Kassel. Am Wahlebachweg im Stadtteil Forstfeld wird es keine Flüchtlingsunterkunft geben. Die Eigentümer des Gebäudes wiesen gegenüber der HNA die Darstellung der Stadt Kassel zurück, in dem Haus würden im Februar 18 Flüchtlinge einziehen.
Sie sei aus allen Wolken gefallen, als sie von der entsprechenden Presseinformation aus dem Rathaus erfahren habe, sagte eine der Eigentümerinnen. Das Gebäude stehe für eine solche Nutzung nicht zur Verfügung.
Am Dienstag hatte die Stadt mitgeteilt, in dem leerstehenden Haus würden Flüchtlinge untergebracht. Tatsächlich waren die Verträge aber noch nicht unter Dach und Fach. Die Stadt hatte nämlich nur mit einem Interessenten der zum Verkauf stehenden Immobilie verhandelt. Dieser hatte zwar vor, das Gebäude als Unterkunft an die Stadt zu vermieten, aber es noch gar nicht erworben. Er stand lediglich in Kontakt mit dem Kasseler Maklerbüro Hoesch-Kröger-Kampe, das den Verkauf für eine Erbengemeinschaft abwickeln sollte.
Nicht richtig informiert
„Über die Pläne des Kaufinteressenten sind wir nicht richtig informiert worden“, erklärte nun eine der Eigentümerinnen. Der für sie zuständige Makler habe in den bisherigen Verhandlungen davon gesprochen, der Kaufinteressent wolle in ihrem früheren Elternhaus Wohnungen für Studenten einrichten. „Damit wären wir einverstanden gewesen“, sagt die Frau.
Dr. Hans-Jürgen Kampe von Hoesch-Kröger-Kampe räumt das Versäumnis seines Mitarbeiters ein. Es habe von Seiten des potentiellen Käufers zwei Optionen für die künftige Nutzung gegeben. Eine sei Wohnraum für Studenten gewesen, die andere ein Flüchtlingsheim. „Unser Mitarbeiter hätte die zweite Option natürlich gegenüber den Eigentümern benennen müssen“, sagt Kampe. Er bedauere dies, könne aber nicht verstehen, warum die Stadt mit einer Information an die Öffentlichkeit geht, für die es noch keine vertragliche Grundlage gibt.
Die Eigentümerin ist darüber ebenso fassungslos. Seitdem die HNA in der Dienstagsausgabe über die neu entstehenden Flüchtlingsunterkünfte der Stadt berichtet habe, stehe das Telefon bei ihr nicht mehr still. „Frühere Nachbarn rufen mich an und sind völlig überrascht.“ Sie müsse nun überall erklären, dass es keinen Verkauf für ein Flüchtlingsheim geben werde.
Die Stadt nahm zur Frage der HNA, warum sie mit der Ankündigung ohne eine Zusicherung der Eigentümer an die Öffentlichkeit gegangen ist, keine Stellung. Aus dem Rathaus hieß es lediglich, dass man „weiterhin in guten Verhandlungen“ stehe. Man sei bemüht, die neuen Asylbewerberunterkünfte so zu realisieren, wie angekündigt.
Genau dies schließen aber die Eigentümer für die geplante Unterkunft am Wahlebachweg kategorisch aus.
Von Bastian Ludwig