Bundesnetzagentur hat das Sagen bei Kasseler Gazprom-Firmen Wingas, Astora und Gascade

Die Kasseler Unternehmen, die auf dem Gasmarkt tätig sind, geraten weiter in den Sog des Kampfes um die Versorgungssicherheit – und haben nun die Bundesnetzagentur als Chef.
Kassel – Der Ferngashändler Wingas sowie das Speicherunternehmen Astora gehören zu Gazprom Germania, die deutsche Tochter des russischen Konzerns. Am Gastransportunternehmen Gascade hält dieser über seinen Berliner Ableger Anteile. Nachdem der russische Konzern am Freitag die Trennung von seiner deutschen Tochter verkündet hatte, griff Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Montag durch: Er stellte Gazprom Germania unter die Treuhandverwaltung der Bundesnetzagentur.
Sie wird sämtliche Stimmrechte aus Geschäftsanteilen an der Gazprom Germania GmbH übernehmen. Eine Begründung Habecks: Das Unternehmen betreibe kritische Infrastruktur.
Gasversorgung soll gesichert sein
Der Gashändler Wingas mit rund 230 Beschäftigten gibt seinen Marktanteil in Deutschland mit 20 Prozent an. Vertraglich vereinbarte Mengen würden zuverlässig geliefert, hatte das Unternehmen vor kurzem erklärt. Allerdings zeichnet sich ab, dass sich deutsche Unternehmen zunehmend von dem Gashändler abwenden, der früher zur Hälfte dem Öl- und Gasförderer Wintershall gehörte, bis er im Tausch gegen Anteil an russischen Gasfeldern vollständig auf Gazprom überging.

Gascade beschäftigt 330 Mitarbeiter in Kassel
Die inzwischen fusionierte Wintershall Dea sitzt wiederum beim Trasporteur Gascade mit Gazprom in einem Boot: Beiden gehört die Gascade-Mutter, die Wiga-Gruppe. „Wir beobachten die Entwicklungen und prüfen mögliche Auswirkungen auf die Wiga Group beziehungsweise auf unsere indirekte Beteiligung an unabhängig agierenden Transportnetzbetreibern“, hatte Wintershall Dea noch am Montag erklärt. Nur Stunden später trat Habeck vor die Öffentlichkeit.
Gascade beschäftigt 480 Menschen, 330 von ihnen in Kassel. Das Speicherunternehmen Astora, das unter anderem den wichtigen Erdgasspeicher im niedersächsischen Rehden betreibt, hat etwa 80 Beschäftigte.