„Ich wollte ein Zeichen setzen“: Kasseler für Deutschen Podcast-Preis nominiert

In seinem Podcast hat er schon mit Autorin Hera Lind, einer Bäckerin und einem Gedächtnissportler gesprochen. Jetzt ist der Kasseler Christian Becker für den Deutschen Podcast-Preis nominiert.
Kassel – Für Podcasts ist der Deutsche Podcast-Preis so etwas wie die Oscars für Hollywood. Der Kasseler Christian Becker wurde mit seinem Format „B redet“ gerade für den Publikumspreis nominiert. Wir sprachen mit ihm.
Glückwunsch zur Nominierung für den Publikumspreis. Wie kam es dazu?
Danke, ich habe mich einfach beworben und wurde angenommen. Es ist bereits das dritte Mal. Normalerweise sind die Nominierten vor allem die bekannten Formate der großen Medienhäuser. Ich wollte ein Zeichen setzen und zeigen, dass es auch viele kleine Formate gibt, die mit Herzblut gemacht werden. Die sind ein bisschen im Hintertreffen. Jetzt freue ich mich, dass ich als einziger Kasseler dabei bin. Jedenfalls habe ich niemand anderen entdeckt.
Mit Ihren Gästen sprechen Sie über Mobbing, Liebe, Rechtsextremismus und andere Themen. Nominiert sind Sie in der Kategorie Lifestyle. Passt das für Sie?
Ja, ich habe das selbst angegeben. Meine Themen sind ja breit gefächert. Es ist von allem etwas dabei. Insofern passt das.
Was ist das Besondere an „B redet“?
Das Format ist authentisch, bis auf größere Versprecher wird nichts geschnitten. Zudem versuche ich, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und andere Fragen zu stellen als andere. Bei Prominenten ist das nicht einfach, da sie oft schon alles gefragt wurden. Aber regelmäßig bekomme ich von meinen Gästen den Satz zu hören: „Gute Frage, darüber muss ich mir erst einmal kurz Gedanken machen.“
Wie schaffen Sie es, Prominente wie die Schriftstellerin Hera Lind ans Mikro zu bekommen?
Meistens schreibe ich sie an – etwa über Facebook oder Instagram. Bei 80 Prozent bekomme ich Absagen. Bei Hera Lind kam ihr Verlag auf mich zu und fragte, ob ich mit ihr über häusliche Gewalt reden wolle. Darum geht es in ihrem neuen Buch.
Wie viele Menschen hören „B redet“?
Ich streame über zwölf Portale und komme mit den Social-Media-Accounts auf eine potenzielle Reichweite von bis zu 6000 Hörern. Das Schöne ist: Die Hörerzahlen bleiben konstant.
Das sind beachtliche Zahlen für einen kleinen Podcast. Können Sie damit Geld verdienen?
Ich könnte, wenn ich Werbung zulassen würde. Aber ich habe mich bewusst dagegen entschieden. Wenn ich selbst Podcasts höre, hasse ich es, zwischendurch Werbung hören zu müssen. Warum sollte ich es also bei mir machen? Derzeit ist das kein Thema für mich. Ich will frei und unabhängig sein.
2020 sagten Sie, Podcasts seien auf dem Weg, das neue Radio zu werden. Haben Podcasts das schon geschafft? Das Radio gibt es ja immer noch.
Das Radio wird es auch immer geben. Aber Podcasts, die man anhören kann, wann und wo man will, werden Radios zunehmend ergänzen. Einerseits ist der Markt mit allein mehr als 20 000 deutschen Formaten immer noch total überschwemmt. Andererseits zeigen Untersuchungen, dass nur 30 Prozent der Deutschen Podcasts hören. Es fehlen also nach wie vor 70 Prozent. Wir stehen immer noch am Anfang des Podcast-Booms.
Beim Deutschen Podcast-Preis kann man noch bis zum 8. Mai abstimmen.