Kasseler Campingplatz rüstet sich für Ansturm zur documenta: Menschen mit Behinderung helfen

Nicht nur die Hotels sind zur Weltkunstschau stark gefragt. Auch der Campingplatz in Kassel rüstet sich für den Ansturm im documenta-Sommer.
Kassel – Es seien 60 Prozent der Stell- und Campingplätze auf dem Fulda-Areal für den Zeitraum der Kunstschau bereits ausgebucht, sagt Campingplatz-Managerin Anna Lück. Weil ohnehin nur 80 Prozent reservierbar sind – der Rest wird nur spontan vergeben – ist dies eine ganze Menge.
Besonders an Wochenenden gebe es kaum noch Kapazitäten. Um die Zufriedenheit der internationalen Gäste werden sich auch vier Menschen mit Behinderung kümmern. Sie arbeiten an der Rezeption und halten Platz und Sanitäranlagen sauber.
documenta in Kassel: Behinderte Menschen bei Arbeit an Campingplatz eingesetzt
Die Kooperation zwischen dem Betreiber Kassel Marketing und der Baunataler Diakonie Kassel (BDKS) besteht bereits seit der Wiedereröffnung des Campingareals im Jahr 2017. Im vergangenen Jahr wurde die Beschäftigung behinderter Menschen aber zurückgefahren, weil wegen der Corona-Krise auch bei Kassel Marketing Kurzarbeit angezeigt war.
Nun sind aber wieder vier Beschäftigte in dem Inklusionsprojekt tätig. Mit Begeisterung: „Wir arbeiten da, wo andere Urlaub machen. Hier wird es nie langweilig, weil ich täglich mit so vielen verschiedenen Menschen zu tun habe“, sagt Claudia Diener, die sich an der Rezeption um die Wünsche und Fragen der Gäste kümmert.
So sehen es auch Christian Hartung und Gero Schneiderbanger, die für Sauberkeit und Ordnung auf dem Platz sorgen. Hartung hilft als „Mädchen für alles“ aber auch an der Rezeption aus. Das Schöne sei, dass man es mit Menschen zu tun habe, die entspannt sind, weil sie Urlaub haben, findet Hartung. Managerin Anna Lück ist stolz auf ihr Team. Die BDKS-Beschäftigten würden vieles eigenständig erledigen. An der Rezeption etwa stehe sie nur im Hintergrund mit Rat und Tat zur Seite.
Tiny Houses sollen Übernachtungsangebot bei documenta-Campingplatz in Kassel erweitern
Der Kasseler Campingplatz ist der einzige inklusive Campingplatz in Hessen. 2020 wurde das Kooperationsprojekt von der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen mit dem „exzellent“-Preis ausgezeichnet. Auch Bürgermeisterin und Sozialdezernentin Ilona Friedrich (SPD) lobt das Inklusionsprojekt. „In dem Bereich ist noch deutlich Luft nach oben“, sagte sie.
Die Partner planen die Zusammenarbeit weiter auszubauen, wie Kassel Marketing-Geschäftsführer Andreas Bilo und Gerrit Jung, Vorstand der BDKS, erläuterten. So wird die BDKS in ihren Werkstätten Tiny Houses – sprich Kleinsthäuser aus Holz – fertigen, die dann auf dem Gelände aufgestellt werden sollen. Es hatte bereits erste Versuche mit dem Bau gegeben, diese waren aber noch nicht von Erfolg gekrönt. Nun sollen zwei Tiny Houses 2023 das Übernachtungsangebot für Gäste erweitern.
Ansturm auf Übernachtungsmöglichkeiten bei documenta: Auch Wohnmobile sind eine Option
Weil die Nachfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten zur documenta in Kassel besonders hoch ist, wird Kassel Marketing neben den bestehenden 90 Stell- und 30 Zeltplätzen auf dem Campingplatz sowie weiteren 20 Plätzen auf dem benachbarten Wohnmobilplatz ein Ausweichquartier bewirtschaften. Dieses entsteht auf der Schwanenwiese, wo weitere 17 Wohnmobile und Wohnwagen Platz finden sollen.
Auch außerhalb der 100-tägigen Weltkunstschau hätte der idyllisch gelegene Campingplatz theoretisch das Potenzial für einen Ausbau. Es fehlten aber schlichtweg die Flächen dafür, wie Hubert Henselmann von Kassel Marketing beschreibt. Als Partner der Initiative Ecocamping will sich der Campingplatz aber nachhaltig ausrichten. (Bastian Ludwig)
Für die Anreise nach Kassel während der documenta kommt das 9-Euro-Ticket gerade recht. Die Stadt hat jetzt das Startdatum bekannt gegeben.