Diese Frage wurde bei der HNA-Telefonaktion gestern am häufigsten gestellt. Noch gibt es keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für eine Drittimpfung. „Ich rechne damit, dass solch eine Empfehlung kommen wird, aber wann das der Fall ist, kann ich noch nicht sagen“, sagt Torsten Müller. Darum werde in den Impfzentren auch noch niemand zum dritten Mal geimpft. In welcher Reihenfolge dies bei einer entsprechenden Empfehlung passiert, steht ebenfalls noch nicht fest. Möglich ist eine Einteilung nach Alter, Vorerkrankung, Genesenen-Status oder Wirkstoff bei den bisherigen Impfungen.
Meine Infektion liegt schon mehr als sechs Monate zurück und ich bin einmal geimpft. Sollte ich mich jetzt nochmal impfen lassen?
Nein. Die Infektion gilt als natürliche Impfung, die gespritzte Impfdosis als die zweite. Auch Genesene gelten also als doppelt geimpft und müssen auf die Stiko-Empfehlung zur Booster-Impfung warten.
Der Wirkstoff von Johnson&Johnson hat bei der Delta-Variante weniger Wirkung als andere Impfstoffe. Sollte ich mich zweitimpfen lassen?
Das wird wohl so kommen, sagt Müller. Allerdings gibt es dafür ebenfalls noch keine Stiko-Empfehlung. Die Zweitimpfung wird dann voraussichtlich mit einem mRNA-Impfstoff, also Biontech oder Moderna, sein.
Meine Impfung ist länger als sechs Monate her. Bin ich noch gut geschützt?
Ja, sagt Müller. „Die sechs Monate sind nicht in Stein gemeißelt.“ Der Impfschutz sei auch nach einem halben Jahr noch gegeben.
Ich hatte nach meiner Impfung keine Symptome. Bedeutet das, dass die Impfung nicht wirksam ist?
Nein. Das sagt laut Müller nichts aus.
Wie kann ich herausfinden, ob die Impfung wirkt?
Das geht mit einem Antikörpertest. Diesen kann man beim Arzt machen lassen oder einen Test im Internet bestellen. Die Kosten (beim Arzt etwa 80 Euro) muss jeder selbst tragen. Machen sollte man den Test erst frühestens 14 Tage nach der Zweitimpfung. Getestet werden muss auf das Spike-Protein. „Bei einem Wert unter 50 würde ich eine weitere Impfung empfehlen“, sagt Müller. Das müsse dann jeder individuell mit seinem Arzt oder im Impfzentrum absprechen.
Es heißt, die Impfung wirkt besser, je größer der Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung ist. Soll ich also die Zweitimpfung aufschieben?
Laut Torsten Müller stimmt es, dass der Impfschutz bei größerem Abstand etwas besser ist. Allerdings ist bei der derzeit überwiegend vorkommenden Delta-Variante die Zweitimpfung wichtig für einen vollen Schutz. „Daher empfehle ich eine baldige Zweitimpfung, um gegen Delta geschützt zu sein.“
Für jeden Impfstoff gibt es eine Empfehlung, wie viele Wochen zwischen den Impfungen liegen sollten. Was ist, wenn diese Empfehlung zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen überschritten wird?
Liegt ein längerer Zeitraum zwischen zwei Impfungen, also zum Beispiel acht statt sechs Wochen, ist das laut Regine Bresler kein Problem.
Kann ich über einen Antikörpertest eine Corona-Infektion nachweisen?
Nein, dafür ist ein positiver PCR-Test aus der Zeit der Infektion notwendig. Genesene bekommen eine Bescheinigung, dass sie erkrankt waren, und behalten den Status für sechs Monate. Danach können sie sich laut Bresler einmal impfen lassen und genießen dann dieselben Freiheiten wie doppelt Geimpfte. Wer einen Nachweis über eine hohe Antikörperlast im Körper habe, könne sich ohne Sorge trotzdem impfen lassen, sagt Bresler – „jede Impfung zählt“. Außerdem bestehe bei Genesenen, die sich nach der Corona-Erkrankung nicht impfen lassen, die Gefahr, dass die Anzahl der Antikörper nach und nach wieder sinkt und somit das Risiko für eine erneute Infektion steigt.
Schützt eine Impfung auch vor Long Covid?
Bei der Impfung geht es laut Müller vor allem um den Schutz vor einem schlimmen Verlauf. „Auch Geimpfte können sich noch infizieren – auch wenn das deutlich seltener vorkommt“, sagt Müller. 100-prozentig ausschließen könne man Long Covid also auch durch eine Impfung nicht, es sei aber deutlich weniger wahrscheinlich.
Bin ich auch dann gut geschützt, wenn meine Infektion noch mit dem Ursprungsvirustyp war und ich einmal geimpft bin?
Ja, sagt Müller. Auch in diesem Fall sei man nach jetzigem Wissensstand noch gut gegen einen schweren Verlauf geschützt.
