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Betrug bei Ebay-Kleinanzeigen – Auch in Kassel gibt es Betroffene

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Von: Bastian Ludwig

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Bei Ebay-Kleinanzeigen sind Betrüger unterwegs. (Archivbild)
Bei Ebay-Kleinanzeigen sind Betrüger unterwegs. (Archivbild) © Catherine Waibel/dpa

Betrüger ziehen bei Ebay-Kleinanzeigen zahlreiche Käufer über den Tisch. Ein Beispiel zeigt, wie man sich schützen kann.

Kassel – Auf dem beliebten Ebay-Kleinanzeigen-Portal tummeln sich seit wenigen Wochen Betrügerbanden. Beim Polizeipräsidium Nordhessen wurden zwar erst wenige Fälle in diesem Zusammenhang angezeigt, es wird aber von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen.

Ein Sprecher des Online-Marktplatzes Ebay-Kleinanzeigen bestätigt auf HNA-Anfrage, dass es jüngst einen starken Anstieg von Fällen gegeben habe, bei denen Verkäufer von Waren hinters Licht geführt werden sollten oder wurden. Mit unterschiedlichen Maschen versuchten Kriminelle, an das Geld der Verkäufer zu kommen.

Kassel: Betrüger umgehen Sicherheitsmaßnahmen bei Ebay-Kleinanzeigen

Bei den Betrugsmaschen geben sich die Kriminellen gegenüber Verkäufern als Interessenten von Waren aus, die auf ebay-kleinanzeigen.de angeboten werden. Wenn Verkäufer auf dem Online-Marktplatz ihre Handynummer veröffentlicht hätten, erfolge die Kontaktaufnahme der Betrüger in der Regel darüber, so ein Unternehmenssprecher. So würden die Kontrollmechanismen von Ebay umgangen.

Meist via Whatsapp wird die Kaufabsicht bekundet. Über auf den ersten Blick seriös wirkende Links wird auf einen vermeintlichen Kurierservice und ein Treuhandkonto von Ebay verwiesen. Über diese erfolge die Bezahlung und Abholung der Ware. Die Verkäufer müssten lediglich ihre Bankdaten angeben für die Auszahlung. In einigen Fällen wird vorgegaukelt, sie müssten zudem für den Lieferservice in Vorleistung gehen. Das Geld stehe aber auf dem Treuhandkonto bereit und werde nach Versand der Ware ausgezahlt.

Wer die Links der Betrüger anklickt, landet auf diesen Seiten: Die Informationen sehen seriös aus, stammen aber nicht von Ebay-Kleinanzeigen.
Wer die Links der Betrüger anklickt, landet auf diesen Seiten: Die Informationen sehen seriös aus, stammen aber nicht von Ebay-Kleinanzeigen. © privat

Kassel: Hohe Dunkelziffer bei Betrügern auf Ebay-Kleinanzeigen

„Das alles wirkt authentisch. Selbst Menschen mit E-Commerce-Erfahrung sind darauf reingefallen. In einem Fall haben die Betrüger sogar die Depotbestände eines Nutzers abgeräumt“, so der Firmensprecher. Künftig warne das Unternehmen seine Nutzer davor, ihre Mobilnummern auf der Internetseite zu veröffentlichen. Die Kommunikation solle nur über das Kontakt-Portal auf der Website erfolgen. „So haben wir die ID-Adressen der Nutzer und können zudem unseriöse Anbieter sperren“, so der Sprecher. Und weiter: „Leider zeigen die wenigsten Betroffenen den Betrug an, weil es oft nicht um hohe Beträge geht. Dabei wäre es wichtig für die Statistik. Dann wird die Politik nachjustieren. Die Ermittlungen im digitalen Raum sind noch längst nicht da, wo sie sein müssten.“

Die hohe Dunkelziffer in dem Feld habe auch mit der Scham der Betrogenen zusammen, so eine Polizeisprecherin.

Das sollten Verkäufer beachten: Ebay-Kleinanzeigen rät seinen Nutzern, auf die Angabe von Mobilnummern unter Artikeln zu verzichten. Über diesen Kontakt erfolge in der Regel die Kontaktaufnahme der Betrüger, die vorrangig aus Osteuropa und Afrika kämen. Betrug lasse sich an Details wie Rechtschreibfehlern oder seltsamen Webseitenadressen erkennen. Einen Kurier- und Lieferservice biete Ebay nicht an, dafür aber die Option „Sicher bezahlen“, die Nutzer aus Sicherheitsgründen stets wählen sollten.

