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Stimmabgabe zur Türkei-Wahl erstmals in Kassel: Das ist perfekt für uns

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Von: Andreas Hermann

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Sind zur Stimmabgabe und zum anschließenden Shoppen nach Kassel gekommen: Die Erstwählerinnen Eda Balci (links) und Cagla Gür aus Göttingen fuhren am Samstagmittag das Wahllokal in Bettenhausen an.
Sind zur Stimmabgabe und zum anschließenden Shoppen nach Kassel gekommen: Die Erstwählerinnen Eda Balci (links) und Cagla Gür aus Göttingen fuhren am Samstagmittag das Wahllokal in Bettenhausen an. © andreas hermann

Tausende Türken der Region stimmen derzeit in Bettenhäuser Wahllokal ab

Kassel – Noch bis Dienstag können Deutsch-Türken erstmals in Kassel ihre Stimme zur Parlaments- und Präsidentschaftswahl abgeben. Tausende Menschen aus der Region und auch weit darüber hinaus nutzen seit 29. April das Wahllokal am Bettenhäuser Niestetalweg. Wohl bei noch keiner Türkei-Wahl ist die Wahlbeteiligung der Deutsch-Türken in und um Kassel höher gewesen als sie in diesem Jahr sein wird.

Davon ist auch Hüsame Ttin Yilmaz überzeugt, der am Samstag in Kassel gewählt hat. Er wisse von vielen Verwandten und Bekannten, die früher wegen des langen Weges zu den Generalkonsulaten in Frankfurt und Hannover nicht gewählt hätten, nun aber in Bettenhausen an der Wahl teilnehmen. „Der Standort Kassel ist wirklich top“, sagt der 54-jährige Felsberger, der im Daimler Achsenwerk in Kassel beschäftigt ist. Ohne Wartezeit habe er innerhalb von zehn Minuten seine Stimme abgegeben.

Für Yilmaz ist es eine Selbstverständlichkeit, dass er sein demokratisches Recht zur Wahl wahrnehme. Bislang sei er dazu immer nach Frankfurt gefahren. Mit dem erstmals in Kassel eingerichteten Wahllokal sei das aber nun für ihn sowie für viele seiner Verwandten und Freunde viel einfacher, freut sich der Felsberger.

Nach und nach fahren am Samstag weitere Autos auf das Firmengelände, teils mit auswärtigen Kennzeichen, manche sogar aus dem Ausland. Auf dem Gelände ist es nicht so einfach, mit Wählern ins Gespräch zu kommen. Denn die Auto-Insassen werden von den drei Einweiserinnen Gülcan Özmen, Ingba Duman und Nese Coban Yildiz sogleich auf die Parkplätze verwiesen. Und in diesen Bereich vor dem Wahllokal dürfen nur Wahlberechtigte. Selbst die drei freundlichen Parkplatz-Einweiserinnen aus Kassel können dort nicht hin, weil sie nicht die türkische, sondern die deutsche Staatsbürgerschaft haben, berichten sie.

Mit ihrem Fiat fahren gegen Mittag auch Eda Balci und Cagla Gür aus Göttingen auf das Gelände. Ein paar Minuten später kommen sie aus dem Wahllokal zurück und berichten, dass sie beide Erstwählerinnen seien und die doppelte Staatsbürgerschaft hätten. Ohne das neue Wahllokal in Kassel wären sie mit der Familie nach Hannover zum Wählen gefahren. So aber haben sich die Freundinnen allein auf den Weg zur Stimmabgabe gemacht. „Kassel – das ist perfekt für uns.“ Sie wollen sich nach der Wahl noch einen schönen Tag in Kassel machen. „Wir wollen noch Shoppen gehen“, sagen die Göttingerinnen bei der Ausfahrt.

Die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) zeigt sich über die relativ hohe Beteiligung überrascht. Nach ihren Angaben haben vor diesem Wochenende bundesweit bereits deutlich mehr Deutsch-Türken ihre Stimmen abgegeben als bei der Wahl 2018. Und vor fünf Jahren hatte die Beteiligung in Deutschland mit 49,7 Prozent schon so hoch wie nie gelegen.

Genaue Angaben zur Zahl der Wähler in Kassel könne sie nicht machen, sagt Semiha Kasapoglu, Mitarbeiterin des designierten türkischen Konsuls in Kassel. Die Zahl bewege sich aber weiter auf dem Niveau nach dem ersten Wochenende, als bis 1400 Wähler pro Tag geschätzt wurden. An den elf Wahltagen in Kassel könnten also rund 15 000 Stimmabgaben zusammenkommen. Montag und Dienstag ist noch von 9 bis 18 Uhr Gelegenheit dazu.

Hintergrund

In der Türkei finden die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen am Sonntag, 14. Mai, statt. In Deutschland können die rund 1,5 Millionen wahlberechtigte Deutsch-Türken seit 27. April und noch bis Dienstag, 9. Mai, ihre Stimme abgeben – erstmals auch in Kassel (seit 29. April).

Präsident Recep Tayyip Erdogan von der islamisch-konservativen AKP strebt nach 20 Jahren an der Macht die erneute Wiederwahl an. Umfragen gehen von einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen ihm und seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu aus, der als Kandidat für eine Allianz aus sechs Oppositionsparteien antritt.

(Andreas Hermann)

Am Parkplatz vor dem Wahllokal mit Türkei-Flagge: Hüsame Ttin Yilmaz aus Felsberg freute sich über das Angebot, früher musste er immer zur Wahl nach Frankfurt fahren.
Am Parkplatz vor dem Wahllokal mit Türkei-Flagge: Hüsame Ttin Yilmaz aus Felsberg freute sich über das Angebot, früher musste er immer zur Wahl nach Frankfurt fahren. © Hermann, Andreas

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