Bernd Böttner ist neuer Stellvertreter für den Bischof von Kurhessen-Waldeck

Kassel. Den südhessischen Fluglärm wird er sicher nicht vermissen. Seinen Blick wird Bernd Böttner aber schon von Berufswegen weiter gen Himmel richten: Seit Jahresbeginn ist der ehemalige Propst des Sprengels Hanau neuer Prälat der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) und somit Stellvertreter des Bischofs.
Der 61-Jährige ist auf Marita Natt gefolgt, die zum Jahresende in den Vorruhestand getreten war.
Von einem Generationenwechsel kann hier nicht die Rede sein. Den hatte Bischof Martin Hein aber auch nicht im Sinn, als er Böttner für das Amt vorgeschlagen hatte: „Die Überlegung war, jemanden zu berufen, der in den laufenden Prozessen gut verankert und dessen Dienstzeit nicht zu lange ist“, sagt Bernd Böttner. Der Vorschlag des Bischofs habe ihn gleichwohl kalt erwischt, räumt er ein. Eigentlich hatte er geplant, mit seiner Frau bis zum Ruhestand in Hanau zu bleiben. Jetzt gilt es, in den kommenden vier Jahren in Kassel und von Kassel aus die Ärmel hochzukrempeln und auch den Bischofswechsel im Herbst 2019 zu begleiten.
Chef fürs geistliche Personal
Bernd Böttner kennt sich aus: Von 2010 bis 2016 war er Vorsitzender des PEP (Pfarrstellen-Entwicklung-Planung)-Ausschusses und hat in dieser Funktion die Pläne für die Neuaufstellung des pastoralen Dienstes miterarbeitet. Neuaufstellung – das Wort gefällt Böttner, nicht das vom Sparkurs. „Ich will aber nichts beschönigen“, sagt er: „Wir werden in den nächsten Jahren deutlich weniger Ressourcen haben.“ Zum Vergleich: Im Jahr 2000 hatte die EKKW mit ihren 756 Kirchengemeinden noch knapp eine Million Mitglieder, inzwischen sind es noch gut 800 000, sagt Böttner und stellt die zentrale Frage: „Wie kann man auf der Höhe der Zeit das Evangelium verkünden?“
Die finanzielle Entwicklung sei glücklicherweise noch nicht ein zu eins an den Mitgliederschwund gekoppelt, was auch an der guten wirtschaftlichen Entwicklung liege. Wenn indes die Babyboomer-Jahre in den Ruhestand gehen, dann werde der Einbruch bei den Kirchensteuereinnahmen spürbar, sagt der 61-Jährige. Von den Folgen durch die Zinsentwicklung ganz zu Schweigen. All das bedeute: Ausgaben anpassen, auf Spenden setzen.
Es wird in seiner Amtszeit also viel um Zahlen gehen. Als „Manager“, darauf hatte er schon bei seinem Wechsel ins Propstamt hingewiesen, wolle er sich aber nicht verstanden wissen. Er bleibe Seelsorger. Denn das war einer der Gründe, Pfarrer zu werden. „Das war eigentlich schon in der 10. Klasse klar“, erinnert sich Böttner, der in Grebendorf bei Eschwege aufwuchs. „Wir hatten eine sehr intensive Jugendarbeit, da war ich Zuhause.“ Und das Theologie-Studium die logische Folge.
Kassel als „Zentrale“ der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck ist Böttner vertraut. Auch als Propst war er oft im Landeskirchenamt an der Wilhelmshöher Allee. Im neuen Büro genießt er nun den Blick auf den Herkules, im neuen Zuhause auf der Marbachshöhe den in die Dönche.
Auch sein Auto hat der neue Prälat umgemeldet. Warum das erwähnenswert ist? Weil sich ein Blick auf das Nummernschild lohnt: KS-MT-2818. In Matthäus 28,18 ist sein Lieblingsvers eingebettet. Er beinhalte Auftrag und Zusage, das passe auch zum neuen Amt: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“