Streit, Müll und Lärm: Konflikte in Bettenhausen sorgen für viel Ärger

Eine Auseinandersetzung zwischen Nachbarn in Bettenhausen endete letzte Woche mit einem Polizeieinsatz. Eine Frau erlitt dabei Verletzungen. Ein Besuch in der Gegend, in der es viele Probleme gibt.
Das linke Auge von Sonja H. (Name von der Redaktion geändert) ist angeschwollen und blau. Zwischen Augenbraue und Lid ist ein Riss, der genäht worden ist. Die 59-jährige Frau traut sich kaum noch aus ihrer Wohnung in dem Mehrfamilienhaus im Birkhahnweg in Bettenhausen. Aus Angst.
Die Verletzungen seien ihr von zwei Nachbarn aus Bulgarien am Montag vergangener Woche im Treppenhaus zugefügt worden. „Die haben mich mit der Faust aufs Auge geschlagen und auf mich eingetreten.“ Ein anderer Nachbar rief die Polizei, Sonja H. erstattete Anzeige. Allerdings haben auch die Bulgaren Sonja H. angezeigt, weil sie zuvor angeblich deren vier kleine Kinder geschlagen habe.
Das bestreitet die 59-Jährige. Sie berichtet allerdings, dass es seit zwei Jahren zu Problemen unter den Nachbarn komme. Damals seien die ersten Bulgaren in das Mehrfamilienhaus und die beiden benachbarten Häuser eingezogen. Alle drei Häuser hätten bis vor Kurzem ein und demselben Vermieter aus Kassel gehört. Und dem sei es egal gewesen, was passiere. Die Bulgaren seien laut, müllten alles zu, parkten ihre „dicken Autos im Halteverbot“ und seien aggressiv. Die Frau, die kürzlich auch auf sie eingedroschen habe, werfe immer mit einem Schuh nach Nachbarn im Treppenhaus, wenn ihr etwas nicht passe, erzählt Sonja H.
Otto K. (Name von der Redaktion geändert), der Nachbar, der letzten Montag die Polizei gerufen hat, bestätigt die Probleme. Er lebe seit zwölf Jahren in dem Haus, früher sei hier alles „schön und sauber“ gewesen. „Die Vermüllung fing mit denen an“, sagt Otto K. über seine Nachbarn. Er habe schon einige Male Fotos vom Müll gemacht. Daraufhin sei er von den Bulgaren bedroht worden. Sogar Morddrohungen seien mit Worten und Gesten ausgedrückt worden. Er habe schon sechs Anzeigen bei der Polizei erstattet. „Die sammeln das.“
Polizeisprecher Matthias Mänz erklärt, dass die Polizei seit Ende Januar mehrfach in den Birkhahnweg gerufen worden sei. Es wurden Anzeigen wegen Körperverletzung und Beleidigung erstattet – auch von den bulgarischen Bewohnern. Die Ermittlungen dauerten an. Wegen der Konflikte in dem Mehrfamilienhaus sei die Polizei derzeit öfters mit einer Streife präsent.
Auch Enrico Schäfer, der frühere Ortsvorsteher von Bettenhausen, weiß um die Konflikte. Schon vor zwei Jahren hätten sich Anwohner bei ihm wegen des Lärms und des Mülls beschwert. Vor den Häusern sei eine Art Umschlagplatz für Schrott, Elektronik und für Möbel, sagt Schäfer. Damit handelten die Bulgaren. Und was nicht verwertet werde, bleibe einfach vor den Häusern liegen. Den früheren Eigentümer habe das aber nicht interessiert, sagt Schäfer. Er selbst habe versucht, mit den bulgarischen Mietern zu reden. „An die war aber kein Rankommen.“
Seit März ist die Noratis AG, ein Bestandsentwickler von Wohnimmobilien, für die drei betroffenen Häuser im Birkhahnweg verantwortlich. Ein Unternehmenssprecher erklärte, der Noratis sei klar, dass dort „Zustände herrschen, die nicht üblich sind“. Sie nehme sich aber bewusst auch Objekten an, die herausfordernd seien. Er kündigte an, dass die Noratis die Probleme angehen und viel machen werde.
Für die Stadt Kassel steht der Birkhahnweg in der Gartenstadt Eichwald derzeit nicht sonderlich im Fokus. Sprecher Michael Schwab sagte, aus ordnungsrechtlicher Sicht würde der Ort im Vergleich nicht als besonders problembelastet auffallen. Die Stadtreiniger hätten, so teilt es Schwab mit, bei ihrer 14-tägigen Reinigung vor Ort zwar eine erhöhte Verschmutzung festgestellt, mehr aber nicht.
Gartenstadt Eichwald
Der Birkhahnweg liegt in der Gartenstadt Eichwald, ein Quartier im Stadtteil Bettenhausen. Die meisten Häuser sind in den 1950er- und 1960er-Jahren gebaut worden. Der Bürgerverein (gegründet 1952) und die Siedlergemeinschaft Bunte Berna (1937) haben das Quartier geprägt.