Kassel. Der derzeit eingerüstete Nordostflügel des Kulturbahnhofs wird nun doch nicht abgerissen. Darauf einigten sich am Freitag die Denkmalschutzbehörde und die Bahn.
„Wir haben eine Lösung gefunden, die einen Abriss überflüssig macht“, sagt Heinz Kefenbaum, Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde Kassel. Der Kompromiss: Zwar muss die Bahn die aufwendige und teure Naturstein-Originalfassade zum Rainer-Dierichs-Platz hin wieder herstellen. Dafür aber darf die Bahn an den Seitenfassaden nach Süden (heute hängt hier eine Uhr) und nach Norden (Richtung Polizeipräsidium) sparen: Statt einer Natursteinverkleidung wird hier nur noch ein heller Kratzputz aufgetragen.
Ursprüngliche Gestaltung
„Diese Lösung funktioniert deshalb, weil der Bahnhof schon in seiner ursprünglichen Form rechts und links von hell verputzten Seitengebäuden flankiert war“, sagt Kefenbaum. Dem Denkmalschutz werde somit Genüge getan. „Wir erhalten so gestalterische Elemente zurück, die bei der Erweiterung des Nordostflügels in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre verloren gegangen sind.“
Der Gewinn für die Bahn: Nach Süden und Norden kann sie auf eine sehr teure und aufwendige Fassadensanierung verzichten. Dafür muss sie bei der Hauptfassade klotzen. Teurer Muschelkalk und grüner Gneis werden kräftig zu Buche schlagen. Das Hauptproblem aber bleibt die Unterfassade. Der marode Stahlbeton muss nun aufwendig und zeitintensiv geprüft und stabilisiert werden. Alles in allem bleibt es bei einem Kostenvolumen von 1,8 Millionen Euro.
„Die Schäden sind tatsächlich größer als erwartet“, sagt Kefenbaum. Grund dafür sei weniger das lange Hinauszögern der Fassadensanierung als vielmehr die Tatsache, dass schon in den 1950er-Jahren beim Bau des Nordostflügels „ordentlich geschlampt“ wurde.
Das beauftrage Architekturbüro crep.D aus Kassel werde nun die Änderungen in die Pläne aufnehmen und schon bald einen entsprechenden Bauantrag stellen.
Bleibt ein Wermutstropfen: Mit der Fertigstellung der Fassade bis Ende 2013 wird es nichts mehr werden. „Das Baugerüst wird jetzt noch einige Zeit bleiben“, sagt Kefenbaum, „vielleicht ein Jahr länger.“
Von Boris Naumann