„Das alles wirkt authentisch. Selbst Menschen mit E-Commerce-Erfahrung sind darauf reingefallen. In einem Fall haben die Betrüger sogar die Depotbestände eines Nutzers abgeräumt“, so der Firmensprecher. Künftig warne das Unternehmen seine Nutzer davor, ihre Mobilnummern auf der Internetseite zu veröffentlichen. Die Kommunikation solle nur über das Kontakt-Portal auf der Website erfolgen. „So haben wir die ID-Adressen der Nutzer und können zudem unseriöse Anbieter sperren“, so der Sprecher. Und weiter: „Leider zeigen die wenigsten Betroffenen den Betrug an, weil es oft nicht um hohe Beträge geht. Dabei wäre es wichtig für die Statistik. Dann wird die Politik nachjustieren. Die Ermittlungen im digitalen Raum sind noch längst nicht da, wo sie sein müssten.“
Die hohe Dunkelziffer in dem Feld habe auch mit der Scham der Betrogenen zusammen, so eine Polizeisprecherin.
Das sollten Verkäufer beachten: Ebay-Kleinanzeigen rät seinen Nutzern, auf die Angabe von Mobilnummern unter Artikeln zu verzichten. Über diesen Kontakt erfolge in der Regel die Kontaktaufnahme der Betrüger, die vorrangig aus Osteuropa und Afrika kämen. Betrug lasse sich an Details wie Rechtschreibfehlern oder seltsamen Webseitenadressen erkennen. Einen Kurier- und Lieferservice biete Ebay nicht an, dafür aber die Option „Sicher bezahlen“, die Nutzer aus Sicherheitsgründen stets wählen sollten.
Wer Möbel, Klamotten oder Elektrogeräte nicht mühsam auf dem Flohmarkt verkaufen will, nutzt gerne Ebay-Kleinanzeigen. Auf dem Verkaufsportal können Käufer ihre Waren anbieten. So tat es auch der Autor dieses Artikels und machte zum ersten Mal an einem Tag gleich zweimal schlechte Erfahrungen mit vermeintlichen Interessenten.
Mit wenigen Klicks sollten ein nicht mehr benötigter Kindersitz und eine Garderobe ein neues Zuhause finden. Überraschung und Freude waren groß, als sich nur wenige Minuten, nachdem die Artikel auf der Online-Börse eingestellt waren, bereits eine erste Interessentin am Kindersitz Kontakt aufnahm.
Dass die angebliche Sophie M. aus Langenhagen sich direkt über Whatsapp meldete und nicht über den Nachrichtenkanal von Ebay-Kleinanzeigen, sorgte zunächst nicht für Verwunderung. Schließlich wirkte das Whatsapp-Profilbild freundlich – eine lächelnde Familie am Strand – und auch das bekundete Interesse an den angebotenen Artikeln klang authentisch. Sophie M. erkundigte sich nach Zustand und Preis, gern garniert mit Emojis.
Als es um die Frage der Übergabe der Ware ging, teilte die Interessentin im weiteren Whatsapp-Dialog mit, dass sie den Kindersitz nicht persönlich abholen könne. Sie wolle dies über den Ebay-Kurierdienst erledigen lassen und schickte einen entsprechenden Link zur Dienstleistung. Dies sei „sehr einfach und bequem“. Nach Anklicken des Links gelangte man auf eine vermeintliche Ebay-Seite, die der echten Seite zum Verwechseln ähnlich sieht. Dort wurde der Kurierdienst erklärt: Der Käufer überweise das Geld für die Ware auf ein Treuhandkonto und der Verkäufer müsse nur seine Bankdaten angeben, um das Geld zu erhalten. Kurze Zeit später kam bereits die Bestätigung, dass das Geld – in dem Fall 30 Euro – bereits auf dem Treuhandkonto eingegangen sei.
Weil sich auf der angeblichen Ebay-Webseite kleine orthografische Fehler befanden, wurde der Autor schließlich misstrauisch. Auch die Angabe seiner Bankverbindung schien im unseriös.
Nach weiteren Recherchen – eine kurze Google-Suche ergab, dass es keinen Ebay-Kurierservice gibt – erwies sich dies als richtig. Dafür gibt es im Netz unzählige Warnungen von Nutzern des Ebay-Kleinanzeigenportals, die in jüngster Zeit auf die Masche hereingefallen sind. Zum Teil überwiesen sie die Transportkosten für den angeblichen Kurierservice, in dem Glauben, der Kaufpreis inklusive Transportkosten liege bereits auf dem Ebay-Treuhandkonto und werde nach Versand freigegeben.
Im Fall des Kindersitzes kam es zu keinen Zahlungen. Die Interessentin hakte auch nicht nach, warum der Verkauf nicht abgeschlossen wurde. Anrufer landen unter der angegebenen deutschen Handynummer ohnehin nur auf der Mailbox. Dafür gab es kurze Zeit später eine Interessentin für die Garderobe. Auch sie meldete sich über Whatsapp. Und wen wundert es: Auch sie wollte den Ebay-Kurierservice nutzen.
Die Garderobe hat inzwischen ein neues Zuhause. Die Käufer haben aber regulär direkt über das Nachrichtenportal von Ebay-Kleinanzeigen Kontakt aufgenommen. Diesen Kommunikationsweg empfiehlt auch Ebay-Kleinanzeigen und warnt davor, seine Handynummer unter Anzeigen zu veröffentlichen. (Bastian Ludwig)