Casseler Freyheit: Ritterspiele, Stelzen-Stars und neue Regeln

Neue Masken-Freiheit schön und gut – für die Schausteller und Standbetreiber der Casseler Freyheit war eher das unwirtliche Winterwetter zum Auftakt des Innenstadtfests ein Thema, das ihnen auf Stimmung und Umsätze drückte.
Kassel – Noch am Samstagmittag hatte leichtes Schneegeriesel einen Straßenmusikanten dazu angeregt, auf seiner Schlagwerk-Batterie ironisch den Weihnachtshit „Last Christmas“ zu klöppeln – was belustigte Passanten gerne mitsummten.
War der Publikumszuspruch bis dahin überschaubar gewesen, besserte sich das Wetter rechtzeitig zum entscheidenden Einkaufssonntag: Gestern Nachmittag war bei teils frühlingshafter Sonne die Fußgängerzone so dicht mit Menschen gefüllt, dass die KVG gegen 15 Uhr den Tram-Betrieb einstellte.
Während draußen auf Friedrichs- und Königsplatz mit Ritterspielen und Rummelplatzbuden Familienunterhaltung geboten wurde, hatten die neuen Einkaufsgepflogenheiten in den Geschäften nach dem Wegfall der allgemeinen Maskenpflicht ihren eigenen Attraktionswert, wenn man die Menschen beobachtete. Eine neue Etikette, wo und wie man auch künftig besser noch Maske trägt, muss offenbar erst noch gefunden und gesellschaftlich ausgehandelt werden.
Während etwa das Kaufhaus Galeria per Türschild lockte: „Bei uns können Sie sicher ohne Maske einkaufen“, hieß es beim Modehaus Sinn: „Wir freuen uns, Sie ohne Maske zu begrüßen – sicherer ist es aber mit.“ Kein Wunder, dass sich weder einzelne Kunden noch Verkaufskräfte auf Nachfrage zu den Motiven ihres Maskenverzichts oder Mundschutztragens öffentlich äußern mochten: Lieber erst mal schauen, was die anderen machen und welche Haltung sich durchsetzt.

Wäre es nach all den Pandemie-Mühen nicht nett, mal wieder ohne Maske die Kundschaft zu bedienen? „Dazu gebe es vieles zu sagen“, deutete ein Mitarbeiter eines großen Innenstadthauses an – aber man möge dies doch die Geschäftsleitung fragen. Dass die allermeisten Verkaufskräfte in den City-Geschäften nach wie vor Maske tragen, fiel am Wochenende auf. Ist das Vorgabe? Im neuen Modehaus Magasin du Nord, wo sich neben etlichen Kunden auch manche Mitarbeiter mit freiem Gesicht zeigten, hatte Regionalverkaufsleiter Stefan Janßen betont, das Unternehmen gehe mit der neuen Lage in Sachen Mundschutz locker um: „Wir sind keine Virologen, wir sind Händler.“
Darin sieht Inhaber Markus Hornschu vom Haushaltswarengeschäft Hornschu aber auch die Verpflichtung, eine Antenne für Kundenbedürfnisse in nach wie vor andauernden Pandemiezeiten zu haben. „Wir tragen alle Maske, damit auch die Ängstlicheren sich bei uns sicher fühlen“, sagt Hornschu. Ungeachtet dessen sei ebenso jeder Kunde willkommen, der nun keinen Mundschutz mehr tragen möchte.
Von Axel Schwarz