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Ukraine-Krieg: Zu Groß-Demo werden 3000 Teilnehmer erwartet

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Von: Matthias Lohr

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Heute sollen es noch mehr werden: Vorigen Freitag demonstrierten 1500 Menschen gegen den Krieg in der Ukraine. Heute erwartet Organisator Peter Carqueville doppelt so viele Teilnehmer auf dem Friedrichsplatz.
Heute sollen es noch mehr werden: Vorigen Freitag demonstrierten 1500 Menschen gegen den Krieg in der Ukraine. Heute erwartet Organisator Peter Carqueville doppelt so viele Teilnehmer auf dem Friedrichsplatz. © Andreas ein Linken-Fischer

3000 Teilnehmer werden am Freitagabend bei einer Groß-Demo auf dem Friedrichsplatz erwartet. Das Protest-Bündnis wird immer größer. Derweil verteidigt sich die Linke gegen Kritik.

Kassel – Zeit für seine Arbeit hat Peter Carqueville diese Woche kaum gehabt. Vorigen Freitag hatte der Web-Entwickler als Privatperson spontan eine Demo gegen den Ukraine-Krieg auf die Beine gestellt. 1500 Menschen setzten vor dem Rathaus ein beeindruckendes Zeichen. Nun hat Carqueville ein noch breiteres Bündnis zusammengetrommelt. Unter dem Motto „Kassel steht für Frieden und Solidarität“ sollen am Freitagabend (18.30 Uhr) 3000 Menschen auf dem Friedrichsplatz demonstrieren. Das zu organisieren, sagt der SPD-Pressesprecher, „war fast ein Vollzeitjob“.

Neben SPD, Grünen, CDU, Linken, FDP und DGB rufen auch die Kirchen, „Offen für Vielfalt“ und andere Initiativen zum Protest auf. Die Liste wurde gestern immer noch länger. Reden werden etwa Bischöfin Beate Hofmann sowie die Politiker Timon Gremmels (SPD), Awet Tesfaiesus (Grüne) und Eva Kühne-Hörmann (CDU).

Zu den Unterstützern gehört auch die Gemeinschaft Kasseler Karnevalgesellschaften. Präsident Lars-Wernher Reiße sagt: „Wir müssen ein Zeichen für Frieden, Freiheit und Demokratie setzen.“ Auch beim KSV Hessen musste man nicht lange überlegen, ob man mitmacht. „Es ist selbstverständlich, gegen Krieg zu sein“, sagt Vorstand Daniel Bettermann.

Nicht selbstverständlich ist eine Aktion des KSV: Der Vereinsbus wird Montag nach Przemysl an der polnisch-ukrainischen Grenze aufbrechen, um Flüchtlinge nach Kassel zu holen.

Linken-Chef verteidigt sich gegen Kritik

Eine Woche nach dem gellenden Pfeifkonzert gegen ihn ist Lutz Getzschmann immer noch relativ gelassen angesichts der Kritik an seiner Rede. Auf der Antikriegsdemo vorigen Freitag hatte der Linken-Fraktionschef nicht nur Putin kritisiert, sondern auch die Nato. Zudem warb er für Verständnis für Russlands Sicherheitsinteressen. Vor allem die Ukrainer unter den 1500 Demonstranten pfiffen so laut, dass man Getzschmann zwischenzeitlich kaum verstehen konnte.

„Ich würde die Rede jederzeit wieder so halten“, sagt der 50-Jährige. Selbst Organisator Peter Carqueville, der an die Zwischenrufer appellierte, auch andere Meinungen auszuhalten, kritisierte die Rede hinterher als gefühllos: „Es war komplett der falsche Platz. So etwas haben wir nicht gebraucht.“ Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD) hatte während der Rede immer wieder mit dem Kopf geschüttelt.

Getzschmann hat seine Rede danach bei Facebook veröffentlicht und vor allem positive Reaktionen darauf erhalten, wie er sagt: „In der aufgeheizten öffentlichen Debatte sucht man kritische Stimmen derzeit vergeblich. Darum halte ich es für unverzichtbar, auch Kritik an der Nato zu üben – selbst wenn man ausgebuht wird.“

Nicht nur in Kassel stehen Linken-Politiker wegen des Umgangs mit Russland in der Kritik. So sorgten sieben Bundestagsabgeordnete um die Ex-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht mit einer Erklärung für Aufsehen, in der USA und Nato eine „maßgebliche Mitverantwortung“ an der Situation zugeschrieben wird. Selbst Gregor Gysi war über das Schreiben entsetzt.

Fragt man Getzschmann, ob die Linke ein Problem mit Putin-Verstehern habe, sagt er, dass seine Partei zu Unrecht kritisiert werde: „Wir haben immer deutlich gemacht, dass wir Putins Russland für ein autoritäres Regime halten. Aber wir müssen wegkommen von der Ideologie des Kalten Krieges.“ Darum hält er es auch für ein falsches Signal, Städtepartnerschaften ruhen zu lassen.

Bei der Demo heute wird für die Linke Torsten Felstehausen reden. Der Landtagsabgeordnete will weniger die Kriegsursachen analysieren, sondern nach Lösungen suchen: „Entsetzen, Wut und Hilflosigkeit sind keine guten Ratgeber. Wir brauchen eine Stimme der Vernunft. Mehr Waffen, vor allem bei uns, beenden diesen Krieg nicht.“

Kritik übt Felstehausen auch an der eigenen Partei: „Wir haben ein Problem mit wenigen Mitgliedern, die im Denken von gestern verhaftet sind. Für die Erklärungen von Sahra Wagenknecht und anderen fehlt mir daher jedes Verständnis.“ (Matthias Lohr)

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