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Das Chamäleon unter den Krankheiten: Fragen und Antworten zur Endometriose

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Von: Anna-Laura Weyh

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„Gesundheit im Gespräch“ zur Endometriose in Kassel: (von links) Gesundheitsdezernentin Nicole Maisch, Dr. Yvonne Norpoth, Prof. Dr. Thomas Dimpfl, Dr. Katharina Kather (alle Frauenklinik des Klinikums Kassel), Regine Bresler, Leiterin des Gesundheitsamts, und Carola Jantzen, Leiterin der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen (Kiss).
„Gesundheit im Gespräch“ zur Endometriose in Kassel: (von links) Gesundheitsdezernentin Nicole Maisch, Dr. Yvonne Norpoth, Prof. Dr. Thomas Dimpfl, Dr. Katharina Kather (alle Frauenklinik des Klinikums Kassel), Regine Bresler, Leiterin des Gesundheitsamts, und Carola Jantzen, Leiterin der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen (Kiss). © anna weyh

Viele Frauen haben starke Schmerzen während der Regelblutung. Doch das ist nicht normal, sagt Prof. Dr. Thomas Dimpfl, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde im Klinikum Kassel.

Kassel – Jede zehnte Frau sei durchschnittlich von Endometriose betroffen. Um die krankhaften Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut, die sich außerhalb der Gebärmutterhöhle bilden, drehte sich alles bei der Veranstaltung „Gesundheit im Gespräch“ in Kassel am Dienstagabend.

Gesundheitsdezernentin Nicole Maisch (Grüne) bezeichnet die Gesprächsreihe als Win-Win-Situation und sagt: „Das Format ist etwas ganz Besonderes, weil es die gesundheitliche Kompetenz von allen erhöht.“ Fragen und Antworten zu der Krankheit, die noch immer viele Jahre unentdeckt bleibt und die Lebensqualität der Betroffenen enorm einschränkt.

Wie äußert sich eine Endometriose?

Neben starken Schmerzen während der Periode und beim Geschlechtsverkehr können auch chronische Unterbauchschmerzen zu den Symptomen einer Endometriose gehören, informiert Dr. Katharina Kather.

Sie ist gemeinsam mit Dr. Yvonne Norpoth am Endometriose-Zentrum im Klinikum Kassel tätig – das einzige zertifizierte Endometriose-Zentrum in der Region. Auch chronische Müdigkeit könne vorliegen. „Vieles kann auf eine Endometriose hindeuten, nicht jede betroffene Frau leidet aber an diesen Beschwerden“, sagt Kather.

Bei manchen Betroffenen könne die chronische Krankheit, die Frauen mindestens von der ersten bis zur letzten Monatsblutung begleitet, auch asymptomatisch auftreten. Viele Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch seien ebenfalls von der Endometriose betroffen. „Sie gilt als Chamäleon unter den Krankheiten“, sagt die Assistenzärztin.

Woher kommt die Endometriose?

Der genaue Entstehungsmechanismus ist nicht bekannt. Es gebe aber verschiedene Ansätze, so die Medizinerinnen.

Wo kann die Endometriose im Körper auftreten?

Sogenannte Endometrioseherde können überall auftreten, so Dimpfl. Der gesamte Unterbauch könne betroffen sein. „Auch an den Eierstöcken, im kleinen Becken oder zwischen Scheide und Enddarm gibt es häufig Endometrioseherde“, sagt Kather.

Wie läuft die Untersuchung ab?

Frauen, die den Verdacht auf eine Endometriose haben, können zum Beispiel in die spezielle Sprechstunde in die Frauenklinik des Klinikums Kassel kommen. „Wir schauen in die Scheide, es gibt aber auch Tast- und Ultraschalluntersuchungen“, so Dr. Katharina Kather. Weitere Untersuchungen je nach Beschwerden seien möglich.

„Der Goldstandard der eindeutigen Diagnostik ist noch immer die Bauchspiegelung“, so die Medizinerin. Dabei wird minimal invasiv ein dünnes Instrument, das Endoskop, über den Nabel in den Bauchraum eingeführt. So können die Organe auf mögliche Endometrioseherde untersucht werden.

Der Verdacht auf eine Endometriose verhärtet sich. Was nun?

Die Symptomkontrolle stehe immer im Fokus. „Wir betrachten die individuelle Lebenssituation der Betroffenen. Die Endometriose ist nur therapiebedürftig, wenn sie Probleme bereitet“, sagt Kather. Auch eine Chronifizierung des Schmerzes sowie die Entstehung von komorbiden Krankheiten wie eine Depression – aufgrund der ständigen Schmerzen und Einschränkungen im Privat- und Berufsleben – soll verhindert werden.

Wie kann die Endometriose therapiert werden?

Grundsätzlich gilt: Je früher die Krankheit diagnostiziert und mit einer Therapie begonnen werde, desto geringer seien die negativen Auswirkungen der Endometriose, sagt Dr. Yvonne Norpoth, Oberärztin und Leiterin des Endometriose-Zentrums des Klinikums Kassel.

Noch immer dauere es im Schnitt zehn Jahre, bis eine Diagnose erfolgt. „Wir wollen die Schmerzen in den Griff bekommen und die Beeinträchtigung von Organen verhindern“, sagt sie.

Dazu gebe es ein multimodales Therapiekonzept, bei dem nicht die Operation, sondern die Erkrankung und der Umgang mit ihr im Fokus stehen. Es gebe auch gut wirkende medikamentöse Behandlungsansätze. „Das Therapiekonzept ist sehr individuell: Es ist immer abhängig von Alter, Symptomen und Lebenssituation der Betroffenen“, sagt Norpoth.

Wo können Betroffene Hilfe finden?

Die Endometriose-Sprechstunde am Klinikum Kassel findet immer dienstags von 8.30 bis 11 Uhr statt. Termine sind zu vereinbaren unter Tel. 05 61/9 80 53 00 oder per Mail unter gynamb@klinikum-kassel.de. In Kassel gibt es außerdem eine Selbsthilfegruppe für Betroffene.

Die Gruppe trifft sich jeden vierten Montag im Monat um 19 Uhr im Selbsthilfetreffpunkt der Kiss, Treppenstraße 4. Teilnahme an den Gruppentreffen nur mit Voranmeldung unter Tel. 05 61/81 64 42 22 oder per Mail unter Endometriose.info@gmxde.

Weitere Infos unter der Webseite der Frauenklinik des Klinikums Kassel.

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