Aus für Jugendtreff in Kasseler Stadtteil Fasanenhof

Fasanenhof – Im Stadtteil Fasanenhof soll es künftig keinen Jugendtreff mehr geben. Stattdessen sollen die jungen Leute das neue Jugendzentrum im gegenüberliegenden Stadtteil Wesertor mitnutzen. Das teilt die Stadt Kassel jetzt mit und stößt damit beim Ortsbeirat auf Unverständnis.
Der Grund: Es gebe keinen Bedarf. Zwar seien die Räume vor einem Jahr auch geschlossen worden, weil ein Corona-konformer Betrieb nicht mehr möglich gewesen sei. „Aber auch, weil die fachliche Notwendigkeit des Angebotes in dieser Form schon vor der Corona-Pandemie nicht mehr gegeben war“, teilt eine Sprecherin mit.
Wie berichtet, waren die Kellerräume der Fasanenhofschule als Jugendtreff genutzt worden und wegen der Lage immer wieder feucht, sodass sie vergangenes Jahr endgültig geschlossen wurden. Der Ortsbeirat setzt sich seitdem für einen Ersatz einund schlug zuletzt die leer stehende Hausmeisterwohnung der Schule vor. Grundsätzlich seien verschiedene räumliche Situationen vorstellbar, so die Stadt – wenn es denn Bedarf gäbe.
Nach Schließung des weiterführenden Schulzweiges an der Fasanenhofschule seien weniger Jugendliche gekommen – „trotz vielfältiger Versuche und Programmangebote.“ Der Ortsbeirat Fasanenhof sei darüber in einem Gespräch von der damaligen Jugenddezernentin und der Leiterin des Jugendamtes informiert worden.
Dem widerspricht Ortsvorsteherin Jutta Bachmann vehement. „Sie haben uns über die Schließung informiert und dass man dranbleiben wolle. Aber nicht, dass es keinen Bedarf gibt.“ Das sei zudem schlichtweg falsch. „Die Jugendlichen treffen sich auf der Sportanlage und auf dem Spielplatz Linderweg. Wir akzeptieren nicht, dass es keinen Jugendtreff mehr geben soll.“
Bachmann widerspricht auch der Angabe der Stadt, dass über den Aufbau aufsuchender Jugendarbeit am Fasanenhof informiert wurde und die AG Jugendarbeit des Ortsbeirats nicht die Mitwirkung der städtischen Jugendförderung in Anspruch genommen habe. „Unsere Anfragen zur Jugendarbeit blieben bislang unbeantwortet. Wir haben um Mithilfe gebeten, aber keine Rückmeldung bekommen“, sagt sie dazu.
„Wie soll denn eine Nachfrage gemessen werden, wenn es kein Angebot gibt?“, fragt sich Ortsbeiratsmitglied Jan Bachmann. Dass der Fasanenhof mit aufsuchender Jugendarbeit versorgt werde, sei ein Anfang. „Aber die Jugendlichen brauchen auch einen festen Treffpunkt.“ Ein ehemaliger Sozialarbeiter der Stadt habe damals sehr gute Arbeit geleistet. „Er suchte auf dem Spielplatz Kontakt und holte die Jugendlichen in den Jugendtreff.“
Die Stadt verweist indessen auf Gespräche von Mitarbeitern der Jugendförderung, die „von September bis Ende November 2021“ geführt wurden. 60 Personen seien angetroffen worden, überwiegend Kinder, die nicht Zielgruppe der Jugendräume seien. Man sprach mit „18 Jugendlichen, die noch nie in den Jugendräumen gewesen waren und auch kein Interesse daran hatten. Jugendliche am Sportplatz wurde trotz vieler Versuche nicht angetroffen.“ Herbst und Winter und zudem während der Pandemie seien ein ungünstiger Zeitpunkt für eine solche Umfrage, sagt Jan Bachmann.
Ortsvorsteherin Jutta Bachmann fordert jetzt genaueres Feedback von Seiten der Stadt zu den Gesprächen mit den Jugendlichen. „Der Fasanenhof wird weiterhin mit aufsuchender Jugendarbeit versorgt. Dabei soll der Bedarf junger Leute im Stadtteil erhoben und eingeschätzt werden. Die Ergebnisse werden dem Ortsbeirat gern vorgestellt“, heißt es in der Stellungnahme des Jugendamts.
Von Anna Lischper