Die Beschilderung: Ist nicht ideal. Wer aus Richtung Norden von der A7 auf die A49 fährt, der kann sich zwar durch Streichungen und Zusätze auf den Hinweisschildern erschließen, wo er lang muss. Aber ein bisschen deutlicher hätte es durchaus sein können. Das gilt auch für den Übergang von A49 auf die A44. Dass dieser Abschnitt Teil des Kreisverkehrs ist, wird fast gar nicht deutlich.
Die Übergänge: Sind die neuralgischen Abschnitte dieses Kreisverkehrs. Hier stauen sich die Lkw, der Wechsel von zwei Spuren auf eine Spur erfolgt sehr kurzfristig. Die Einfädelspuren sind mitunter sehr kurz.
Wir sind am Morgen in und um Kassel unterwegs, um zu schauen, wie sich die Baustelle in Nordhessen auswirkt. Erste Eindrücke:
+++ Altenbaunaer Straße, 13.30 Uhr: Es läuft ebenfalls, auch wenn mehr Autos unterwegs sind als üblich und manche auf Seitenstraßen ausweichen. Der Schleichverkehr wird sicherlich zunehmen in den kommenden Monaten.
+++ Kreisverkehr, 13.30 Uhr: Es läuft!
+++ Bad Wilhelmshöhe, 10 Uhr: Von der A44-Anschlussstelle Kassel-Wilhelmshöhe rollt der Verkehr in Richtung Kassel-Nordshausen als auch nach Baunatal und Schauenburg relativ normal. Auch in der Gegenrichtung hält sich das Aufkommen bis zum Mittag in Grenzen. Immer mal wieder schiebt sich ein Lkw mit einer Traube von Pkw dahinter durch Altenbauna. Stadtsprecherin Susanne Bräutigam vermeldet: „Uns ist nichts davon bekannt, dass es irgendwo zu Behinderungen gekommen ist.“
+++ 9.57 Uhr: In Nordshausen ist es am Morgen ruhig. Es gibt nicht viel mehr Verkehrsaufkommen also gewöhnlich.
+++ Kreisverkehr, 9.30 Uhr: Auf dem Weg von Melsungen nach Kassel drängeln bereits ab der Abzweigung Lohfeldener Rüssel und Kassel Mitte die ersten Auto- und Lkw-Fahrer. Fast alle Fahrzeuge versuchen, sich vor der Auffahrt auf die A 49 auf der rechten Spur einzuordnen – obwohl zwei Spuren dafür vorgesehen sind. Dabei schleicht der Verkehr mit Tempo 30 in der Kolonne voran. Beim Auffahren auf die A 49 dasselbe Bild: Kaum einer traut sich, auf die linke Spur auszuweichen. Das liegt wohl auch an den Lastwagen, die mit hoher Geschwindigkeit auf der A 49 von hinten herandonnern. Ein Unfall ist hier nur eine Frage der Zeit.
+++ 9.04 Uhr: Ein erstes Fazit: Im Kreisverkehr läuft es einigermaßen rund, die Einbahnstraßen auf A49 und A44 funktionieren mit Abstrichen. Auf der Gegenfahrbahn sind die Baufahrzeuge bereits im Einsatz. Die Instandsetzung der Südtangente hat begonnen.
+++ 8.51 Uhr: In Fuldabrück im Kreis Kassel ist es am ersten Tag der Bauarbeiten ruhig geblieben.
+++ Altenbaunaer Straße, 8.40 Uhr: Der Berufsverkehr scheint weitgehend durch zu sein. Die Autofahrt vom Ortseingang Kassel in Höhe Mattenbergsiedlung über die Altenbaunaer Straße bis zur Kreuzung Oberzwehrener Straße dauert – nur noch – sieben Minuten (inklusive zehn Ampeln). Ohne Autobahnsanierung läuft das in der Regel deutlich schneller.
