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Das beliebte Flussbad am Auedamm wäre 100 Jahre alt

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Von: Thomas Siemon

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Das Flussbad an der Fulda: Die Anlage wurde im Mai 1923 von Oberbürgermeister Philipp Scheidemann eröffnet. Ihn erkennt man am Anfang des Handlaufs im weißen Anzug.
Das Flussbad an der Fulda: Die Anlage wurde im Mai 1923 von Oberbürgermeister Philipp Scheidemann eröffnet. Ihn erkennt man am Anfang des Handlaufs im weißen Anzug. © Stadtmuseum

Im Mai 1923 eröffnete der damalige Kasseler Oberbürgermeister Philipp Scheidemann das städtische Flussbad am Auedamm. Die beliebte Badeanstalt an der Fulda wurde im Krieg stark beschädigt.

Kassel – Es war damals eine echte Attraktion und wäre es wohl auch heute noch. Vor 100 Jahren eröffnete der damalige Kasseler Oberbürgermeister Philipp Scheidemann das städtische Flussbad an der Fulda. Das war im Inflationsjahr 1923 alles andere als selbstverständlich.

Wenn es richtig heiß wurde, suchten die Kasseler ab diesem Zeitpunkt in ihrem Fuldabad Abkühlung. Das ist in den vergangenen Jahren auch wieder populärer geworden. Insbesondere der Abschnitt rund um die Spitzhacke wird gern zum Sonnenbaden genutzt. Man kann zwar in die Fulda gehen, ein Steg würde aber vieles erleichtern. Entsprechende Anregungen wurden bislang nicht realisiert.

Vor 100 Jahren war das anders. Das städtische Flussbad befand sich in etwa dort, wo heute das kombinierte Hallen- und Freibad ganzjährig seine Besucher hat. Das Gelände war allerdings wesentlich größer. Es gab sieben Schwimmbecken, die über Stege auf Betonpfeilern erreichbar waren. Frauen und Männer schwammen in getrennten Becken, es gab Bereiche für Kinder, Schwimmer und Nichtschwimmer. Wer sich das zutraute, konnte ein Stück in die Mitte des Flusses hinausschwimmen. Dort gab es eine Begrenzung, Aufsichtspersonal hatte alles im Blick. Zum städtischen Flussbad gehörten auch Umkleidekabinen, Toiletten und ein Lokal. Die Terrasse wurde unter anderem für Auftritte einer Kapelle genutzt.

Bei richtig schönem Sommerwetter wurde es selbst auf den großen Liegewiesen des Flussbades und in der Fulda eng. Bis zu 18 000 Besucher wurden dort gezählt. Wer es etwas exklusiver haben wollte, nutzte eines der Badeschiffe. Über einen Steg ging man an Bord, zog sich in einer Kabine um und ging dann in einem mit Fuldawasser gefüllten Becken baden.

Es gab aber auch viele Menschen, die den Eintritt für das Flussbad oder die Badeschiffe nicht zahlen wollten oder konnten. Auch die hatten einen attraktiven Fuldastrand in Höhe der Schützenstraße. Auf historischen Fotos kann man sehen, dass der legendäre Fuldadampfer Elsa von den Flussschwimmern begleitet wurde. Damals schien man sich nicht so viele Gedanken um mögliche Gefahren zu machen.

Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde das 300 Meter lange städtische Flussbad teilweise repariert. Zehn Jahre stand es noch zur Verfügung, dann wurde es zurückgebaut. Im Juli 1955 wurde das Schwimmstadion am Auedamm fertig. Das war der Vorgänger des heutigen Auebades, das seit 2013 in Betrieb ist. Den 10-Meter-Sprungturm gab es bereits in den 1950er-Jahren.

Sieben Becken und eine große Liegewiese: das städtische Flussbad im Jahr 1923.
Sieben Becken und eine große Liegewiese: das städtische Flussbad im Jahr 1923. © Privat

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