Kasseler Einzelhändler wollen Wolfsschlucht aufwerten

Wenn zu Weihnachten die Innenstadt zu leuchten beginnt, bleibt eine Straße bislang dunkel: die Wolfsschlucht. Zwar steht das nächste Weihnachtsfest noch lange nicht bevor, wohl aber die documenta fifteen – aus Sicht der Händler der Wolfsschlucht ein guter Anlass, die Einkaufsstraße stärker ins Bewusstsein zu rücken.
Kassel. Eine Homepage, ein Instagram-Auftritt, ein Magazin, in dem sich die inhabergeführten Läden vorstellen, Gespräche mit Ortsbeirat und Stadt. Das sei erst der Anfang, sagt Kerstin Lassalle, Inhaberin des Concept-Stores „Schöner als gestern“. Sie ist eine von vier Ladeninhabern, die sich zusammengetan haben, um etwas zu verändern.
Als sie ihren Laden im August 2021 eröffnete, stellte sie schnell fest, dass die Straße wenig attraktiv ist zum Verweilen und gemütlichen Einkaufen. „Viele Leute fragten mich, wo denn die Wolfsschlucht überhaupt sei.“ Auch Cesur Güngörmüs, Inhaber von Timeless, berichtet, er habe immer wieder Kunden, die fragten, ob man neu aufgemacht habe. Dabei besteht sein Laden seit 2006.
Bezüglich des Kundenzustroms sei viel Luft nach oben, sagt Sven Bingemann von Kramer Schupp. „Corona ist eine zusätzliche Motivation, jetzt aktiv zu werden und die Straße bekannter zu machen. Damit es weitergehen kann.“ Unter der Pandemie habe man stark gelitten, doch das Problem bestehe auch unabhängig davon: „Die Wolfsschlucht wird als Einkaufsstraße nicht ernstgenommen“, sagt Güngörmüs, der kurz vor Beginn der Pandemie ein Straßenfest angestoßen hatte, das nun im kommenden Jahr nachgeholt werden soll.
Ausgefallene Kleidung, Artikel mit nordhessischem Lokalkolorit, zeitgenössischer Schmuck und Kunsthandwerk und delikate Törtchen – etwa 15 Händler und Gastronomen aus dem Carree Wolfsschlucht, Opernstraße und Theaterstraße, darunter etwa auch die Chocolaterie & Patisserie Christian Bach und die Drei Bar, stehen hinter den Plänen des vierköpfigen Kernteams. Um Dinge wie Poller, Blumenkästen oder eben perspektivisch eine Weihnachtsbeleuchtung anzuregen, habe man den Kontakt zu Stadt und Ortsbeirat gesucht.
Die Inhaber seien „voller Energie und haben Lust auf Veränderung“, sagt Ortsvorsteherin Julia Herz. Der Porcellino, ein Brunnen nach italienischem Vorbild, der am Florentiner Platz aufgestellt werden soll (HNA berichtete), sei ein guter Auftakt für die Aufwertung des Quartiers. Der Ortsbeirat habe die Stadt aufgefordert, die Einrichtung einer Fußgängerzone zu prüfen. Als sehr wahrscheinlich stuft Herz das Vorhaben nicht ein, schließlich scheiterte schon 2019 die Forderung nach Bremsschwellen, weil dies laut Straßenverkehrsamt den Verkehrsfluss beeinträchtige. Ein weiterer Antrag bezieht sich auf die Anschaffung von Sitzmöglichkeiten, Blumenkübeln und Fahrradständern. Dafür würde man auch Mittel aus dem Ortsbeirat bereitstellen.
„Uns ist klar, dass viele Dinge einer Erlaubnis der Stadt bedürfen. Das kostet Zeit“, sagt Kerstin Lassalle. Bis auf Worte Taten folgten und die Wolfsschlucht zur lebendigen Einkaufsstraße geworden ist, werde man eben mit kleinen Dingen Veränderung schaffen – mit Blumenkübeln vor dem Laden etwa oder Lichterketten. „Die Akkus tauschen wir dann halt selbst aus.“
Von Anna Lischper