Wie lässt sich feststellen, ob Beschwerden, die mehrere Tage nach der Impfung auftreten, eine Impfnebenwirkung sind oder eine andere Ursache haben?
„Es gibt dafür keinen Prüfmechanismus“, sagt Bresler. Manchmal sei es in der Tat schwierig, eindeutig zu sagen, ob es sich bei bestimmten Beschwerden um eine Impfnebenwirkung handelt. Ein Richtwert sei, ob diese Nebenwirkung auch bei vielen anderen Personen aufgetreten ist.
Gelten für Menschen, die mit in Deutschland nicht zugelassenen Impfstoffen wie Sputnik V geimpft sind, hier dieselben gesellschaftlichen Freiheiten?
Nein. Wer beispielsweise mit Sputnik V oder dem chinesischen Sino-Vac geimpft wurde, gilt hierzulande nicht als vollständig immunisiert.
Kann ich mich trotz Corona-Impfung auch gegen die Grippe impfen lassen?
Das geht, sagt Müller. Zwischen den beiden Impfungen sollten aber mindestens 14 Tage Abstand liegen.
Kann man sich in Stadt und Kreis noch von mobilen Impfteams zu Hause impfen lassen?
Wer in der Stadt wohnt und immobil ist, kann sich laut Torsten Müller an das Kasseler Impfzentrum wenden. Geimpft werde mit dem Impfstoff von Johnson und Johnson. Dieses Angebot gibt es laut Sprecher Harald Kühlborn im Landkreis nicht. Man könne sich mit seinem Anliegen aber unter info@landkreiskassel.de oder beim Bürgertelefon unter der Tel.: 0561/1003-1177 melden. „Im Einzelfall können wir eine Regelung finden.“
Wie lautet die Impfempfehlung während der Stillzeit?
Dorothee Münninghoff-Göllner, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, hat keine Bedenken. „Der Impfstoff geht nicht über in die Muttermilch.“ Die Antikörper hingegen würden sich auch auf das Kind übertragen – ein positiver Nebeneffekt.
Die Eltern sind bereits geimpft, jetzt geht es um die Frage, ob auch das Kind geimpft werden soll.
Dorothee Münninghoff-Göllner, die auch in den Impfzentren Eltern informiert und berät, fragt zunächst nach möglichen Vorerkrankungen. „Das Kind sollte gesund sein und keinen akuten Infekt haben. Gegen die Impfung ab 12 Jahren spricht nichts, sofern auch das Kind geimpft werden möchte. Der Impfstoff ist getestet, ab 16 Jahren war er immer zugelassen.“
Ich bin hochgradig allergisch und hatte auch schon einen allergischen Schock. Kann ich mich impfen lassen?
„Wir haben bisher viele Allergiker geimpft, passiert ist nichts“, sagt Torsten Müller, der ärztliche Leiter des Kasseler Impfzentrums. Wenn es zu einer schweren Reaktion komme, passiere dies innerhalb von 30 Minuten. Daher blieben Allergiker länger zum Beobachten im Impfzentrum und Rettungssanitäter stünden bereit. Auch später könne es Reaktionen geben – diese seien aber nicht bedrohlich. Zu ihnen zählten etwa Schwellungen des Arms. „Das haben wir aber auch bei Nicht-Allergikern“, so Müller. Er erinnerte während der Telefonaktion immer wieder daran, dass man Risiko und Nutzen abwiegen müsse. „Ist man älter, ist das Risiko eines schlimmen Verlaufs super hoch, der Nutzen der Impfung überwiegt also deutlich.“
Ich habe schlimme Angst vor Spritzen. Was kann ich tun?
Oft hilft schon das Gespräch mit dem Arzt vor der Impfung. Ist die Angst sehr groß, kann man laut Torsten Müller einen Angstlöser geben. Es gibt auch Therapeuten, die auf solche Ängste spezialisiert sind. „Wenn diese das Problem in der Therapie lösen können, ist das sicher besser als eine medikamentöse Lösung“, sagt der ärztliche Leiter des Impfzentrums. Generell könnten Impfwillige bei individuellen Fragen das Büro des Impfzentrums unter der Telefonnummer 0561/787 91 91 anrufen.
Sollten sich Menschen mit hohen Entzündungswerten oder Vorerkrankungen wie beispielsweise Rheuma auch impfen lassen?
Wichtig ist es, in solchen Fällen Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu halten, sagt Regine Bresler, Leiterin des Gesundheitsamtes Region Kassel. Dieser kenne das individuelle Krankheitsbild und die aktuellen Gesundheitswerte am besten. Das empfiehlt sie ebenso für Schwangere und Stillende.
Eine 14-Jährige hat bislang alle Impfungen bekommen und möchte nun auch gegen Covid geimpft werden. Kurz nach der Impfung will sie ins Fußball-Trainingslager. Was ist zu beachten?
