Kai Boeddinghaus ausgezeichnet: 50.000 Euro für IHK-Rebell

Berlin/Kassel. Hohe Auszeichung für den Kasseler Stadtverordneten Kai Boeddinghaus (Linke). Der 51-Jährige bekam am Donnerstag in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin den Preis "Wider den §§-Dschungel" überreicht.
Der von der Werner-Bonnhoff-Stiftung verliehene Preis ist mit 50.000 Euro dotiert. Boeddinghaus stiftet das Geld dem Bundesverband für freie Kammern (BffK), dessen Geschäftsführer er ist. Kai Boeddinghaus ist der bekanntesten Kritiker der Zwangsmitgliedschaft in den deutschen Industrie- und Handelskammern.
Den Preis bekam er, weil er beim Bundesverwaltungsgericht ein Urteil durchsetzte, nach dem die Kammern einen Maulkorb verpasst bekamen: Sie dürfen sich nun nicht mehr zu allgemein politischen oder gesellschaflichen Themen äußern.
Kai Boedinghaus habe den Aufstand von unten gewagt, hieß es Donnerstag in Berlin auf einer Pressekonferenz zur Preisverleihung. Stiftungsvorstand Till Bartelt: "Er hat dadurch eine der großen verselbstständigten Bürokratien in ihre Schranken gewiesen." Bartelt bezeichnete Boeddinghaus als "IHK-Rebell".
Boeddinghaus sagte, es gehe ihm nicht darum, bei der IHK "alles in Klump zu hauen". Er setze sich für Reformen ein. Durch die Zwangsmitgliedschaft fehle es aber am Druck für Innovationen: "Die müssen sich ja nicht erneuern." Sein Verband für freie Kammern habe mittlerweile 1300 Mitglieder, sagte Boeddinghaus. Darunter seien zehn Unternehmen mit einem Umsatz von über einer Milliarde Euro im Jahr.
Der Preis der Bonhoff-Stiftung ist eine der höchstdotierten Auszeichnungen in Deutschland. Festredner der Preisverleihung war der ehemalige CDU-Generalsekretär Kurt Biedenkopf. Im vorigen Jahr erhielt Georg Heitlinger den Preis, der Unkorrektheiten bei der landwirtschaftlichen Vermarktungsgesellschaft CMA aufdeckte.
Zu den Preisträgern zählt auch "Wer wird Millionär"-Moderator Günther Jauch, der der Potsdamer Stadtverwaltung Beine machte. Die Bonhoff-Stifftung verfolgt seit fünf Jahren Bürokratie-Fälle.
Infos unter: www.werner-bonhoff-stiftung.de
Von Frank Thonicke