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Demos in Kassel: "Omas gegen Rechts" demonstrieren mit Antifa

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Von: Matthias Lohr

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Demonstrierten bereits am 22. Juni gegen Rechtsextremismus und Gewalt: Die Omas gegen Rechts auf dem Königsplatz. Auch heute wollen sie Flagge zeigen.
Demonstrierten bereits am 22. Juni gegen Rechtsextremismus und Gewalt: Die Omas gegen Rechts auf dem Königsplatz. Auch heute wollen sie Flagge zeigen. © Uwe Zucchi/dpa

Zur rechten Demo am heutigen Samstag sind zahlreiche Gegendemonstrationen angekündigt. Unter anderem geht die Gruppe "Omas gegen Rechts" zusammen mit der Antifa auf die Straße.

Glaubt man Dörte Schnell, sind alle, die heute in Kassel gegen rechte Hetze auf die Straße gehen, Omas. Die 64-Jährige betreut die Facebook-Seite der Kasseler Ortsgruppe von Omas gegen Rechts. So heißt die Initiative, die 2017 in Wien von Seniorinnen aus Protest gegen die rechte österreichische Regierung gegründet wurde. Mittlerweile gibt es in Deutschland ebenfalls fast 100 Ortsgruppen, seit einem halben Jahr auch eine in Kassel.

In Nordhessen „haben wir an die 30 Omas“, schätzt Schnell. Die müssen jedoch nicht alle Enkel haben, sie können sogar Männer sein. „Oma sein ist eine Haltung“, sagt die Sozialpädagogin. Den Omas geht es darum, „unsere Generation auf die Straße zu bekommen“.

Dörte Schnell aus Hamburg betreut die Kasseler Facebook-Gruppe von Omas gegen Rechts.
Dörte Schnell aus Hamburg betreut die Kasseler Facebook-Gruppe von Omas gegen Rechts. © Privat/nh

Insofern steht die Initiative stellvertretend für das breite Bündnis gegen Rechts, das mittlerweile knapp 150 Unterstützer umfasst und für heute Versammlungen an mehr als 20 Orten angemeldet hat. Darunter sind nicht nur Verbände und Vereine aus der Mitte der Gesellschaft, sondern auch Linksextremisten wie die MLPD, die Sozialistische Alternative und die Gruppe Arbeitermacht. Kritiker fragen darum bei Facebook, ob es eine gute Idee sei, „mit Antisemiten und Terrorunterstützern“ auf die Straße zu gehen.

Die trotzkistische Gruppe Arbeitermacht etwa ist laut Verfassungsschutz „selbst innerhalb des Linksextremismus isoliert“. Ihr Ziel sei die Weltrevolution.

Bündnis gegen Rechts erwarten gewaltfreien Tag

Experten rechnen zudem damit, dass gewaltbereite Antifa-Aktivisten nach Kassel reisen werden. Für den Politologen Wolfgang Schroeder sind deren Gruppen „eine Art alternativer Verfassungsschutz außerhalb der Verfassung, weil sie oft jenseits der Legalität handeln“. Im Netz kursiert bereits ein Video von Vermummten, die den Aufmarsch der Rechten in Kassel „zum Desaster“ machen wollen: „Ob friedlich oder militant, jeder Widerstand ist relevant.“

Beim Bündnis gegen Rechts erwartet man trotzdem einen gewaltfreien Nachmittag. „Wir tun alles, was wir machen können, damit es eine friedliche Veranstaltung wird“, sagt Holger Kindler vom DGB. Bei den Versammlungen des Bündnisses sei Gewaltfreiheit stets Konsens gewesen. Für den Fall, dass es doch Teilnehmer geben sollte, die sich nicht daran halten, vertraut er auf die Polizei.

"Gespannt, wie Polizei reagiert"

Das sehen nicht alle Unterstützer so. Grischa Hiller vom Bioladen Schmackes im Schillerviertel hat „Angst vor einer Überreaktion der Polizei“, wie er sagt. In der Vergangenheit seien Beamte bei Demonstrationen oft zu hart vorgegangen: „Ich bin gespannt, wie die Polizei diesmal auf friedlichen Bürgerprotest reagiert.“

Vielleicht können auch die Omas gegen Rechts deeskalierend wirken. Deren Vertreterin Schnell hört bei Demonstrationen immer wieder den Satz: „Lass uns bei den Omas mitgehen, da fühlen wir uns sicher.“

In Hamburg und anderen Großstädten demonstrieren die Omas oft Seite an Seite mit der Antifa. Manches Mal hätten sie jüngere Teilnehmer überzeugen können, doch nicht gewalttätig zu werden. „Nur wenn es brenzlig wird, ziehen wir uns zurück. Anders geht es in unserem Alter nicht“, sagt Schnell.

Für die Kasseler Gruppe spricht die Hanseatin übrigens, weil die heimischen Omas nicht mit Namen in der Öffentlichkeit erscheinen wollen. Zu oft seien in der Vergangenheit Seniorinnen von Rechten wegen ihres Engagements bedroht worden.

Update vom 06.11.2019: Die Hessische Justiz in Kassel eine Kooperation gegen gegen Hass und Hetze im Netz gestartet. Beteiligt sind auch zivilgesellschaftliche Gruppen.

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