Nach der Impfung sollte das Mädchen ein bis zwei Tage keinen Sport machen, antwortet Kinderärztin Dorothee Münnighoff-Göllner. Impfreaktionen seien nicht ausgeschlossen, so die Kinderärztin. Vereinzelt sei es laut Studien zu Herzbeutel- und Herzmuskelentzündungen gekommen. Das habe besonders viele Kinder betroffen, die sportlich aktiv seien.
Mein Sohn soll eine Grippeimpfung bekommen und gegen Covid geimpft werden. Was ist zu beachten?
Der Abstand zu den Tot-Impfstoffen, wozu auch die Grippe-Impfung gehöre, sollte laut Münnighoff-Göllner zwei Wochen betragen.
Mein Kind hat eine Blutgerinnungsstörung. Darf es überhaupt gegen Covid geimpft werden?
Ja, denn Kinder und Jugendliche werden mit einem mRNA-Impfstoff von Biontech oder Moderna geimpft. Da gebe es keine Kontra-Indikationen. Dennoch sollte man alle Vorerkrankungen grundsätzlich beim Impfzentrum angeben.
Meine Tochter ist zwölf Jahre alt, aber sehr klein und dünn. Sollte sie mit der Impfung noch warten?
Nicht zwangsläufig, weil das Gewicht keinen Einfluss auf die Wirkung der Impfung hat, sagt Münnighoff-Göllner. „Wenn sie bislang alle Impfungen gut vertragen hat, wüsste ich nicht, was dagegen sprechen sollte.“
Was ist, wenn die Eltern getrennt sind und ihre Meinungen zur Impfung der minderjährigen Kinder variieren?
Laut der Kinderärztin sollten sich die Eltern unbedingt einig sein. „Es ist juristisch sicherer, wenn beide Eltern zustimmen.“
Wo finde ich Studien, in denen ich Informationen über die Impfung von Kindern und Jugendlichen bekomme?
Auf den Internetseiten des Paul-Ehrlich-Instituts und des Robert-Koch-Instituts sind Studienergebnisse aufgeführt.
Müssen Eltern für ihre Kinder einen Termin vereinbaren, wenn sie sie im Impfzentrum impfen lassen wollen?
Nein. Sowohl im Impfzentrum der Stadt neben dem Auestadion als auch im Caldener Impfzentrum können Eltern mit ihren Kindern ohne Termin vorbeikommen. Die Stadt Kassel bietet Eltern, die vorweg Fragen haben, die Möglichkeit, unter der Telefonnummer 0561/787 91 91 anzurufen.
Wie viele Personen in der Region haben sich nachweislich mit Corona infiziert, obwohl sie vollständig geimpft sind?
Rund 100 Personen aus Stadt und Landkreis Kassel haben sich trotz Impfung mit dem Virus infiziert, berichtet Gesundheitsamtsleiterin Bresler. Das bezeichnet man als Impfdurchbruch. Bei keiner dieser Personen sei ein schwerer Verlauf oder gar ein Krankenhausaufenthalt bekannt. Es handelt sich laut Bresler sowohl um Männer als auch um Frauen aus verschiedenen Altersgruppen. Zum Vergleich: Allein bei den Haus- und Fachärzten sind bisher laut Kassenärztlicher Vereinigung knapp 31 800 Menschen in Kassel vollständig geimpft worden, im Landkreis sind es knapp 51 000. Hinzu kommen die Impfungen in den Impfzentren und bei den Betriebsärzten.
Welche Impfaktion gibt es aktuell?
Nach wie vor impft das mobile Team des Kasseler Impfzentrums im City Point. Normalerweise kann sich dort montags bis samstags zwischen 9 und 17 Uhr jeder mit Wohnsitz in Hessen impfen lassen. Am heutigen Freitag gibt es zusätzlich ein erweitertes Angebot in der Innenstadt: Die Impfteams sind dann bis 21 Uhr im Einsatz. Zur Auswahl stehen die Impfstoffe von Moderna (zwei Impfungen) und Johnson & Johnson (eine Impfung). Impfwillige sollten ihre Ausweispapiere bei sich haben, möglichst auch ihren gelben, internationalen Impfausweis.
Für Diskotheken und Clubs brauchen Ungeimpfte und Nicht-Genesene nun einen PCR-Test. Wo gibt es solche in Kassel?
Im GNH-Testcenter im City Point kann man solch einen Test mit vorheriger Terminvereinbarung machen. Kosten: 60 Euro für das Ergebnis nach 24 Stunden, 130 Euro für 6 Stunden. Auch im Testcenter am Strutbachweg gibt es PCR-Tests. Das Ergebnis gibt’s für knapp 60 Euro nach 24 Stunden. Auch die Ärzte am Stern und die Post-Apotheke bieten PCR-Tests an.
(Anna Lischper, Lara Thiele und Marie Klement)