„Kindern wird kein Gefallen getan“: ADAC in Hessen rät von Elterntaxis ab

Auch in Hessen scheint nichts mehr ohne Elterntaxis zu gehen. Die Kinder werden bis vor die Schule gefahren und wieder abgeholt. Der ADAC rät davon ab.
Kassel/Frankfurt - Das Schuljahr neigt sich dem Ende entgegen, doch womöglich hat der ADAC Hessen-Thüringen den Zeitpunkt seines aktuellen Appells an alle Eltern auch wegen der Jahreszeit und den nun höheren Temperaturen und längeren Tagen gewählt. Und das nächste Schuljahr kommt sowieso. Ein Dorn im Auge des Automobilclubs: Eltern, die ihre Kinder täglich mit dem eigenen Auto zur Schule fahren und von dort auch wieder abholen. Das Phänomen der Elterntaxis zieht sich durch ganz Hessen, von Kassel bis Frankfurt.
„So gut die Elterntaxis gemeint sind, kommt es doch ziemlich häufig zu unübersichtlichen und gefährlichen Situationen vor den Schulen“, sagte Sprecher Cornelius Blanke der Deutschen Presseagentur (dpa). „Den Kindern wird damit kein Gefallen getan“. Stattdessen seien sie erst recht gefährdet, etwa wenn sie zwischen haltenden Autos hervorspringen würden.
ADAC Hessen-Thüringen appelliert: Kinder nicht per Elterntaxi in die Schule chauffieren
Zudem ist sich der Experte sicher, dass die regelmäßigen Hol- und Bringdienste noch ein weiteres Problem nach sich ziehen: „Den Kindern wird die Möglichkeit genommen, sich eigenständig und sicher im Straßenverkehr zu verhalten.“ Das Elterntaxi helfe keinem Kind, eine Sensibilität zu entwickeln, wie es sich auf der Straße zu verhalten habe und Gefahren zu erkennen.
Der ADAC rät, Kinder bereits in der ersten Klasse zur Schule gehen zu lassen, sofern der Schulweg sicher sei und mit den Kleinen bereits vor dem ersten Schultag eingeübt wurde. Viele Schulen würden entsprechende Wegpläne mit empfohlenen Routen oder Verhaltenstipps bereitstellen.
„Walking-Bus“ statt Elterntaxi: Kinder sollen gemeinsam zur Schule laufen - wie früher
Eine gute Möglichkeit zur sicheren Bewältigung des Schulweges sei laut ADAC zudem der „Walking-Bus“, bei dem Kinder aus der Nachbarschaft die Strecke gemeinsam meistern - beispielsweise auch mit älteren Kindern oder Geschwistern. Dies fördere den Spaß, die Kommunikation und Sozialkompetenz. Und nicht zuletzt würde die körperliche Bewegung auf dem Schulweg Gesundheit, Koordination und Aufmerksamkeit im Unterricht fördern, so der ADAC abschließend.
Die heutige Elterngeneration dürfte dieses System noch aus eigenen Kindertagen kennen, als es dafür noch keinen neudeutschen Anglizismus gab. (csa)