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Blumen-Streit am Leipziger Platz: Bunte Beete in Kassel sollen wieder weg

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Von: Axel Schwarz

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Engagierte Kasseler haben die Ödnis des Leipziger Platzes mit Osterglocken und Hyazinthen verschönert. Das Umwelt- und Gartenamt missbilligt die Aktion.

Kassel – Viele blühende Osterglocken und Hyazinthen erfreuen seit Montag die Passanten am Rand des Leipziger Platzes in Kassel-Bettenhausen, doch zugleich ist der Blumenschmuck Anlass für helle Aufregung im Quartier. Um der ungepflegten Ödnis des Platzes etwas entgegensetzen, haben Geschäftsleute und Stadtteilförderer zur Selbsthilfe gegriffen und auf dem Randstreifen entlang der Pfarrstraße über 700 Blühpflanzen setzen lassen.

Dem städtischen Umwelt- und Gartenamt gefällt die Aktion allerdings gar nicht: Noch am Montag hat Grünflächen-Abteilungsleiter Markus Schöttner gegenüber der Initiatorin Birgit Matzel angekündigt, er werde die Blumenpflanzung umgehend zurückbauen lassen.

„An öffentlichem Eigentum vergriffen“: Blumen-Streit in Kassel sorgt für Aufregung

Matzel, seit 20 Jahren im Ortsbeirat aktiv, ist immer noch aufgebracht, als sie der HNA von dem Anruf berichtet: „Der hat mich beschimpft und mir vorgeworfen, ich würde mich an öffentlichem Eigentum vergreifen.“ Das kränke sie, weil ihr ja nur an einem etwas netteren Umfeld gelegen sei an einem zentralen Ort des Kassels Ostens, der ohnehin mit allerlei Nachteilen und Herausforderungen klarkommen müsse.

Sie wollen ein schöneres Umfeld statt ungepflegter Ödnis: Von links die Bettenhäuser Doris Sebera, Jutta Rohe, Initiatorin Birgit Matzel und Wolfgang Mauritz am Rand des Leipziger Platzes.
Sie wollen ein schöneres Umfeld statt ungepflegter Ödnis: Von links die Bettenhäuser Doris Sebera, Jutta Rohe, Initiatorin Birgit Matzel und Wolfgang Mauritz am Rand des Leipziger Platzes. © Axel Schwarz

Die Bepflanzung sei eine Gemeinschaftsaktion der Arbeitsgemeinschaft Bettenhausen, die die Blumen bezahle, sowie der Werbegemeinschaft im Stadtteil, deren 2. Vorsitzender, Gärtner Markus Hegmann, die Arbeitsleistung gesponsert habe. „Wir haben extra Blumen genommen, die aus Zwiebeln wachsen“, führt Birgit Matzel ins Feld. Die würden irgendwann vergehen, aber nächstes Jahr wiederkommen.

Blumen-Streit in Kassel: Amtsleiterin sieht Mängel bei Pflanzaktion - „Winterhart wird das nicht“

Das aber stellt Umwelt- und Gartenamtsleiterin Anja Starick infrage. Da die Blumenzwiebeln nicht bereits im Herbst und wohl auch nicht sehr tief gepflanzt worden seien, werde das „eine einjährige Sache“ bleiben, sofern das Gartenamt nicht eingreife: „Winterhart wird das nicht.“

Zudem habe das Amt auf dem Streifen – wenn auch noch wenig sichtbar – diverse Stauden gesetzt. Einmal entwickelt, auch durch Nachpflanzungen ergänzt, würden auch diese einmal attraktiv blühen, aber deutlich weniger Pflege benötigen als die jetzt gepflanzten Blumen. Unklar sei, ob die Stauden nun Schaden genommen haben, sagte die Amtsleiterin: „In jedem Fall haben wir mit der Fläche jetzt mehr Arbeit.“ Sie könne verstehen, wenn „Kollegen frustriert“ seien wegen der Aktion, die Initiatorin Matzel als „zivilen Ungehorsam“ bezeichnet hatte.

Blumen-Streit am Leipziger Platz: Kasseler sind begeistert von „blühenden Farbtupfern“

„Was nicht geht, ist, ohne Absprache etwas in städtische Flächen hineinzupflanzen“, sagte Starick gegenüber der HNA. „Andere, die etwas machen wollen, fragen uns vorher und da machen wir auch einiges möglich.“

Ironie beim Blumen-Streit am Leipziger Platz: Birgit Matzel berichtet, sie habe noch am Montag einige Anrufe von begeisterten Bettenhäusern erhalten, die sich über die blühenden Farbtupfer freuten – mit dem irrtümlichen Tenor: „Wie schön, dass die Stadt da mal was gemacht hat“. Das habe sie dann richtiggestellt, sagte Matzel. (Axel Schwarz)

Die Kasseler Andreas und Karsten Grotstück sind seit Jahrzehnten im Naturschutz aktiv. Nun freuen sich die Brüder über einen erneuerten Krötenzaun - und sorgen sich wegen des Klimawandels.

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