+++ Altenbaunaer Straße, 8.30 Uhr: Helga Humburg will mit dem Auto zum Einkaufen fahren. 20 Minuten habe sie an der Ausfahrt gestanden, berichtet ihr Enkel Philipp Humburg, der Ortsvorsteher in Oberzwehren ist. Aber seine Oma habe nicht aus der Einfahrt fahren können, weil ein Auto nach dem anderen auf der Altenbaunaer Straße fuhr. Der Ortsvorsteher empfiehlt daher allen Anwohnern, in den kommenden Monaten eher abends zum Einkaufen zu fahren. Und am besten in Fahrgemeinschaften, um die Umwelt zu schonen. Er macht einen weiteren Vorschlag: Die Stadt sollte eine Kooperation mit den örtlichen Supermärkten schließen. Sie sollte die Märkte finanziell unterstützen, damit diese junge Leute beschäftigen können, die die Einkäufe der Oberzwehrener nach Hause fahren können. „Dieser Lieferservice wäre während der Sanierung eine tolle Entlastung für die belasteten Oberzwehrener.“
+++ 8.28 Uhr: Eine Fahrt durch den Kreisverkehr um Kassel dauert eine gute Viertelstunde. Der Verkehr läuft ganz gut, es gibt aber einige Problempunkte. Bei der Auffahrt von der A7 aus Richtung Norden auf die A49 gibt es Stau. Erst ist der Übergang einspurig, dann zweispurig, dann wieder einspurig, bevor man auf die A49 fährt. Dort läuft es einigermaßen, wobei viele offensichtlich nicht mitbekommen, dass die rechte Spur benutzbar ist. Kassel-Auestadion fahren viele mit Kennzeichen aus der Region ab, die offensichtlich den Kreisverkehr nutzen. Der Übergang von der A7 zur A49 ist schlecht beschildert.
Auf der A44 und dort auf der Bergshäuser Brücke ist der Verkehr sehr zähfließend. Vornehmlich stehen wir auf dem Übergang zur A7 im Stau. Hier gibt es eigentlich drei Spuren, wobei eine baulich getrennt ist von den anderen. Kurzzeitig werden aus den drei Spuren nur zwei. Viele Autofahrer fädeln sich zu früh ein, nutzen die eine Fahrspur nicht. Das trägt zur Staubildung bei.
Auf der A7 läuft alles glatt. Der Übergang von der A7 aus Richtung Süden zur A49 ist mittlerweile auch fast durchgehend zweispurig. Hier kommt es nur zu einem kleinen Stau bei der Auffahrt auf die A49, wo der Verkehr aus dem Süden auf den aus dem Norden trifft.
+++ Schleichverkehr, 8.15 Uhr: „Ab Mai geht’s rund“ las man auch als in Kassel oft belächelter Schwälmer („Hinterm Ratio“) in der HNA und musste sich Gedanken darüber machen, wie man nun drei Mal pro Woche (ein Hoch aufs Homeoffice) zur Arbeit nach Niederzwehren pendeln sollte. Die Umleitung über den Kreisverkehr kam nicht in Frage – viel zu weit. Auch auf die Bahn umzusteigen, war keine Option – viel zu umständlich (sorry, Greta!). Also fährt man eben die Abfahrt Baunatal Nord ab (hinterm Ratio) und kämpft sich durch Ober- und Niederzwehren. Automassen bleiben aus, aber mehr als in der Schwalm ist dann doch los. Ein, zwei Kilometer länger ist diese Strecke, dafür braucht man statt sieben Minuten nun eine Viertelstunde und zieht mindestens den Zorn des Kollegen auf sich, der als Anwohner nun vom Schleichverkehr betroffen ist. Sorry, liebe Kasseler und Kasseläner!
+++ Mattenbergstraße, 8.10 Uhr: Die Mattenbergstraße ist eine Seitenstraße, die schmal ist, weil auf einer Seite geparkt werden darf. Sie verläuft parallel zur Altenbaunaer Straße. Eine stichprobenartige Verkehrszählung ergibt: In drei Minuten fahren 24 Autos in Richtung Brandgasse. Die Kennzeichen zeigen: Alle Autos kommen aus Kassel und dem Schwalm-Eder-Kreis.
+++ 8 Uhr: Es gibt zähfließenden Verkehr, wenn man an der Anschlussstelle Kassel-Nord rausfährt und Richtung Innenstadt will. Auf der A7 staut es sich auf der Einfädelspur zur A49.
+++ Korbacher Straße, 7.45 Uhr: Das gleiche Bild zur selben Zeit auf der Korbacher Straße Richtung Frankfurter Straße. Ein Auto nach dem anderen, es geht sehr schleppend voran. Auf dem Weg zum Zahnarzt zum Glück in die entgegengesetzte Richtung. In Nordshausen wird es dann aber trotzdem eng – und die Autofahrt zieht sich in die Länge. Beim Zahnarzt hatte man den Satz „Wahnsinns-Verkehr heute“ auch schon gehört.
+++ Altenbaunaer Straße, 7.45 Uhr: Wer an diesem Tag meint, den 20-Kilometer-Umweg der Autobahn durch die Stadt abkürzen zu können, zum Beispiel über Oberzwehren, der steht im Stau. Um 7.45 Uhr reiht sich Auto an Auto an Lastwagen auf der Altenbaunaer Straße und schiebt sich mühsam stadteinwärts. Rote Fußgänger- und Straßenbahnampeln sorgen für weiteres Stehenbleiben und Wiederanfahren der Autos. Gut, wer gute Nerven hatte.
Alle Infos zu den Bauarbeiten finden Sie in unserem A49-Themenspezial.
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