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Leerstand in der City: Kunst lässt Kasseler Innenstadt aufblühen

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Von: Matthias Lohr

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Eröffneten die Ausstellung in der ehemaligen Post: Jens Jordan (hinten von links, Jordan Immobilien), Kai Lorenz Wittrock (Wirtschaftsförderung Region Kassel), Susanne Völker (Kulturdezernentin), Carola Metz (Kulturamtsleiterin) und Sabine Heinemann (Citymanagerin) sowie (vorn von links) die Künstler Cat Woywod, Jan Grebenstein und Sebastian Jurchen.
Eröffneten die Ausstellung in der ehemaligen Post: Jens Jordan (hinten von links, Jordan Immobilien), Kai Lorenz Wittrock (Wirtschaftsförderung Region Kassel), Susanne Völker (Kulturdezernentin), Carola Metz (Kulturamtsleiterin) und Sabine Heinemann (Citymanagerin) sowie (vorn von links) die Künstler Cat Woywod, Jan Grebenstein und Sebastian Jurchen. © Fiona Sophie Körner / Stadt Kassel

In der Innenstadt gibt es viel Leerstand. Nun zieht hier die Kunst ein. Zum Auftakt eines neuen Projekts stellen drei Künstler aus.

Kassel – Cat Woywod lässt die Besucher ihrer Ausstellung buchstäblich im Dunkeln tappen. In der ehemaligen Neuen Hauptpost am Holländischen Platz setzt sich die Künstlerin unter anderem mit dem rassistischen Angriff auf den Minicar-Fahrer Efe auseinander, dem in einer Nacht im Juni 2020 von einem Fahrgast mit einem Messer in den Hals gestochen worden war.

In Woywods Arbeit „Wie oft ,Nie wieder’? Wer zahlt?“ gehen die Besucher durch einen abgedunkelten Raum. Die Rolltore, durch die früher Postsendungen abgeladen wurden, sind unten. Man sieht wirklich nichts. Woywod versteht das als Einladung, „selber Erfahrungen zu sammeln“.

Kassel: Neue Initiative bietet Künstlern ungenutzte Orte

Das ist beklemmend und so ungewöhnlich wie das gesamte Projekt, zu dem Woywods Arbeit zählt. „Kultur trifft Leerstand“ heißt die Initiative, die Künstler einen Raum an nicht genutzten Orten in der Innenstadt bietet. Bis zum 19. Mai stellen Woywod sowie Sebastian Jurchen und Jan Grebenstein in der ehemaligen Neuen Hauptpost und in einem Laden in der Wolfsschlucht aus, in dem einst „Voice“ und „Chewing Gum“ Mode verkauften.

Kulturdezernentin Susanne Völker nennt das Projekt einen „wichtigen Beitrag für eine lebendige und zukunftsfähige Innenstadt“. Die Kunst, die eigens für die Ausstellung entwickelt wurde, zeige kulturelle Nutzungsmöglichkeiten auf und mache „die Räume auch für ein neues Publikum attraktiv“.

„Kultur trifft Leerstand“: Gebäude in Kassel sollen vielseitig genutzt werden

Entwickelt wurde das Konzept vom Kulturdezernat mit der Wirtschaftsförderung Region Kassel, dem City-Management, der Nassauischen Heimstätte und der Firma Jordan Immobilien, die das ehemalige Post-Gebäude verwaltet. Potenzielle Orte für „Kultur trifft Leerstand“ gibt es in der City genug. Vor wenigen Monaten führte etwa Heinz Schäffer, Manager der Königs-Galerie, im Gespräch mit der HNA 55 leer stehende Läden in der Fußgängerzone und in den Galerien auf.

Auch die ehemalige Neue Hauptpost hat es schwer. Vor fünf Jahren zog das Gebäude als documenta-Standort Kunst-Fans aus der ganzen Welt an. Mittlerweile gibt es hier neben einem Fitnessstudio eine Boulderhalle. Die Post-Räumlichkeiten sind jedoch verwaist.

Nun kann man vor leeren Schließfächern eine Klanginstallation von Sebastian Jurchen erleben, die den Raum akustisch verdichtet. Der Kunstpreisträger der Wolfgang-Zippel-Stiftung wird als DJ international gebucht und sagt von sich, dass er „weit weg vom Mainstream der Kultur“ sei. Er findet es gut, dass für das Projekt „randständige Positionen ausgewählt wurden“.

Leerstand in Kassel: Was kommt nach der Kunst?

Kai Lorenz Wittrock, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Kassel, freut sich über die „gute Gesprächskultur“, die das Projekt möglich gemacht habe. Die Frage ist nun, was nach der Kunst kommt. Jens Jordan von Jordan Immobilien ist zuversichtlich, dass in die Post einmal Restaurants, Café und Einzelhandel einziehen werden. Er weiß allerdings, dass der Standort zwischen Innen- und Nordstadt kein einfacher ist.

Leben, da sind sich alle einige, tut leeren Räumen gut. Die Frage ist nur, welches Leben man haben will. Künstler Jan Grebenstein warnte darum vor Gentrifizierung.

Im Herbst soll „Kultur trifft Leerstand“ wiederholt werden – an anderen Standorten, die jetzt noch nicht abzusehen sind. Diesmal war auch die ehemalige Runners-Point-Filiale im Gespräch. Dort gibt es mittlerweile jedoch einen Nachmieter. (Matthias Lohr)

Information

Kultur trifft Leerstand: bis 19. Mai (15 bis 20 Uhr) in der ehemaligen Neuen Hauptpost, Untere Königsstraße 95, und in der Wolfsschlucht 18a.

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