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Schräge Vögel in Kassel: Deutsche Rassetaubenschau in Messehallen

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Von: Axel Schwarz

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Aufgeblasen: Bei dem Norwich-Kröpfer, den hier Züchter Friedhelm Niehus aus Osterode vorstellt, ist die eindrucksvoll geschwellte Brust wie bei allen Kropftauben reines Imponiergehabe. Fotos: Dieter Schachtschneider

Tauben sind nicht nur schnelle Flieger, sie taugen auch für eine Schönheitskonkurrenz - wie am Wochenende bei der Rassetaubenschau in Kassel. Für die Züchter ist ihr Hobby ein Kulturgut.

Nach den schnellen haben nun auch die schönen Tauben Kassel als Anflugziel entdeckt: Bei der 67. Deutschen Taubenschau, die am Wochenende erstmals in den Kasseler Messehallen stattfand, standen nicht die Flugkünste, sondern die Rassen- und Formenvielfalt dieser Vogelart im Mittelpunkt. „Wir züchten unsere Tiere auf Schönheit“, sagte Götz Ziaja, Vorsitzender vom veranstaltenden Verband Deutscher Rassetaubenzüchter (VDT).

1550 Züchter aus ganz Deutschland und den Nachbarländern hatten fast 20 000 Vögel nach Kassel gebracht. Die Aussage, dass es in den Messehallen zuging wie in einem Taubenschlag, würde falsche Vorstellungen wecken: Gelassen und meist reglos ruhten die Tauben in ihren Käfigen und ließen das Interesse von Besuchern und Bewertungsrichtern über sich ergehen. Eine dezente Geräuschkulisse vielstimmigen Gurrens und Trommelns – so heißt die Stimmlage mancher Taubenrassen – verstärkte die entspannte Atmosphäre.

Da waren die Debatten der Taubenfans oft lebhafter. In Clubjacken mit Rücken-Emblem, ähnlich wie bei Motorradklubs, zeigten sie Flagge für ihre Zucht-Steckenpferde: etwa die Arabischen Roller, Deutschen Schautippler, Lausitzer Elsterpurzler oder Stargarder Zitterhälse. Was ist so faszinierend an der Rassetaubenzucht?

VDT-Sprecher Peter Jahn spricht von einem „Kulturgut“ und erklärt es so: Im Mittelalter sei die Taubenzucht dem Adel vorbehalten gewesen – erst zu Nahrungszwecken, später dann aber zum Angeben mit den schönen Vögeln. Dieser Hintergrund, so Jahn, „hat die Taubenzucht exklusiv gemacht“.

Dieser Beitrag stammt von der Video-Plattform Glomex und wurde nicht von HNA.de erstellt.

Und dann spiele auch die Möglichkeit eine Rolle, mit dem Zucht-Hobby Heimatverbundenheit ausdrücken zu können: „Sehr viele Rassen sind regional entstanden“. Und die tragen dann ihre Herkunft auch im Namen.

So wie der Kasseler Tümmler. Diese Taubenrasse, die schon seit 1906 von einem Spezialverein betreut wird, war mit ihrer charakteristisch runden Schnabelwurzel in vielen Farbschlägen zu sehen. Als Botschafterin des Ausstellungsorts wurde sie auch in einer Gesellschaftsvoliere gleich im Eingangsbereich gezeigt. Kasseler Tümmler sind recht selten geworden. Regionale Züchter wie Günter Diegler in Grebenstein kümmern sich darum, dass die nordhessische Taubenrasse nicht ausstirbt.

Unter den mehreren Tausend Besuchern der Schau am Wochenende waren nach Angaben des VDT überwiegend Züchter, aber auch etliche Schaulustige, die sich für das Hobby Taubenzucht interessieren. Der Zuspruch sei „überaus positiv“, freute sich VDT-Chef Ziaja, dessen Verband die Ausstellung erstmals selber organisiert hatte, statt sie an einzelne Mitgliedsvereine zu delegieren.

Neben dem Fachsimpeln und Prämieren haben die Rassetaubenzüchter auch gute Zwecke verfolgt: Bei einer Versteigerung ausgewählter Taubenpaare kamen plus weiterer Spenden am Sonntag 20.000 Euro zugunsten der Kinderkrebshilfe zusammen.

Tauben: Die Fakten

Die Taubenzucht wird schon seit etwa 5000 Jahren betrieben. Damals begannen die Menschen, Felsentauben zu zähmen. Heute werden auf allen Kontinenten rund 400 bis 500 Taubenrassen gezüchtet.

Tauben werden aus unterschiedlichen Gründen gezüchtet: Bei den Rassetauben geht es um Schönheit, bei den Reise- oder Brieftauben um Tempo, bei Masttauben ums Essen.

Insgesamt gibt es in Deutschland knapp 20 000 aktive Taubenzüchter. Jeder von ihnen hat im Schnitt 100 Vögel, das ergibt einen Bestand von bundesweit rund zwei Millionen Zucht- und Reisetauben.

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