Liebevoller Scherz: Briefkasten am Bahnhof Wilhelmshöhe wird zum Hingucker

Über Jahre hat dieser Briefkasten eher ein Mauerblümchendasein gefristet, stand irgendwie im Abseits – unter der Treppe am Bahnhof Wilhelmshöhe - jetzt ist er ein Hingucker.
Nun aber hat es dieser Briefkasten zu einem echten Hingucker geschafft. Grund dafür ist ein Aufkleber, der die Klappe verziert. Darauf steht in Schreibschrift: „Nur Liebesbriefe.“ Und es fragt sich: Was ist denn da los? Zumal die Vorstellung ja wirklich verlockend ist: eine Postwelt ganz ohne Rechnungen, ohne Mahnungen, ohne Werbung. Eine Postwelt, die nur aus Liebesbriefen besteht.
Fest steht: Der Briefkasten in Kassel ist nicht der erste, der mit dem Aufkleber versehen ist. Auch in anderen Städten gab es schon diese Auffälligkeit – in Duisburg etwa, in Dresden und in Ellwangen. Berichte im Internet zeugen davon. Allerdings: Eine wirkliche Erklärung, wer dahintersteckt, gibt es nicht. Postsprecher Thomas Kutsch kann sie zumindest nicht liefern.
Idee verbreitete sich über Soziale Medien
Auch die „Initiative Schreiben“ hat auf die Frage nach dem Initiator keine Antwort. Stefanie Hanfstingl-Karinger, die Vorsitzende, sagt nur, dass die Initiative die Aktion gerne aufgegriffen und über sie berichtet habe. Sie glaubt, dass Einzelpersonen dafür verantwortlich sind. Über die Sozialen Medien verbreitete sich die Idee schließlich.
Nun also gibt es die Briefkästen mit dem speziellen Aufkleber – und keiner will ihnen was. Thomas Kutsch hält die Verzierung für einen „nett gemeinten Scherz“. Und solange die Briefkästen ihre Funktion erfüllten, drohe auch keine Beseitigung der Botschaft. Wer will schon Spielverderber sein?
Liebesbrief liegt wieder im
Zumal die speziellen Briefkästen ja ein hübsches Thema in den Vordergrund rücken: Werden im Zeitalter von Whatsapp und Facebook eigentlich noch viele Liebesbriefe geschrieben? Kutsch verweist auf die Quote an privater Post der pro Tag bundesweit abgeschickten 59 Millionen Sendungen: Die läge bei acht bis zehn Prozent. Da werden schon ein paar Liebesbriefe dabei sein.
Stefanie Hanfstingl-Karinger ergänzt, dass der handgeschriebene Liebesbrief durchaus wieder im Trend liege: „Es tut sich ein bisschen was, weil auch die Schulen wieder vermehrt Wert auf die Handschrift legen. Der Brief an sich ist nicht so tot, wie man das vielleicht meint.“ Außerdem: Wer will schon einen Liebesbrief bekommen, der per Computer verfasst worden ist? „Das geht gar nicht. Da geht die Emotionalität komplett flöten“, sagt Stefanie Hanfstingl-Karinger.
Also gilt der alte Slogan der Post: Schreib mal wieder. Es ist allerdings nur ein Gerücht, dass die Liebesbriefe schneller zu der oder dem Liebsten kommen, wenn sie am Bahnhof Wilhelmshöhe aufgegeben werden.
Der höchste Postbriefkasten liegt auf 357 Metern
• Bundesweit gibt es 110.000 Briefkästen der Deutschen Post. Die Zahl hat sich in den vergangenen zehn Jahren kaum verändert. Ein Grund für die Dichte ist, dass in bewohnten Gebieten ein Briefkasten in einer Distanz von nicht mehr als 1000 Metern Fußweg erreichbar sein muss. Nur mal so zum Vergleich: 1828 gab es im gesamten preußischen Postgebiet gerade einmal 112 Briefkästen.
• In Kassel gibt es 165 Postbriefkästen. Die meisten davon befinden sich im Postleitzahlengebiet 34117. Hier stehen 27 Briefkästen zur Verfügung.
• Der höchste Postbriefkasten in Hessen steht laut Postsprecher Thomas Kutsch in Poppenhausen in der Rhön. Der Ort liegt auf 457 Metern. Das ist aber nichts gegen Deutschlands höchsten Briefkasten auf der 2962 Meter hohen Zugspitze. Fünfmal die Woche wird er geleert. Der Postmitarbeiter erreicht ihn mit der Seilbahn. Die einfache Fahrt dauert zehn Minuten.
• Es gibt die unterschiedlichsten Postbriefkästen. Da ist zum Beispiel der Stadtbriefkasten mit seitlicher Einwurfklappe oder mit vorderer Einwurfklappe, da ist der Säulenbriefkasten, da ist der Schiffsbriefkasten und der Anlassbezogene Briefkasten. Und, und, und.