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Stichwahl in der Türkei: Großer Andrang im Kasseler Wahllokal

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Von: Ulrike Pflüger-Scherb

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Zwei Wahlbeobachter: Esin Ari (links) ist Unterstützerin der sozialdemokratischen CHP, Halil I. Acikgöz ist Sprecher der AKP in Nordhessen.
Zwei Wahlbeobachter: Esin Ari (links) ist Unterstützerin der sozialdemokratischen CHP, Halil I. Acikgöz ist Sprecher der AKP in Nordhessen. © Pflüger-Scherb, Ulrike

Am Sonntag findet in der Türkei die Stichwahl zwischen Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan und seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu statt. Bis zum heutigen Mittwoch können Türken, die in Deutschland leben, noch ihre Stimme abgeben. Erstmals ist das auch in einem Wahllokal im Kasseler Stadtteil Bettenhausen möglich. 

Kassel – Dass Präsident Recep Tayyip Erdogan beim ersten Wahlgang in der Türkei nur 49,5 Prozent der Stimmen bekommen hat und damit ein zweiter Wahlgang erforderlich geworden ist, ist für Halil I. Acikgöz der Beweis, „dass in der Türkei die Demokratie lebt“. Der 37-jährige Acikgöz unterstützt Erdogans Partei AKP bei der Präsidentschaftswahl. Er ist als Wahlbeobachter im Wahllokal am Niestetalweg in Kassel eingesetzt. Ebenso wie Anhänger von vier weiteren türkischen Parteien.

Erstmals haben Türken, die in Nordhessen oder Südniedersachsen leben, die Möglichkeit, ihre Stimme auch in Kassel abzugeben. Früher mussten sie dafür in das Generalkonsulat nach Frankfurt fahren. Bis zum heutigen Mittwoch kann in Kassel noch gewählt werden. In der Türkei findet die Stichwahl zwischen Erdogan und seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu am Sonntag, 28. Mai, statt.

Wenn Erdogan den ersten Wahlgang ganz knapp gewonnen hätte, dann hätte es wohl den Vorwurf von Mauscheleien gegeben, sagt Acikgöz. Er berichtet, dass ein Betrug in dem Kasseler Wahllokal gar nicht möglich sei. Denn jede Partei habe einen Schlüssel. Und nur wenn alle Vertreter vor Ort seien, könne überhaupt gewählt werden, sagt der 37-Jährige, der auch Sprecher der AKP Nordhessen ist.

Acikgöz, der als Prozessmanager bei einem großen Unternehmen in Nordhessen arbeitet, ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Er hat dennoch die türkische Staatsbürgerschaft. Die Verbindung zur Türkei sei immer noch sehr eng. Deshalb würde er seinen türkischen Pass nicht gegen einen deutschen tauschen wollen. Für ihn käme nur die doppelte Staatsbürgerschaft in Frage, sagt Acikgöz.

Er geht davon aus, dass Amtsinhaber Erdogan, der seit mehr als 20 Jahren an der Macht ist, am Sonntag die Wahl für sich entscheiden wird. „Ich bin kein Fanatiker“, sagt Acikgöz. Er unterstütze Erdogan, weil dieser in den vergangenen Jahren zum Beispiel viel für die Infrastruktur und das Gesundheitssystem in der Türkei gemacht habe.

Das Interesse an der Stichwahl sei sehr groß, erzählen die ehrenamtlichen Wahlbeobachter. Größer als beim ersten Wahlgang, wo rund 9000 Türken in Kassel abstimmten. Seit Samstag dürfen die Menschen ihre Stimme für die Stichwahl abgeben. Am ersten Tag kamen 2929 und am Sonntag sogar 3762 Wähler nach Kassel. Auch am Dienstagvormittag war das Wahllokal in Bettenhausen gut besucht. Die Sicherheit wird hier groß geschrieben. Am Eingang werden alle Wähler von Security-Kräften abgetastet. Taschen müssen draußen bleiben.

Neben den Beobachtern gibt es dort noch rund 60 Wahlhelfer, die an insgesamt acht Wahlurnen eingesetzt werden. Zudem sind zwei Mitarbeiter der Generalkonsulate aus Düsseldorf und Frankfurt sowie ein IT-Techniker aus dem türkischen Außenministerium vor Ort.

Auf dem Parkplatz vor dem Wahllokal stehen am Dienstagvormittag zwei Frauen, die den Verkehr regeln. Autos mit Kennzeichen für Marburg, Paderborn oder Waldeck kommen an. Über den Ausgang der Wahl und wer ihr Favorit ist, wolle sie nicht reden, sagt eine der Frauen. Sie habe viele Freunde mit unterschiedlichen politischen Meinungen. „Die Wahlen gehen vorbei, die Freundschaften aber bleiben bestehen“, sagt sie. (use)

Blick ins Wahllokal am Niestetalweg: An acht Urnen können die Menschen ihre Stimme für die Stichwahl in der Türkei abgeben. Neben den Wahlhelfern gibt es überall Wahlbeobachter.
Blick ins Wahllokal am Niestetalweg: An acht Urnen können die Menschen ihre Stimme für die Stichwahl in der Türkei abgeben. Neben den Wahlhelfern gibt es überall Wahlbeobachter. © ULRIKE PFLÜGER-SCHERB

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