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„Akt zivilen Ungehorsams“: Blumen-Streit am Leipziger Platz wird zu Politikum

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Von: Matthias Lohr

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Eine Pflanzaktion von Blumen am Leipziger Platz in Kassel sorgt weiter für Aufsehen. Kritik kommt von den Grünen. Die Initiatorin sieht sich bestätigt.

Bettenhausen – Birgit Matzel wollte etwas Gutes für Bettenhausen tun. Vorige Woche ließ die 76-Jährige 700 Hyazinthen und Osterglocken auf dem Leipziger Platz pflanzen, dessen graue Ödnis ein Ärgernis für Matzel ist. Für die von der Werbegemeinschaft und der Arbeitsgemeinschaft Bettenhausen unterstützte Aktion hat sie viele positive Reaktionen bekommen, wie sie sagt: „Ich höre nur Gutes.“ Dafür gab es Ärger mit dem Umwelt- und Gartenamt. Und nun kritisieren auch die Bettenhäuser Grünen die Aktion scharf. Aus den Blumen wird ein Politikum.

Das Problem: Matzel handelte ohne Absprache mit der Stadt. Die hatte zuvor durch Markus Schöttner vom Umwelt- und Gartenamt im Ortsbeirat klargemacht, dass es jahreszeitliche Bepflanzungen in Kassel nicht mehr geben werde. Sie seien wegen einer „extrem schlechten CO₂-Bilanz nicht mehr zeitgemäß“ – etwa weil man zum Gießen mindestens einmal am Tag hinfahren müsse.

„Die Fläche wird noch schön“: Blumen-Streit am Leipziger Platz in Kassel

Das Umwelt- und Gartenamt pflanzte darum Staudenpflanzen an, die allerdings noch Zeit brauchen. „Die Fläche wird noch schön“, versprach Schöttner im März. Bislang sieht man davon allerdings nichts. Deswegen wurde Matzel, die für die SPD im Ortsbeirat sitzt, als Privatperson aktiv. Ihre Idee nennt sie einen „Akt zivilen Ungehorsams“.

Sie freuen sich über die blühenden Pflanzen am Leipziger Platz: Als „Akt zivilen Ungehorsams“ ließ Birgit Matzel (vorn) Blumen pflanzen. Doris Sebera (von links), Jutta Rohe und Wolfgang Mauritz finden das gut. Die Grünen im Ortsbeirat distanzieren sich indes „aufs Schärfste“ von der Aktion.
Sie freuen sich über die blühenden Pflanzen am Leipziger Platz: Als „Akt zivilen Ungehorsams“ ließ Birgit Matzel (vorn) Blumen pflanzen. Doris Sebera (von links), Jutta Rohe und Wolfgang Mauritz finden das gut. Die Grünen im Ortsbeirat distanzieren sich indes „aufs Schärfste“ von der Aktion. © Axel Schwarz

Ortsbeiratsmitglied Alfons Fleer (Grüne) findet nicht nur den Begriff „unangemessen“, wie er in der Sitzung des Gremiums am Donnerstag erklärte. Er kritisierte die Aktion auch deswegen, weil sie nun auf den Ortsbeirat zurückfalle. Mehrfach sei er deswegen angesprochen worden: „Ich möchte mich scharf davon distanzieren. So geht es nicht.“ Das Umwelt- und Gartenamt habe ein nachhaltiges Konzept vorgestellt. So könne man nicht mit den Mitarbeitern umgehen und auch nicht mit den bereits gepflanzten Staudenpflanzen, die Schaden genommen haben könnten.

Blumen-Streit am Leipziger Platz in Kassel erhitzt die Gemüter - auch in der Politik

Auch seine Parteikollegin Nina Illmer zeigte sich „schockiert“ und sagte: „Wir stehen da wie die Bekloppten.“ Während Ortsvorsteher Volker Zeidler (SPD) dazu schwieg, gestand sein parteiloser Stellvertreter Walter Mathias ein: Es sei nicht schön, dass der Eindruck entstehe, „wir hätten das mit angestoßen“. Nur Stefan Trömer (SPD) zeigte Verständnis für die Aktion und kritisierte das Umwelt- und Gartenamt. Wegen der paar Blümchen eine CO₂-Diskussion anzuzetteln, sei angesichts der vielen Kohlekraftwerke unangemessen.

Nach einer hitzigen Diskussion gab es versöhnliche Töne. Matzel berichtete von einem „ausgesprochen netten“ Telefongespräch mit Amtsleiterin Anja Starick: „Es wird jetzt so bleiben. Die eine Pflanzung wird der anderen nicht wehtun.“ Es scheint, als müsse am Leipziger Platz Gras über die Sache wachsen. (Matthias Lohr)

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