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Ex-OB-Kandidatin Bock neue Hoffnungsträgerin der hessischen Linken

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Von: Matthias Lohr

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War zuletzt Kasseler OB-Kandidatin: Violetta Bock schaffte es auf der Delegiertenversammlung in Flörsheim auf Rang 5 der Landesliste. Archi
War zuletzt Kasseler OB-Kandidatin: Violetta Bock schaffte es auf der Delegiertenversammlung in Flörsheim auf Rang 5 der Landesliste. Archi © Dieter Schachtschneider

Als Kandidatin für die Kasseler OB-Wahl wurde die Linke Violetta Bock bekannt. Bei der Listenaufstellung für die Landtagswahl kam sie auf einen guten Platz - anders als Torsten Felstehausen.

Kassel/Kaufungen – Aus heimischer Sicht gab es auf der Delegiertenversammlung der hessischen Linkspartei in Flörsheim zwei Überraschungen: Der parlamentarische Geschäftsführer Torsten Felstehausen schaffte es am Samstag nicht auf die Landesliste für die Landtagswahl am 8. Oktober. Dagegen wurde die ehemalige Kasseler OB-Kandidatin Violetta Bock auf Rang fünf gewählt. Damit hat die 35-Jährige eigentlich gute Chancen, ab Herbst Landtagsabgeordnete zu sein. Derzeit hat die Linke neun Sitze in Wiesbaden. Allerdings sehen Umfragen die Partei derzeit nur bei etwa drei Prozent.

Der Verlierer: Torsten Felstehausen

Zwei Tage nach seiner größten politischen Niederlage klingt Torsten Felstehausen wieder versöhnlich. Der Kaufunger sitzt seit 2018 im Landtag und verlor beim Kampf um Listenplatz 4 gegen den langjährigen Leiter der Landesgeschäftsstelle, Michael Müller. Felstehausens Zeit in Wiesbaden wird damit bereits nach fünf Jahren enden. Er habe sich natürlich ein anderes Ergebnis gewünscht, sagt der 58-Jährige, aber das Landtagsmandat sei nur ein Amt auf Zeit: „Ich als Mensch bin dort nicht unersetzlich. Michael Müller traue ich die Arbeit genauso zu.“

Das sind ungewöhnliche Worte im harten Politgeschäft. Zumal Felstehausens Niederlage tragisch war. Im ersten Wahlgang hatte er gegen seine drei Mitbewerber mit 42 Prozent vorn gelegen. Der Frankfurter Müller schaffte es gerade so in den zweiten Wahlgang, wo er dann drei Stimmen mehr erhielt als der Nordhesse.

Weil sich bei den Linken Männer und Frauen auf den Listenplätzen abwechseln, hätte sich Felstehausen danach um Rang 6 bewerben können. Doch mit seinem Landtagskollegen Axel Gerntke hatte er abgemacht, nicht gegeneinander anzutreten. An das Versprechen hielt er sich. Ein Platz noch weiter hinten kam für ihn nicht infrage, weil der Einzug in den Landtag von dort aussichtslos ist.

Der einstige Landtagsabgeordnete Hermann Schaus aus Wetzlar findet den Ausgang unglücklich und lobt seinen Nachfolger als Obmann im Lübcke-Untersuchungsausschuss: „Torsten hat bei seinen Themen Innenpolitik und Digitalisierung gute Arbeit geleistet. Es gab keine Kritik an ihm.“

Felstehausen wird nach seiner Zeit im Landtag wieder beim Bildungswerk der Gewerkschaft Verdi arbeiten, wo er schon bis 2018 Betriebs- und Personalräte zum Thema Digitalisierung beriet. Politisch wird sich der Familienvater weiter im Gemeindeparlament Kaufungen engagieren. In Wiesbaden hat er unter anderem gelernt, „wie mühsam und frustrierend Oppositionsarbeit sein kann“. Jetzt freut sich Felstehausen wieder auf „geregelte Arbeitszeiten statt 80-Stunden-Wochen“.

Die Gewinnerin: Violetta Bock

Groß gefeiert hat Violetta Bock ihren Erfolg in Flörsheim nicht. Am Sonntag war sie beim Tag der Erde am Infostand ihrer Partei. Immer wieder hörte sie dort den Satz: „Schade, dass Sie nicht Oberbürgermeisterin geworden sind.“ Auf den Podien im OB-Wahlkampf hatte die aus Passau stammende Politikwissenschaftlerin wie auch bei ihren Reden als Stadtverordnete einen guten Eindruck hinterlassen und am Ende immerhin 9,1 Prozent erhalten.

Selbst aus der Landes- und Bundespartei bekam die Kasselerin positive Reaktionen dafür, wie sie sagt: „Insofern kam es nicht ganz überraschend, dass ich auf Listenplatz 5 gewählt wurde. Trotzdem war die Freude natürlich groß.“

Bock, die auch Direktkandidatin für den Wahlkreis Kassel-Ost ist, setzte sich am Samstag mit 57 Prozent gegen Christiane Ohnacker (Lahn-Dill-Kreis) durch. In ihrer Bewerbungsrede hatte sie ihre Hauptthemen Soziales und Klimagerechtigkeit betont: „Wie in Kassel geht es auch in Hessen darum, eine radikale soziale und ökologische Wende zu organisieren.“

Allerdings wird es für die Partei diesmal so schwierig wie noch nie, wie der erfahrene Schaus sagt. Bei den letzten drei Landtagswahlen holten die hessischen Linken nur zwischen 5,2 und 6,3 Prozent. Bock gibt sich zweckoptimistisch: „Es wird kein Selbstläufer, aber es ist machbar.“ Sie verweist auf das österreichische Bundesland Salzburg, wo die KPÖ gerade 11,7 Prozent holte.

Lob bekommt sie nicht nur von Felstehausen, der sagt: „Violetta kann gut Themen präsentieren, dafür streiten sowie Menschen motivieren, und sie ist teamfähig.“ Auch Schaus schätzt Bock sehr und prophezeit ihr „eine große Zukunft in der Partei“. (Matthias Lohr)

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