Kasseler Professorin setzt Mode-Zeichen fürs Impfen

Die Entwürfe der Designerin Ayzit Bostan haben schon mehrmals für Aufsehen gesorgt. Nun hat die Kasseler Kunsthochschul-Professorin einen Slogan fürs Impfen gestaltet: „PIEKS“.
Kassel – Vielleicht wäre Deutschland in der Pandemie längst weiter, wenn es den Slogan von Ayzit Bostan schon früher gegeben hätte. Für das Feuilleton der „Süddeutschen Zeitung“ hat die Münchner Designerin und Kasseler Kunsthochschul-Professorin ein Logo entworfen, das sich jeder im Netz runterladen und auf Plakate, Shirts und Kappen drucken kann. Es lautet schlicht „PIEKS“ (hier geht es zum Download).
Kritiker monieren, dass es in Deutschland keine ansprechende Kampagne für das Impfen gegeben habe. Man darf Bostans Slogan selbstverständlich nicht überbewerten, aber er hat genau die Eigenschaften, die eine Kampagne braucht. „PIEKS“ ist nicht aufdringlich und wirkt gerade auf einem rosa Hintergrund sympathisch. Bostan selbst schätzt das „kurze und einfache Wort, das gut lesbar ist, nicht verkünstelt, nicht überintellektualisiert und ein bisschen niedlich. Es funktioniert überall gut.“
Das finden auch andere. So haben die Kammerspiele das Logo für ihre Mitarbeiter auf Shirts drucken lassen. Bostan wollte mit einem freundlichen Wort auf das Impfen hinweisen und sich somit solidarisch zeigen, wie sie sagt: „Ich finde, man muss etwas Positives unternehmen, das alle voranbringt.“
Es ist nicht das erste Mal, dass ein ebenso schlichter wie genialer Entwurf von ihr für Aufsehen sorgt. 2015 ließ die in der Türkei geborene und in der Nähe von München aufgewachsene Gestalterin das auf Yoko Ono und John Lennon zurückgehende Begriffspaar „Imagine Peace“ in arabischen Zeichen auf T-Shirts drucken. Auch damals gab es den Slogan kostenlos zum Download. Die Idee dazu hatte sie bei einer Exkursion mit Studierenden nach Marrakesch.
Die Hemden mit der Botschaft „Stell dir Frieden vor“ brachten die Leute ins Gespräch, hat die 53-Jährige festgestellt: „Viele Menschen verstehen nicht, was die arabischen Zeichen bedeuten. Dadurch ist es sehr kommunikativ und führt zu interessanten Begegnungen.“
Ungewöhnlich ist auch Bostans Karriere. Die Mittlere Reife hat sie auf dem zweiten Bildungsweg nachgeholt. Mit 22 begann sie eine Schneiderlehre. Mittlerweile ist sie seit fast zehn Jahren Professorin und sagt: „Ich habe immer das gemacht, was mir Spaß und mich glücklich gemacht hat.“
An der Kasseler Kunsthochschule ist sie zwei bis drei Tage in der Woche. Hier schätzt sie die große Freiheit für Studierende, eigene Ideen einzubringen. Deren Arbeiten sollen im Sommer in der Kunsthochschule gezeigt werden.
Bostan selbst, die für ihre Taschen renommierte Preise erhielt, stellte zuletzt auf Einladung des Goethe-Instituts in Paris aus. Ihre Installation „Parasol“ bestand aus verlassenen Sonnenschirmen. Bostan sieht sich als Designerin und Künstlerin, was in Deutschland nicht alle verstehen: „In der Designerszene werde ich als Künstlerin gesehen und in der Kunstwelt als Designerin.“ Sie findet das altmodisch.
Zeitlos schön sind die Wolken, die immer wieder in ihren Arbeiten auftauchen. Bostan liebt sie, weil sie für sie „sehr poetisch, universell und einzigartig“ sind. Sie seien etwas sehr Positives. Neben dem „PIEKS“ wird auch dies gerade sehr gebraucht. (Matthias Lohr)