Ein konkreter Betrugsversuch: So läuft die Masche ab

Wer Möbel, Klamotten oder Elektrogeräte nicht mühsam auf dem Flohmarkt verkaufen will, nutzt gerne Ebay-Kleinanzeigen. Auf dem Verkaufsportal können Käufer ihre Waren anbieten. So tat es auch der Autor dieses Artikels und machte zum ersten Mal an einem Tag gleich zweimal schlechte Erfahrungen mit vermeintlichen Interessenten.

Mit wenigen Klicks sollten ein nicht mehr benötigter Kindersitz und eine Garderobe ein neues Zuhause finden. Überraschung und Freude waren groß, als sich nur wenige Minuten, nachdem die Artikel auf der Online-Börse eingestellt waren, bereits eine erste Interessentin am Kindersitz Kontakt aufnahm.

Wer die Links der Betrüger anklickt, landet auf diesen Seiten: Die Informationen sehen seriös aus, stammen aber nicht von Ebay-Kleinanzeigen.
Wer die Links der Betrüger anklickt, landet auf diesen Seiten: Die Informationen sehen seriös aus, stammen aber nicht von Ebay-Kleinanzeigen. © privat

Betrüger bei Ebay-Kleinanzeigen kontaktieren Verkäufer über Whatsapp

Dass die angebliche Sophie M. aus Langenhagen sich direkt über Whatsapp meldete und nicht über den Nachrichtenkanal von Ebay-Kleinanzeigen, sorgte zunächst nicht für Verwunderung. Schließlich wirkte das Whatsapp-Profilbild freundlich – eine lächelnde Familie am Strand – und auch das bekundete Interesse an den angebotenen Artikeln klang authentisch. Sophie M. erkundigte sich nach Zustand und Preis, gern garniert mit Emojis.

Als es um die Frage der Übergabe der Ware ging, teilte die Interessentin im weiteren Whatsapp-Dialog mit, dass sie den Kindersitz nicht persönlich abholen könne. Sie wolle dies über den Ebay-Kurierdienst erledigen lassen und schickte einen entsprechenden Link zur Dienstleistung. Dies sei „sehr einfach und bequem“. Nach Anklicken des Links gelangte man auf eine vermeintliche Ebay-Seite, die der echten Seite zum Verwechseln ähnlich sieht. Dort wurde der Kurierdienst erklärt: Der Käufer überweise das Geld für die Ware auf ein Treuhandkonto und der Verkäufer müsse nur seine Bankdaten angeben, um das Geld zu erhalten. Kurze Zeit später kam bereits die Bestätigung, dass das Geld – in dem Fall 30 Euro – bereits auf dem Treuhandkonto eingegangen sei.

Weil sich auf der angeblichen Ebay-Webseite kleine orthografische Fehler befanden, wurde der Autor schließlich misstrauisch. Auch die Angabe seiner Bankverbindung schien im unseriös.

Im Internet warnen Nutzer vor Betrügern bei Ebay-Kleinanzeigen

Nach weiteren Recherchen – eine kurze Google-Suche ergab, dass es keinen Ebay-Kurierservice gibt – erwies sich dies als richtig. Dafür gibt es im Netz unzählige Warnungen von Nutzern des Ebay-Kleinanzeigenportals, die in jüngster Zeit auf die Masche hereingefallen sind. Zum Teil überwiesen sie die Transportkosten für den angeblichen Kurierservice, in dem Glauben, der Kaufpreis inklusive Transportkosten liege bereits auf dem Ebay-Treuhandkonto und werde nach Versand freigegeben.

Im Fall des Kindersitzes kam es zu keinen Zahlungen. Die Interessentin hakte auch nicht nach, warum der Verkauf nicht abgeschlossen wurde. Anrufer landen unter der angegebenen deutschen Handynummer ohnehin nur auf der Mailbox. Dafür gab es kurze Zeit später eine Interessentin für die Garderobe. Auch sie meldete sich über Whatsapp. Und wen wundert es: Auch sie wollte den Ebay-Kurierservice nutzen.

Die Garderobe hat inzwischen ein neues Zuhause. Die Käufer haben aber regulär direkt über das Nachrichtenportal von Ebay-Kleinanzeigen Kontakt aufgenommen. Diesen Kommunikationsweg empfiehlt auch Ebay-Kleinanzeigen und warnt davor, seine Handynummer unter Anzeigen zu veröffentlichen. (Bastian Ludwig)

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