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Boris, Boris, Boris! Neuer Ministerpräsident Rhein wird von der Jungen Union in Baunatal wie Popstar gefeiert

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Von: Bastian Ludwig

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Wird von der Jungen Union gefeiert: Ministerpräsident Boris Rhein beim Landestag des CDU-Nachwuchses in Baunatal. Fotos Andreas Fischer
Wird von der Jungen Union gefeiert: Ministerpräsident Boris Rhein beim Landestag des CDU-Nachwuchses in Baunatal. © Andreas Fischer

Es war der Auftritt in der Höhle der Löwen: Die Junge Union (JU) hatte am Wochenende in die SPD-Hochburg Baunatal zum Landestag geladen. Dem neuen Ministerpräsidenten Boris Rhein bereitete der CDU-Nachwuchs am Samstag in der Stadthalle einen Auftritt wie für einen Popstar.

Kassel/ Baunatal - Boris Rhein nutzte die Bühne, um mit markigen Worten gegen die SPD – „die Sozis“ – und den Kanzler zu schießen.

Um 13.30 Uhr ist Maximilian Schäfer schon ziemlich unruhig. Ein helles Bier in der Hand und mit Knopf im Ohr wirbelt der Vorsitzende der JU Kassel-Stadt durch die Stadthalle. Man solle ihm die Aufregung verzeihen. Es sei schließlich 20 Jahre her, dass der letzte JU-Landestag in Nordhessen stattgefunden habe. In einer halben Stunde kommt Rhein, in den viele in der Stadthalle große Hoffnungen setzen. Rhein bringe frischen Wind, aber habe dennoch eine ähnliche Linie wie Bouffier, sagt Lukas Hampel von der JU Kassel.

Ihm schmecken die konservativen Botschaften: JU-Mitglied Constantin Krüger mit einem Toaster, der das Emblem des CDU-Nachwuchses toastet.
Ihm schmecken die konservativen Botschaften: JU-Mitglied Constantin Krüger mit einem Toaster, der das Emblem des CDU-Nachwuchses toastet. © Andreas Fischer

Auf dem Tisch der JUler aus Kassel steht neben Bier, Ahler Wurst und Currywurst eine Skulptur mit zwei goldenen Handschuhen. „Sonderpreis für die beste Personalentscheidung am 1. Arbeitstag“ ist darauf zu lesen. Diese wollen sie dem Ministerpräsidenten überreichen. Es ist eine Anspielung auf die ehemalige Justizministerin und Kasseler CDU-Vorsitzende Eva Kühne-Hörmann, die ihren Ministerposten abgeben musste. Maximilian Schäfer macht kein Hehl daraus, dass Kühne-Hörmann in der JU unbeliebt ist. „Jetzt hat sie hoffentlich Zeit, sich in die Kasseler Kommunalpolitik einzubringen“, so seine Hoffnung. Dann macht sich Unruhe breit. Schwarze Limousinen sind vorgefahren. Schnäpse werden heftig auf die Tische geklopft, als Rhein die Halle betritt. Ein JU-Mitglied aus Kassel merkt an: „Ich finde das mit dem Alkohol nicht gut. Ich stehe für nüchterne Politik.“ Seinen Namen will er in der Zeitung aber nicht lesen.

Aus den Boxen ertönt „Can’t stop“ von den Red Hot Chili Peppers. Die Einlaufhymne, die auch bei Boxer Wladimir Klitschko ertönte. Volle Lautstärke. Dass die Band in den USA die Demokraten unterstützt, spielt hier in Baunatal offenbar keine Rolle. Rhein schüttelt Hände, umarmt und winkt – Maske trägt niemand im Saal. Konfetti-Kanonen werden abgeschossen, als der Ministerpräsident die Bühne erklimmt. Der Applaus endet erst nach gut drei Minuten. JU-Landesvorsitzender Sebastian Sommer begrüßt Rhein und übergibt dann das Mikro an ihn. Und der legt gleich richtig los. Er findet einen Ton, der beim konservativen Nachwuchs ankommt. Besonders dann, wenn er hart mit der SPD ins Gericht geht und den neuen CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz lobt: „Der macht der verschlafenen, unfähigen Truppe endlich Dampf.“ Gemeint ist die rot-grüne Koalition. Applaus – „Boris, Boris, Boris“-Rufe.

Überreichten Boxer-Trophäe: Antonio Bernhardi (von links), Aria Haidari, Vincent Koch, Lennard Baum und Lukas Hampel dankten Rhein.
Überreichten Boxer-Trophäe: Antonio Bernhardi (von links), Aria Haidari, Vincent Koch, Lennard Baum und Lukas Hampel dankten Rhein. © Andreas Fischer

Rhein bemüht sich, die Grünen aus der eigenen Schusslinie zu nehmen – vermutlich mit Blick auf seine Koalition in Wiesbaden. Seitenhiebe gibt es gegen Merkel. Ihr sei der Übergang misslungen. Das schlechte Abschneiden bei der Bundestagswahl sei die Folge gewesen. Bouffier hingegen, der bereits am Vormittag vor der JU gesprochen hatte, habe gezeigt, wie es richtig geht.

Als Rhein über Europa spricht, bleibt es eher ruhig auf den Stühlen, als er den „Heimat“-Begriff postuliert, mit dem die SPD einen verklemmten Umgang pflege, wird er im Saal frenetisch gefeiert. Besonders gut kommt an, dass Rhein verspricht, die JU nicht nur Plakate kleben zu lassen, sondern in die Tagespolitik einzubinden. Der 50-Jährige, der selbst dem JU-Landesvorstand angehörte, nennt diese gar das „Kraftwerk der Hessen CDU“.

Der Name Kühne-Hörmann fällt während der 45 Minuten auf der Bühne nicht einmal. (Bastian Ludwig)

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