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Nach Wintershall-Rückzug: Verbindung zwischen Kassel und Nowy Urengoi vor dem Aus

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Von: Andreas Hermann

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Zu Gast in Westsibirien: Zwölf Schüler des Schülerforschungszentrums Nordhessen im Oktober 2018 beim Besuch in Nowy Urengoi mit Schülern der Partnerschule. archi
Zu Gast in Westsibirien: Zwölf Schüler des Schülerforschungszentrums Nordhessen im Oktober 2018 beim Besuch in Nowy Urengoi mit Schülern der Partnerschule. © privat/nh

Wegen des Kriegs in der Ukraine steht die Städtepartnerschaft Kassels zur russischen Stadt Jaroslawl vor dem Aus. Die Kooperationspartner Wintershall und Universität ziehen sich zurück.

Kassel – Schon seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine vor fast einem Jahr hat die Stadt Kassel ihre Städtepartnerschaft mit Jaroslawl und ihre Kooperation mit dem westsibirischen Nowy Urengoi auf Eis gelegt. Die Verbindungen ruhen. Die zwischen Kassel und Nowy Urengoi steht nun endgültig vor dem Aus, denn inzwischen fehlt die Grundlage für eine Fortsetzung.

Träger der seit 2005 bestehenden Kontakte mit Westsibirien waren die Firma Wintershall Dea Deutschland GmbH und die Universität in Kassel. „Zahlreiche Partnerschaften und Kooperationen zwischen deutschen und russischen Städten wurden nach Kriegsbeginn bis auf Weiteres ausgesetzt, darunter auch die der Stadt Kassel mit Nowy Urengoi, die Wintershall Dea bis dahin 16 Jahre lange unterstützt hatte“, teilte ein Sprecher des Öl- und Gaskonzerns auf Anfrage mit.

Wintershall Dea hatte vergangene Woche mitgeteilt, sich vollständig aus Russland zurückzuziehen. „Eine Fortführung unseres Geschäftes in Russland ist nicht tragbar. Russlands Angriffskrieg ist nicht vereinbar mit unseren Werten. Im Zuge unseres Rückzugs werden wir in Abstimmung mit der Stadt Kassel auch die Städtekooperation, die seit dem 24. Februar 2022 ruht, beenden und nicht weiter unterstützen“, erklärte der Unternehmenssprecher auf Anfrage.

Die Universität als zweiter Kooperationspartner betont, dass die Verbindung zu Nowy Urengoi gar nicht mehr existiere. „Sie war, zumindest was unsere Beteiligung angeht, bereits vor dem Krieg ausgelaufen“, sagte Uni-Sprecher Sebastian Mense.

Die Stadt Kassel will noch nicht so weit gehen, bereits die Partnerschaft für beendet zu erklären. „Die Städtekooperation mit Nowy Urengoi ruht“, sagte ein Stadtsprecher. „Ob und wann sie fortgesetzt werden kann – auch vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen – ist noch offen und sollte sorgsam abgewogen werden.“

Die Stadt Kassel begründete 1988 ihre Partnerschaft mit dem russischen Jaroslawl. Die Verbindung zum von Kassel rund 4000 Kilometer entfernten Nowy Urengoi (siehe Grafik) ist aber vor allem durch die Kooperationspartner Wintershall und Uni mit Leben erfüllt worden. Bei der sogenannten Winterschool waren auch Delegationen zu Gast, denen Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes beider Städte angehörten. Sie besuchten im Wechsel die jeweilige Partnerstadt und informierten sich über Verwaltung, Bildung und Kultur.

Für den deutschen und russischen Wissenschaftsnachwuchs richtete Wintershall unter anderem gemeinsame Forschungsturniere aus und sponserte auch die seit 2017 bestehende Kooperation zwischen dem in Kassel ansässigen Schülerforschungszentrum Nordhessen (SFN) und der Schule Nr. 17 in Westsibirien. Der Wettbewerb 2021 war wegen der Corona-Pandemie online ausgetragen worden. In den Jahren zuvor hatte es gegenseitige Besuche von Schülern gegeben.

Die Beziehungen zwischen Kassel und Russland hängen vom Krieg in der Ukraine ab. Solange dieser andauert, ist in Kassel an eine Wiederaufnahme des offiziellen Kontakts nicht zu denken – auch nicht mit dem in die Partnerstadt Jaroslawl. (Andreas Hermann)

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