Bergwacht etabliert sich in Kassel - und fährt jetzt zum Skisprung-Weltcup in Willingen

Kassel. Seit März vergangenen Jahres etabliert sich in Kassel wieder eine Bergwacht. Am Wochenende sind die Retter beim Weltcup in Willingen im Einsatz.
Dass die Bergwacht interessiert, lässt sich an Einschaltquoten verdeutlichen: Immer wenn die Bergretter aus dem österreichischen Ramsau am Dachstein im ZDF im Einsatz sind, sitzen bis zu sechs Millionen Menschen vor dem Fernseher und verfolgen, wie Wanderer oder Skifahrer aus den unmöglichsten Felsspalten befreit werden. Je öfter der Hubschrauber durchs Bild fliegt, desto zufriedener ist die Fangemeinde.
Auch wenn es in Kassel nicht ansatzweise so spektakulär zugeht: Eine Erwähnung ist es schon wert, dass sich seit März vergangenen Jahres auch hier gerade wieder eine Bergwacht etabliert. Mit dabei ist Jonas Spill, der stellvertretende Bereitschaftsleiter, der gemeinsam mit Arbeitskollegen des Deutschen Roten Kreuzes die Einheit aufbaut. Für ihn liegt das nahe: „Ich klettere gern, bin sowieso viel in der Natur unterwegs.“ Also: Warum nicht eine Bergwacht gründen?
Zumal der Bedarf in Kassel und Umgebung durchaus vorhanden ist: In den Wäldern gibt es unwegsames Gelände, wo Rettungswagen nicht hinkommen. Wenn ein Kletterer oder Mountainbiker in Not ist, ist die Bergwacht mit mittlerweile mehr als 40 Mitgliedern gefragt.
Der Aufgabenbereich geht aber darüber hinaus. Die Bergwacht beteiligt sich etwa auch am Katastrophenschutz, sie kooperiert mit der Rettungshundestaffel bei Suchaktionen, sie kümmert sich um Naturschutz im Habichtswald – und sie unterstützt andere Einheiten bei Großereignissen. An diesem Wochenende zum Beispiel sind Jonas Spills Kollegen beim Skisprung-Weltcup in Willingen zugegen. Und wenn am Hohen Gras in Kassel der Skibetrieb läuft, dann ist in der Regel die Winterrettungsstation von der Bergwacht besetzt.
Derzeit sind Spill und seine Kollegen noch dabei, sich ein umfangreiches Wissen auf vielen Gebiet anzueignen. Sie besuchen viele Lehrgänge. Spill macht die Tätigkeit jetzt aber schon Spaß: „Man kann seine Zeit draußen im Team verbringen und Leben retten.“ Das ist ohnehin seine Berufung: Denn hauptberuflich ist er im Rettungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes tätig.
Und was sagt er jetzt zu den Bergrettern im Fernsehen? „Es macht Spaß zu gucken, auch wenn es natürlich übertrieben ist.“ Von solch nervenaufreibenden Einsätzen der Kasseler Bergwacht kann er nicht berichten. Auch mit dem Hubschrauber ist er noch nicht geflogen. Im Notfall steht aber auch der bereit. Er kommt dann von der Fliegerstaffel der Bundespolizei.
Wussten Sie schon, dass...
• die Bergwacht dem Deutschen Roten Kreuz unterstellt ist?
• die Arbeit einer Bergwacht ehrenamtlich ist?
• die Bergwacht jährlich mehr als 13 000 Rettungsdiensteinsätze verzeichnet?
• es vor knapp 20 Jahren schon einmal eine Bergwacht in Kassel gab? Sie musste damals geschlossen werden, weil ihre Mitglieder zu alt waren und kein Nachwuchs vorhanden war.
• zu den 40 Mitgliedern der Kasseler Bergwacht auch Fördermitglieder zählen? Im Einsatz sind rund 20 Mitglieder, darunter eine Bereitschaftsärztin.
• es in Hessen zwölf Bereitschaften der Bergwacht gibt? Diese sind zum Beispiel im Odenwald, im Taunus, im Vogelsberg und in der Hessischen Rhön im Einsatz.
• mehr als die Hälfte der Einsätze in Deutschland mit dem Wintersport zu tun hat?
• die ZDF-Serie „Die Bergretter“ früher „Die Bergwacht“ hieß? Im Dezember lief die neunte Staffel aus. Die Folge „Winterkind“ war die 56. der Serie.
• es weitere Informationen zur Bergwacht unter www.bergwacht-hessen.de gibt?
• die Grundausbildung eines Bergretters aus mehreren Teilen besteht? Dazu zählen zum Beispiel ein Einführungsseminar, ein Erste-Hilfe-Lehrgang, die Sommerrettung und die Winterrettung.