Ausbildung: Die Zahl der Abbrecher steigt
Kassel. Deutlich mehr Lehrlinge als im Jahr zuvor haben 2012 in Kassel ihre Ausbildungsverhältnisse vorzeitig gelöst. Laut der Industrie- und Handelskammer haben 336 Azubis das Handtuch geworfen. Das waren 30 Prozent mehr als im Vorjahr mit 257 Fällen. Für die Firmen ist der Abbruch einer Ausbildung ein Problem.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 9,7 Prozent der 3442 Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst. Damit ist also jeder Zehnte betroffen.
Im Handwerk ist die Abbrecher-Quote nach Auskunft von Barbara Scholz, der Sprecherin der Handwerkskammer Kassel, höher: Sie liege seit fünf Jahren konstant zwischen zehn und zwölf Prozent.
Die Abbrecher stellen die Betriebe oft vor Probleme: „Das ist wie ein Schlag ins Gesicht“, sagt Thilko Gerke, Obermeister der Kasseler Bauinnung. Nicht selten habe man in die Ausbildung Geld und Zeit investiert und auch für die Zukunft geplant.
Insolvenzen und Übernahmen sind der Grund für zwei Drittel der gelösten Lehrverhältnisse. Beim restlichen Drittel handelt es sich zum Teil auch um Abbrecher, die ein Studium beginnen oder ihre Ausbildung in einem anderen Kammerbezirk fortsetzen, sagt IHK-Sprecher Andreas Nordlohne: „Die Quote reiner Abbrecher, die nicht ausbildungsfähig oder -willig sind, liegt bei fünf bis maximal sieben Prozent.“ Gründe dafür seien meistens falsche Vorstellungen der Jugendlichen. Besonders betroffen sind in Kassel die Bereiche Gastronomie und Tourismus, Straßenbau und Bäcker.
Bundesweit wird jede vierte Lehre abgebrochen. Das sagt das Bundesinstitut für Berufsbildung. Zwischen den Berufen gebe es jedoch Unterschiede: Jeder zweite Kellner und Umzugshelfer beendet seine Lehre nicht. Selten brechen Verwaltungsfachangestellte, Elektroniker, Bankkaufleute und Forstwirte ab. NÄCHSTE SEITE, ZUM TAGE
Von Christina Hein