Das Friedensdenkmal kommt neben Matthäuskirche in Kassel

Aus dem früheren Kriegerdenkmal in Niederzwehren soll noch in diesem Jahr ein Friedensdenkmal werden.
Kassel - Das Monument, das in Form von zwei Schriftzügen vor der Matthäuskirche aufgestellt werden soll, erinnert an das Lied „Wozu sind Kriege da?“ von Udo Lindenberg. Denn der in Kassel ansässige documenta-Künstler Horst Hoheisel hat sich für folgende Gestaltung des Denkmals entschieden: Die Worte „Für wen“ und „Warum“ werden aus dem alten Stein des Kriegerdenkmals gehauen.
Auf dem ehemaligen Kriegerdenkmal lautete die Inschrift „Sie starben für uns“. Er frage, für wen die Soldaten und warum sie gestorben sind, so Hoheisel. „Es sind die zentralen Fragen in jedem Krieg, auch in dem von heute. Die Suche nach Antworten kann zu Frieden führen“, so der 78-jährige Künstler, der 1987 den von den Nationalsozialisten zerstörten Aschrottbrunnen vor dem Kasseler Rathaus in Form einer im Boden versenkten Negativform als Mahnmal neu gestaltet hat.
Als er den Auftrag für die Umgestaltung in Niederzwehren angenommen habe, sei er sehr kritisch gewesen, sagt Hoheisel. Mittlerweile könne er sich mit der Arbeit identifizieren. Denn durch den Krieg in der Ukraine hätten die Fragen wieder an Aktualität gewonnen. Man habe derzeit den Eindruck, dass nichts aus früheren Kriegen gelernt worden sei. „Auch jetzt werden wieder Orden verliehen, auch jetzt wird wieder von Helden gesprochen.“ Dabei stünden am Ende jeder Waffe und jeder Munition Zerstörung und Tod.
Hoheisels Entwurf überzeuge sowohl in seiner Form als auch durch die Eindringlichkeit seiner Fragen nach dem Sinn von Leid, so Stadtbaurat Christof Nolda. Er sei dem Künstler, dem Ortsbeirat, der Kirchengemeinde und den städtischen Ämtern dankbar, dass die Realisierung dieses überzeugenden Friedenmals nun ermöglicht worden sei. Ortsbeirat und Kirchenvorstand hatten im März dem finalen Entwurf für das Friedensdenkmal zugestimmt.
Ortsvorsteher Harald Böttger dankte allen Beteiligten, besonders dem Künstler, für deren „Durchhaltevermögen“. Vor über zwölf Jahren wurde nämlich schon das Niederzwehrener Ehrenmal für die gefallenen Soldaten abgebaut und auf den städtischen Bauhof gebracht. Die monumentale Stele aus dem Jahr 1929 hatte davor auf dem Platz „Am Fronhof“ – dem späteren Märchenplatz – gestanden. Sie wurde 2011 abgebaut, weil das Fundament bröckelte und das Mal nicht mehr standsicher war.
Nach jahrelanger Diskussion, was mit dem mächtigen Mal geschehen soll, beschloss der Ortsbeirat schließlich im Jahr 2020, dass aus dem alten Ehrenmal am Rand der Kirchenmauer an der Straße am Fronhof eine Begegnungsstätte für Frieden, Demokratie und Ortsgeschichte unter freiem Himmel werden soll. Allerdings gab es dann noch Debatten über die finale Gestaltung, die jetzt beendet worden sind. Die beiden Schriftzüge aus Stein sollen rechts und links des Weges „Am Fronhof“ platziert werden.
„Warum“ wird auf der Terrasse vor der Kirche stehen, „Für wen“ unter der Eiche auf der gegenüberliegenden Seite der Einbahnstraße. Die beiden durch die Straße getrennten Fragen des Denkmals werden durch in die Straße eingelassene Platten aus dem Sockelmaterial des Kriegerdenkmals verbunden. In zwei Platten sind die Daten des Ersten und Zweiten Weltkriegs eingeschlagen.
Die Stadt Kassel hat 50 000 Euro für die Konzeptionierung und Errichtung des Friedendenkmals bereitgestellt. Alle Steine des alten Kriegerdenkmals seien bereits beim Steinmetz, sagt Axel Jäger, Leiter des Hochbauamts. Wenn alles gut laufe, könne das Friedensdenkmal noch in diesem Jahr eingeweiht werden. (use)
