Kasselerin startet Initiative für mehr Regentonnen: Gebührennachlass winkt

Eine Kasselerin will für mehr Regentonnen werben. Wer eine Regentonne nutzt, kann - je nach Volumen - bei den Niederschlagsgebühren sparen.
Kassel – Maren Meyer-Stoll braucht in diesen trockenen Tagen viel Wasser für ihren Garten. Die Hobbygärtnerin aus dem Flüsseviertel unterhält eine private Stauden- und Gemüsegärtnerei. Mehr als Hundert Pflanztöpfe stehen auf ihrer Terrasse. Doch für diese dreht sie nicht den Wasserhahn auf. „Ich habe noch nie Trinkwasser für meine Pflanzen verwendet“, sagt die Kasselerin.Nun hat sie eine Initiative für die Anschaffung von Regentonnen gestartet.
Meyer-Stoll bereiten die länger werdenden Trockenperioden Sorgen. Dass sie trotz der Trockenheit auch in den vergangenen Sommern kein Trinkwasser für das Gießen verwenden musste, hat zwei Gründe. Zum einen nutzt sie zwei große Regentonnen, die insgesamt 700 Liter Wasser fassen. Zum anderen fängt sie das Brauchwasser auf, das etwa beim Gemüseputzen anfällt. „Das Wasser reicht, um alle Pflanzen zu gießen“, sagt sie.
Vergangenes Jahr hatte sie die Idee, weitere Menschen von Regentonnen zu überzeugen. Denn sie hat beobachtet, dass mancher befürchtet, die Installation einer Tonne sei zu aufwendig. „Manche trauen sich nicht, die Fallrohre am Haus anzusägen, um eine Regentonne anzuschließen“, sagt die Hobbygärtnerin. Einige scheuten auch die Investition – für eine 200-Liter-Tonne sind 100 bis 150 Euro fällig. Es gibt aber auch günstigere Modelle.
Um an dieser Stelle die Hürden zu senken, hat sie im Nachbarschaftsnetzwerk nebenan.de vor einem Monat eine Initiative gestartet. Die Idee ist es, dass sich Menschen – in einer Art Dominoeffekt – eine Regentonne spendieren. „Wer eine Tonne bezahlt bekommt, der fühlt sich vielleicht moralisch verpflichtet, auch seinem Nachbarn einen Behälter zu kaufen“, sagt Meyer-Stoll.
In der kurzen Zeit hat sie so zwei Haushalte zum Aufstellen einer Tonne bewegen können. Die Hobbygärtnerin denkt aber nicht nur an die Finanzierung. Sie sucht auch Mitstreiter, die ehrenamtlich den Transport und die Montage von Tonnen übernehmen.
„Wir werden wohl auch künftig Trockenperioden erleben, die von Starkregen unterbrochen werden, der aber vom Boden gar nicht so schnell aufgenommen werden kann. Wir brauchen die Tonnen als Zwischenspeicher“, findet die Kasselerin. Leider habe die Stadt ihr Förderprogramm für Regenauffangbehälter schon vor Jahren eingestellt.
Nach Auskunft der Stadt gab es solche Förderungen für den Bau von Zisternen zur Regenwasserrückhaltung bis vor 20 Jahren. Diese Förderung sei aber gekoppelt gewesen an eine vom Land eingeführte Grundwasserabgabe als Aufschlag auf das Wassergeld. „Die Grundwasserabgabe war zweckgebunden und musste seitens der Kommunen für den Schutz und die Erhaltung der Gewässer eingesetzt werden. Mit dem Wegfall der Abgabe wurde auch die städtische Förderung eingestellt“, so ein Sprecher der Stadt. Aktuell gebe es keine Überlegungen zur Wiedereinführung.
Meyer-Stoll hofft dennoch, dass sie viele von den Vorteilen einer Regentonne überzeugen kann. Auch finanziell sei dies interessant. Man spare bei der Trinkwassergebühr und erhalte von Kasselwasser eine Gebührenermäßigung, weil weniger Regenwasser in den Kanal fließt.
Wer Regentonnen oder Zisternen mit mindestens 500 Liter Fassungsvermögen hat, die mit einem Überlauf am Kanal angeschlossen sind, kann bei Kasselwasser eine Gebührenermäßigung beantragen. Je 500 Liter zurückgehaltenes Regenwasser werden 10 Quadratmeter Dachfläche erlassen. Denn für jeden Quadratmeter Grundstücksfläche inklusive Dach wird eine Niederschlagswassergebühr von 0,82 Euro pro Jahr und Quadratmeter erhoben. Das bedeutet, dass ein Anlieger 8,20 Euro weniger für Regenwasser zahlen muss bei einem Volumen von 500 Litern. Die Ermäßigung erfolgt in 500-Liter-Schritten. Wer eine Versickerungsanlage betreibt, kann nach Prüfung komplett von der Niederschlagswassergebühr befreit werden. (Bastian Ludwig)
Hier finden Eigentümer ihre Ansprechpartner: kasselwasser.de/abwasser/grundstuecke/ansprechpartner.
Kontakt: Wer die Initiative von Maren Meyer-Stoll unterstützen will, meldet sich bei ihr unter 0561/ 33 6 47.