Neubau der Uni Kassel für die Naturwissenschaften nimmt Formen an


Seit vielen Jahren ist der Umzug der Naturwissenschaften an dem Uni-Campus am Holländischen Platz im Gespräch. Jetzt nehmen die Neubaupläne Gestalt an: Bei einem Architekturwettbewerb hat sich das Stuttgarter Büro Birk Heilmeyer & Frenzel durchgesetzt.
Kassel – Es ist das größte Bauvorhaben in der Geschichte der Universität Kassel: Der Fachbereich Mathematik und Naturwissenschaften, bislang an der Heinrich-Plett-Straße in Oberzwehren ansässig, soll auf den Campus am Holländischen Platz ziehen. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet die Hochschule darauf hin. Nun nehmen die Pläne im Wortsinn Gestalt an:
Ein Entwurf des Büros Birk Heilmeyer & Frenzel Architekten (Stuttgart) hat den ausgelobten Planungswettbewerb gewonnen. Es ist wahrscheinlich, dass dieser Entwurf auch in die Tat umgesetzt wird. Uni-Präsidentin Prof. Dr. Ute Clement sprach von einem „Meilenstein für die Entwicklung der Universität“.
Im ersten Bauabschnitt entsteht ein Neubau für Physik sowie Nanostrukturwissenschaften. Der Siegerentwurf sieht dafür einen viergeschossigen Neubau vor, der sich mit breiten Fensterfronten und einem großzügigen Eingangsbereich gestalterisch zum Campus öffnet. An einem Rankgerüst sollen Kletterpflanzen für eine Begrünung des Gebäudes sorgen. Auch um das benachbarte K19 ist Platz für eine Grünfläche freigelassen. „Rundherum ist es schon recht steinern und metallisch“, sagte Architekt Stefan Birk. „Deshalb wollten wir mehr Grün auf den Campus holen.“
Das Büro hat bereits den Science Park gebaut, der nur einen Steinwurf von der Baufläche für die Naturwissenschaften entfernt ist. Ein dort verwendetes Element nehmen die Architekten in dem aktuellen Entwurf wieder auf: die Sitztreppe. Diese sei im Science Park sehr belebt, so Birk. Auch in dem ersten naturwissenschaftlichen Neubau ist ein überdachtes Atrium vorgesehen, in dem eine großzügige Freitreppe zum Verweilen einlädt. Damit sollen zugleich die topografischen Unterschiede des Geländes „sichtbar und spürbar gemacht werden“, erläuterte Birk, der mit seinem Kollegen Martin Frenzel wegen einer massiven Zugverspätung die Eröffnung einer Ausstellung im Campus Center mit den 17 eingereichten Wettbewerbsentwürfen verpasste.
Das Areal für die Neubauten befindet sich auf dem Campus Nord zwischen Moritzstraße und Studierendenhaus. 117 Millionen Euro hat das Land Hessen aus dem Hochschulbauprogramm Heureka für den ersten Bauabschnitt bereitgestellt. Die hohen Baukosten resultieren vor allem aus den komplexen technischen Anforderungen an das Gebäude. Für bestimmte Messungen der Wissenschaftler sind Erschütterungen, Schall oder elektromagnetische Strahlung fatal.
Hinter dem Hauptgebäude, das neben einem Hörsaal, Seminarräumen, Büros und Laboren auch über eine Astronomiekuppel verfügt, entsteht ein weiteres Gebäude. Darin soll ein neues Zentrum für Nanotechnologie (NTC) realisiert werden. Dieses beinhaltet auch einen sogenannten Reinraum – vereinfacht gesagt: ein komplett steriler und staubfreier Raum.
Bis die Bauarbeiten beginnen, ist Geduld gefragt: Nun beginnt unter Regie des Landesbetriebs Bauen und Immobilien in Hessen (LBIH) die Detailplanung. Baubeginn ist für 2026 vorgesehen. Bauzeit: vier bis fünf Jahre. Parallel soll die Planung für den zweiten und dritten Bauabschnitt vorangetrieben werden. Die Uni hofft, dass 2027/28 die Bauarbeiten für die Neubauten für Biologie, Chemie und Mathematik starten können. Dafür sind weitere 180 Millionen Euro kalkuliert.
Info: Eine Ausstellung mit allen Entwürfen des Wettbewerbs ist zunächst bis 27. Juni sowie von 6. bis 15. Juli im Campus Center zu sehen (Moritzstr.18). Zum Campusfest am 30. Juni werden die vier ausgezeichneten Plätze im K19 präsentiert. (Katja Rudolph)
