„Ich würde die Rede jederzeit wieder so halten“, sagt der 50-Jährige. Selbst Organisator Peter Carqueville, der an die Zwischenrufer appellierte, auch andere Meinungen auszuhalten, kritisierte die Rede hinterher als gefühllos: „Es war komplett der falsche Platz. So etwas haben wir nicht gebraucht.“ Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD) hatte während der Rede immer wieder mit dem Kopf geschüttelt.
Getzschmann hat seine Rede danach bei Facebook veröffentlicht und vor allem positive Reaktionen darauf erhalten, wie er sagt: „In der aufgeheizten öffentlichen Debatte sucht man kritische Stimmen derzeit vergeblich. Darum halte ich es für unverzichtbar, auch Kritik an der Nato zu üben – selbst wenn man ausgebuht wird.“
Nicht nur in Kassel stehen Linken-Politiker wegen des Umgangs mit Russland in der Kritik. So sorgten sieben Bundestagsabgeordnete um die Ex-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht mit einer Erklärung für Aufsehen, in der USA und Nato eine „maßgebliche Mitverantwortung“ an der Situation zugeschrieben wird. Selbst Gregor Gysi war über das Schreiben entsetzt.
Fragt man Getzschmann, ob die Linke ein Problem mit Putin-Verstehern habe, sagt er, dass seine Partei zu Unrecht kritisiert werde: „Wir haben immer deutlich gemacht, dass wir Putins Russland für ein autoritäres Regime halten. Aber wir müssen wegkommen von der Ideologie des Kalten Krieges.“ Darum hält er es auch für ein falsches Signal, Städtepartnerschaften ruhen zu lassen.
Bei der Demo heute wird für die Linke Torsten Felstehausen reden. Der Landtagsabgeordnete will weniger die Kriegsursachen analysieren, sondern nach Lösungen suchen: „Entsetzen, Wut und Hilflosigkeit sind keine guten Ratgeber. Wir brauchen eine Stimme der Vernunft. Mehr Waffen, vor allem bei uns, beenden diesen Krieg nicht.“
Kritik übt Felstehausen auch an der eigenen Partei: „Wir haben ein Problem mit wenigen Mitgliedern, die im Denken von gestern verhaftet sind. Für die Erklärungen von Sahra Wagenknecht und anderen fehlt mir daher jedes Verständnis.“ (Matthias Lohr)
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