochsaison“. Bei Reisegepäck hingegen sehe es nicht so gut aus – hier würden sich die coronabedingten Reisebeschränkungen zeigen.
City-Point-Managerin Jessica Reinhardt geht davon aus, dass sich der Wegfall der 2G-Regel in der Einkaufsgalerie schnell bemerkbar machen und „es mit den Frequenzen wieder aufwärts gehen wird“. Auch bei den zuletzt reduzierten Öffnungszeiten einzelner Läden gebe es teils schon wieder Bewegung zurück zum alten Stand. „Wir haben gehofft, dass die 2G-Regelung fällt und uns dafür eingesetzt“, freut sich Reinhardt.
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Beifall für den Schritt der Landesregierung kommt auch von der Industrie- und Handelskammer Kassel-Marburg. Es sei gut, dass die Ungleichbehandlung von Grundversorgern und Fachgeschäften nun enden solle, sagt IHK-Vize-Hauptgeschäftsführer Oskar Edelmann. Er mahnte, den Blick nun auch auf andere besonders betroffene Branchen wie die Gastronomie zu richten, die sich „in einer bedrohlichen Lage“ befinde. (Axel Schwarz)