Corona-Maske auf dem Horn: Baunataler hat Infektionsschutz für Blechbläser entwickelt

Noam Brede aus Baunatal hat einen Corona-Schutz für Blechbläser entwickelt. Damit war er beim Jugend-forscht- Landeswettbewerb erfolgreich.
Kassel – Blasorchester hatten es bis vor Kurzem schwer. Sie mussten bei Auftritten oder beim Üben in geschlossenen Räumen einen Abstand von bis zu drei Metern voneinander halten. Für Orchester mit relativ kleinen Probenräumen eine fast unüberwindliche Hürde.
Viele Ensembles haben deshalb im vergangenen Winter ganz auf das Üben verzichtet. Und auch noch jetzt kommen eine Reihe von Bläsern aus Sorge vor Ansteckung nicht zu den Proben, weil die Corona-Inzidenzen so hoch sind. Der Schüler Noam Brede, der am Schülerforschungszentrum Nordhessen in Kassel experimentiert, hat nun eine Lösung entwickelt, die dieses Problem entschärfen könnte: eine Schutzmaske, die nicht vors Gesicht, sondern über das Schallrohr des Instruments gezogen wird. Beim Jugend-forscht- Landeswettbewerb „Schüler forschen“ hat er jetzt den ersten Preis in der Kategorie interdisziplinärer Projekte erhalten.
Der 14-jährige Baunataler hat die Einschränkungen von Orchestern in der Pandemie selbst hautnah erlebt. Er spielt im Orchester seiner Schule, des Friedrichsgymnasiums, und im Musikzug des GSV Eintracht Baunatal. Er erlebte, dass Auftritte wegen Corona komplett ausfielen. Das brachte ihn auf die Idee, nach Möglichkeiten zu suchen, die Ansteckungsgefahr von Bläsern, die ihre Atemluft über das Schallrohr der Instrumente in die Umgebung verteilen, zu vermindern. Die Vorrichtungen, die schon am Markt seien, hätten ihn nicht überzeugt – schon weil diese aus Kunststoff seien, sagt Brede.
Er experimentierte mit Überzügen aus Ramie-Gewebe, das aus der Brennnessel hergestellt wird, aus Hanf, Seide, Leinen und Baumwolle. Ein Göttinger Stoffladen habe kostenlos das Material zur Verfügung gestellt. Mithilfe eines Kreuz-Lasers und einer Nebelmaschine machte Noam die Aerosolwolken, die beim Spielen des Instruments aus dem Schallrohr entweichen, sichtbar.
Der Schüler entschied sich schließlich für ein kleinporiges Baumwollgewebe, das er mithilfe einer Schablone selbst passgenau zusammennähte. „Da kommt fast nichts mehr durch“, sagt Noam. Aus etwa 20 Zentimetern Entfernung sei kein Luftstrom mehr messbar gewesen. Als Vergleich dienten ihm die Aerosolwerte einer OP-Maske.
Jeder Musiker könne sich einen solchen Corona-Schutz mit etwas handwerklichem Geschick selbst herstellen. Nachteil der Maske: Das Instrument wird in den hohen Frequenzen abgedämpft. Das lasse sich aber durch ein Neustimmen des Instruments beheben. Selbst Anfänger kämen damit zurecht, sagt Brede. Leider komme sein Corona-Schutz nur für Blechblasinstrumente wie Horn, Trompete oder Tuba in Betracht.
Holzblasinstrumente, etwa Saxophon und Klarinette, hätten zu viele Öffnungsklappen, aus denen die Aerosole der Atemluft entweichen können, erklärt der Schüler. „Zumindest für Proben ist dieser Schutz aber perfekt“, sagt Brede. Denn Blechbläser könnten enger zusammenrücken und damit mehr Platz für die übrigen Instrumente schaffen. (Peter Dilling)