Dieser Nordhesse bekam den Triumph von Eintracht Frankfurt hautnah mit

Helge Herrmann und das Unternehmen Numeo aus Kaufungen waren beim Finale der Europa League zwischen Eintracht Frankfurt und den Glasgow Rangers in Sevilla im Einsatz
Kassel – Ein Anruf bei Helge Herrmann am Tag nach dem Finale der Fußball-Europa-League. Er ist wach, aber nicht wirklich ausgeruht. Während er spricht, sind Geräusche zu hören, die verraten, was er parallel macht: herumwerkeln. Die Zeit drängt: Alles muss wieder abgebaut und verpackt werden. Am nächsten Tag geht es zurück in die Heimat – nach Nordhessen.
Helge Herrmann (39) und sein Team waren da, wo die meisten Fußballfans am Mittwoch gern gewesen wären: im Stadion Ramon Sanchez Pizjuan in Sevilla. Allerdings hatte Herrmann keine Augen für das Geschehen auf dem Platz und für das Elfmeterschießen, das Eintracht Frankfurt gegen die Glasgow Rangers gewonnen hat.
Herrmann und seine Kollegen mussten zu der Zeit arbeiten. Für das kleine nordhessische Unternehmen Numeo aus Kaufungen kümmerten sie sich darum, dass die von den Journalisten genutzte Netzwerktechnik funktionierte. Dass alle Fotografen problemlos ihre Fotos in die ganze Welt senden konnten. Dass den Zeitungsredakteuren immer einwandfrei Wlan zur Verfügung stand. Alles lief nach Plan.
Für die Mannschaft von Numeo war das nicht der erste große Einsatz für die Europäische Fußball-Union (Uefa). Seit 2017 ist das Unternehmen bei Finalspielen im Einsatz. Die acht Mitarbeiter waren schon in Stockholm, in Cardiff, in Lyon, in Tallin und im nordmazedonischen Skopje, was Helge Herrmann ganz besonders in Erinnerung behalten hat. Es herrschten 40 Grad, die Infrastruktur vor Ort war ausbaufähig – kurzum: eine große Herausforderung. Aber auch die hat die Firma aus Nordhessen gemeistert. Der Kontakt zur Uefa kam einst über einen Kollegen des Schwesterunternehmens Ambion zustande, das Dienstleistungen im Bereich Veranstaltungstechnik anbietet. Numeo, das vornehmlich digitale Eventplattformen aufstellt und sich um Livestreamings kümmert, bewarb sich, um bestimmte Ereignisse der Uefa betreuen zu dürfen – und erhielt den Zuschlag. Das hängt auch damit zusammen, sagt Helge Herrmann, dass Numeo nachhaltig arbeitet. Die benutzten Kabel zum Beispiel werden immer wieder verwendet.
Nun haben er und seine Kollegen viel zu tun mit den Aufträgen rund um den Fußball. In der Regel dauert die Vorbereitung auf die Tätigkeit bei einem Spiel annähernd ein halbes Jahr. Da ist viel Logistik dabei, aber auch viel Anschauung vor Ort. Insgesamt benötigt Numeo rund zwölf Tonnen Technik bei einer solchen Veranstaltung wie nun am Mittwoch in Sevilla. Meistens wird sie mit dem Lastwagen transportiert, manchmal auch mit dem Schiff. Flexibel sein – das gehört zu den wichtigsten Eigenschaften.
Numeo kommt mittlerweile auf einen Umsatz von einer halben Million Euro im Jahr. Seit 2016 ist Helge Herrmann, der Meister für Veranstaltungstechnik, angestellter Geschäftsführer. Er ist Kasseläner, wie er sagt, lebt mit seiner Familie in Harleshausen. Aber nicht alle seine Kollegen kommen aus Nordhessen, was auch den Hintergrund hat, dass es im Prinzip kein gemeinsames Büro gibt. Die Mitarbeiter sind hauptsächlich unterwegs – wie nun in Sevilla.
Dass Helge Herrmann während des großen Finals von Eintracht Frankfurt kaum aufs Spielfeld hat schauen können, ist für ihn kein Problem: Er ist kein Fußball-Fan. Und die Atmosphäre im Stadion hat er auch so mitbekommen. (Florian Hagemann)